Abschlusssymposium des Forschungsverbundes „Gesundheitliche Langzeitfolgen von SED-Unrecht“ in Erfurt
Die SED-Opferbeauftragte nahm am 11. Juni 2025 an dem Abschlusssymposium des Verbundprojektes zur Erforschung der „Gesundheitliche(n) Langzeitfolgen von SED-Unrecht“ teil. Nach nunmehr vier Jahren intensiver Forschung stellte der von der Ostbeauftragten der Bundesregierung geförderte Forschungsverbund der Universitätskliniken Jena, Leipzig, Magdeburg und Rostock seine Ergebnisse der Öffentlichkeit vor. Höhepunkt der Veranstaltung war die Präsentation einer vom Verbund erstellten Webseite, die die Forschungsergebnisse direkt in die Praxis transferieren soll.

Der Verbundsprecher und Projektleiter Prof. Dr. Bernhard Strauß stellt die Forschungsergebnisse vor. (© Team Zupke)
Gemeinsam mit dem Verbundsprecher und Projektleiter Prof. Dr. Bernhard Strauß sowie dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Peter Wurschi eröffnete die Bundesbeauftragte die Veranstaltung mit einem Grußwort. Prof Strauß und Dr. Peter Wurschi hoben dabei die Bedeutung der Anerkennung von individuell erlittenem Unrecht in der SED-Diktatur sowie den Stellenwert des sensiblen Umgangs mit Betroffenen in der Gesellschaft hervor. Evelyn Zupke unterstrich in ihrer Rede die Notwendigkeit weiterer Forschung, für deren Förderung sie sich im Bundestag einsetzen wird. In einem sich anschließenden Gastvortrag erörterten Prof. Dr. Silke B. Gahleitner und Maite Gabriel „Bewältigungswege und Unterstützungsmöglichkeiten ehemaliger Heimkinder in der DDR“, die im Rahmen des abgeschlossenen Forschungsprojektes TESTIMONY untersucht wurden.
Auf den drei abschließenden Podien wurden über nachhaltige Unterstützungspotenziale, über die Bedeutung der Öffentlichkeit in der Wahrnehmung Betroffener sowie über die Rolle von Fachkräften in der Versorgung von Betroffenen diskutiert. Ein gewisses Verständnis für die vielfältigen Biografien könne Fachkräften den Zugang zu den Betroffenen erleichtern und ihnen so eine bessere Unterstützung ermöglichen, schlussfolgerten die Diskutanten.

Die Forschungsergebnisse wurden im Rahmen der Veranstaltung ausgestellt. (© Team Zupke)
Alle Forschungsergebnisse des Verbundes wurden im letzten Jahr durch die einzelnen Teilprojekte des Verbundes für die Präsentation auf einer eigenen neuen Webseite aufbereitet. Sie sind auf der Webseite „www.sed-gesundheitsfolgen.de“ veröffentlicht und zugänglich. Das Portal stellt Informationen bereit, die einerseits von verschiedenen Berufsgruppen zur Weiterbildung zum Thema SED-Unrecht genutzt werden können. Andererseits werden hier praxisnahe Ergebnisse aus der Verbundarbeit auch für Betroffene zugänglich gemacht. Nachdem die Webseite auf der Veranstaltung in ihrem Aufbau vorgestellt wurde, wurde sie symbolisch von Prof. Dr. Strauß an die SED-Opferbeauftragte übergeben. Die Opferbeauftragte wird sich neben dem Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie des Universitätsklinikums Jena und in der Zusammenarbeit mit den vorherigen Verbundpartnern künftig als Kooperationspartnerin in die inhaltliche Pflege der Webseite einbringen und die sich dort bietenden Vernetzungsmöglichkeiten vorantreiben.
Die Veranstaltung richtete sich an Betroffene bzw. deren Verbände, an Vertreterinnen und Vertreter aus den Beratungssystemen und aus der Forschung sowie an Personen aus der Politik- und Medienlandschaft. Das Symposium fand in Kooperation mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt. Neben der Präsentation der Forschungsergebnisse zielte die Veranstaltung vor allem auf die Förderung der Vernetzung zwischen den Teilnehmenden ab.
Hintergrund:
Die Förderung des Verbundes geht auf einem Beschluss des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2019 zurück. Dabei hatte sich das Parlament im Zusammenhang mit dem Antrag „30 Jahre Friedliche Revolution“ für eine Vereinfachung der Regelungen für die Anerkennung traumatischer Belastungen der politischen Opfer der SED-Diktatur ausgesprochen (Bundestagsdrucksache 19/10613). Die Arbeiten des Forschungsverbundes sollten dazu beitragen, gesundheitliche Langzeitbeeinträchtigungen der Opfer von SED-Unrecht nachhaltiger zu verstehen. Dazu kooperierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätskliniken Jena, Leipzig, Magdeburg und Rostock aus den Bereichen der Psychosozialen Medizin, Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in zwölf Teilprojekten zu folgenden Themen: Weiterbildung für mit SED-Unrechtsbetroffenen befasste Berufe, die Psychiatrie im Gesundheitssystem der DDR, die Spätfolgen von Hepatitis C-kontaminierter Anti-D-Prophylaxe, anhaltende Stigmatisierungsprozesse in der Gesellschaft sowie gesundheitliche Staatsdoping- und Zersetzungsfolgen. Der Verbund wurde bei seiner Arbeit in den letzten vier Jahren durch einen Beirat unterstützt, dem auch die SED-Opferbeauftragte angehört. Aus der Sicht von Evelyn Zupke sind die Forschungsergebnisse des Verbunds von zentraler Bedeutung bei der Neuordnung der Anerkennung von verfolgungsbedingten Gesundheitsschäden.