Geschichte

Große Gestalten der Demokratie: Porträtbüsten wichtiger Abgeordneter

Das umgestaltete Reichstagsgebäude im Berliner Spreebogen ist das Wahrzeichen des Deutschen Bundestages. Seit einem Vierteljahrhundert tagt hier das Parlament der Bundesrepublik Deutschland. In seiner Nähe befinden sich viele weitere Parlamentsgebäude, benannt nach bedeutenden ehemaligen Abgeordneten. Dabei sind die namensgebenden Personen auch als Büste verewigt – von unterschiedlichen Künstlern und in unterschiedlichen Stilen. 

„Vorbilder bis heute und auch in Zukunft“

Mit der Benennung würdige das Parlament Abgeordnete, „die Historisches geleistet haben“, sagt Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Dazu zählen Paul Löbe (1875 bis 1967), Jakob Kaiser (1888 bis 1961) und Dr. Marie-Elisabeth Lüders (1878 bis 1966), die schon in der Weimarer Republik politisch aktiv waren. „Sie kämpften gegen den Nationalsozialismus und bauten unsere parlamentarische Demokratie mit auf“, so Bas. „Damit sind sie Vorbilder bis heute und auch in Zukunft.“ 

Auch der frühere Bundestagspräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse ist überzeugt: „Es ist sehr wichtig, an große Gestalten unserer Parlamentsgeschichte, unserer Demokratiegeschichte zu erinnern.“ Das diene dem Selbstbewusstsein des Parlaments, so Thierse: „Auch wir Deutschen haben eine Freiheitsgeschichte. Auch wir Deutschen haben eine Demokratiegeschichte, auf die wir mit Stolz, mit Freude, mit Selbstbewusstsein blicken können.“

Jakob-Kaiser-Haus

Am 11. Dezember 1997 hatte der Ältestenrat des Bundestages beschlossen, die damals im Bau befindlichen Bürogebäude im Parlamentsviertel nach den genannten Persönlichkeiten zu benennen. Aus der Projektbezeichnung „Dorotheenblöcke“ wurde das Jakob-Kaiser-Haus (JKH), benannt nach dem CDU-Politiker, der Mitglied des Reichstages der Weimarer Republik, des Parlamentarischen Rates und von 1949 bis 1957 des Bundestages war. In der ersten und zweiten Wahlperiode war er zugleich Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen. 

Paul-Löbe-Haus

Aus dem „Alsenblock“ wurde das Paul-Löbe-Haus (PLH) zu Ehren des SPD-Politikers, der Mitglied der Nationalversammlung der Weimarer Republik und von 1920 bis 1924 sowie von 1925 bis 1932 Reichstagspräsident war. Nach dem Krieg gehörte Löbe dem Parlamentarischen Rat und von 1949 bis 1953 dem Bundestag an, dessen erster Alterspräsident er 1949 war.

Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

Das Gebäude mit der Projektbezeichnung „Luisenblock“ wurde in Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (MELH) umbenannt nach der FDP-Politikerin, die der Nationalversammlung und dem Reichstag der Weimarer Republik sowie von 1949 bis 1961 dem Deutschen Bundestag angehört hatte, dessen Alterspräsidentin sie 1953 und 1957 war.

Matthias-Erzberger-Haus

Es dauerte fast 20 Jahre, bis der Bundestag weitere Gebäude nach namhaften Abgeordneten benannte. Am 23. März 2017 erhielt die Liegenschaft Unter den Linden 71, das frühere DDR-Ministerium für Volksbildung, die Bezeichnung „Matthias-Erzberger-Haus“ nach dem 1921 kurz vor seinem 46. Geburtstag ermordeten Politiker der Deutschen Zentrumspartei, der seit 1903 dem Reichstag im Kaiserreich, 1919/20 der Nationalversammlung und bis zu seiner Ermordung dem ersten Reichstag der Weimarer Republik angehört hatte.

Otto-Wels-Haus

Am gleichen Tag erhielt die Liegenschaft Unter den Linden 50, das frühere DDR-Ministerium für Innerdeutschen Handel, Außenhandel und Materialversorgung, die Bezeichnung „Otto-Wels-Haus“. Der SPD-Politiker (1873 bis 1939) war wie Erzberger Mitglied des Reichstages des Kaiserreichs (seit 1912), der Nationalversammlung und des Reichstages der Weimarer Republik (bis 1933) gewesen.

Elisabeth-Selbert-Haus

Weitere Benennungen folgten am 23. Mai 2017. Auf Beschluss des Ältestenrates erhielt die Liegenschaft Unter den Linden 62-68 die Bezeichnung „Elisabeth-Selbert-Haus“ nach der SPD-Politikerin (1896 bis 1986), die als eine der „Mütter des Grundgesetzes“ 1948/49 dem Parlamentarischen Rat und von 1946 bis 1958 dem Hessischen Landtag angehört hatte. 

Helene-Weber-Haus

Nach einer weiteren Mutter des Grundgesetzes benannt wurde die Liegenschaft Dorotheenstraße 88. Sie trägt die Bezeichnung „Helene-Weber-Haus“ nach Helene Weber (1881 bis 1962), die als Politikerin der Deutschen Zentrumspartei der Nationalversammlung und dem Reichstag der Weimarer Republik (von 1924 bis 1933) sowie als CDU-Politikerin dem Parlamentarischen Rat und von 1949 bis 1962 dem Bundestag angehört hatte. (irs/15.08.2024)

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