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Porträtbüste von Helene Weber aufgestellt

Eine Frau bearbeitet eine Büste aus einem Lindenholzblock.
Porträtbüste von Helene Weber aus Lindenholz
Porträtbüste von Helene Weber aus Lindenholz

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Luzia Werner in ihrer Werkstatt (© Kristina Volke)

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Porträtbüste von Helene Weber aus Lindenholz (© Matthias Ritzmann)

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Porträtbüste von Helene Weber aus Lindenholz (© Matthias Ritzmann)

Nachdem die Bundestagsliegenschaft in der Dorotheenstraße 88 nach der Politikerin Helene Weber (1881 bis 1962) benannte wurde, erhielt die Künstlerin Luzia Werner aus Halle vom Kunstbeirat des Deutschen Bundestages den Auftrag, eine Porträtbüste zu gestalten. Dieses Kunstwerk wurde im März 2023 im Eingangsbereich des Helene-Weber-Hauses aufgestellt.

Die Studienrätin Helene Weber hatte Geschichte, Philosophie, Romanistik und Sozialpolitik in Bonn und Grenoble studiert und 1919 bei den Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung als Kandidatin der Deutschen Zentrumspartei im Wahlkreis Düsseldorf ein Mandat errungen. Nach Auflösung der Nationalversammlung übernahm sie als Ministerialrätin im Preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt die Leitung des Dezernats „Soziale Ausbildung und Jugendfragen“, von 1924 bis 1933 war sie Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei. Nach dem Ende des Nationalsozialismus, den sie im Fürsorge- und Caritas-dienst in Berlin überstand, schloss sie sich der CDU an und wurde so 1946 Abgeordnete des ersten nordrhein-westfälischen Landtags. Als Mitglied des Parlamentarischen Rates setzte sie sich vehement für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein. Von 1949 bis 1958 war sie Vorsitzende der Frauenvereinigung der CDU. Während ihrer Mandatszeit übernahm sie 1952 den Vorsitz des Kuratoriums des Deutschen Müttergenesungswerks. Nach langer Krankheit verstarb Helene Weber im Alter von 81 Jahren in Bonn.

Luzia Werner wurde 2019 vom Kunstbeirat des Deutschen Bundestages mit der Porträtbüste der Politikerin beauftragt. Nach umfangreichen Recherchen modellierte sie ein Tonmodell, nach der sie die Lindenholzbüste fertigte und farbig fasste. Wie bei vielen ihrer Werke birgt der Skulpturenkopf ein Geheimnis: Eine kleine Öffnung im Büstenteil, durch das der Betrachter wie durch ein Schlüsselloch spähen kann, eröffnet die Aussicht auf eine kleine Landschaft. Luzia Werner erklärte dazu: „Im Inneren der Figur ist es Abend. Auf einer Wiese sieht man eine Gruppe Menschen um ein Feuer stehen. Im Hintergrund fährt ein beleuchteter Zug vorbei. Am Himmel über allem leuchtet ein Stern, bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass es sich um ein kleines Kreuz handelt. Helene Weber richtete ihr ganzes Leben nach ihrem christlichen Glauben aus. Vielleicht kann man hier die Erklärung für ihren endlosen und unermüdlichen Einsatz für Bedürftige und Diskriminierte finden. Sie lebte die Nächstenliebe auf eine aufrichtige und liebevolle Art. Dies zieht sich durch ihre ganze Biografie wie ein roter Faden. Sie kämpfte für Demokratie und eine tatkräftige Politik für den Menschen. Beeindruckend ist auch ihr Einsatz im Katholischen Deutschen Frauenbund. Ihr gelang es immer wieder, Frauen in Gruppen zusammen zu führen, in denen diese sich organisierten und sich für andere engagierten. Sie trug maßgeblich dazu bei, die soziale Arbeit zu professionalisieren und zu bezahlter Arbeit zu machen. Um die Frauen zu motivieren, zu unterstützen und Mut zu spenden, fuhr sie, neben ihrer bezahlten Arbeit, nächtelang mit dem Zug in verschiedene Städte und besuchte dort die Frauenbund-Gruppen. Mit ihren mitreißenden Reden vermochte sie es, aus der Glut wieder Feuer zu entzünden. Den Bundestag bereicherte sie mit ihrem klaren Blick, scharfen Verstand und glühenden Reden für das, was ihr wichtig war. Und sie zögerte nicht die Dinge umzusetzen. Sie war eine Frau der Tat, getragen von ihrem unerschütterlichen Glauben an das Gute.“ Luzia Werner, März 2022

Text: Kristina Volke

Wir danken dem Katholischen Deutschen Frauenbund e. V. (KDFB) für die Unterstützung

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