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Charbel aus dem Libanon glaubt an eine bessere Zukunft für sein Land

Charbel Dadde aus dem Libanon in einem Flur

Charbel Dadde aus dem Libanon nimmt am IPS-Programm des Bundestages teil. (DBT/photothek)

Als Charbel Dadde 1984 in der libanesischen Hauptstadt Beirut geboren wurde, tobt der Bürgerkrieg. „Ich kann mich daran noch gut erinnern, auch wenn ich damals ein Kind war“, erzählt der heute 32-Jährige. Dem Bürgerkrieg, der 1990 beendet war, folgten später weitere Kriege mit Israel. „Wir sind daran gewöhnt, Krieg zu haben – das ist nichts Besonderes, auch für die jungen Menschen nicht.“

Ein erschreckender Befund, findet Charbel Dadde. „Das ist sehr traurig, wenn man den Krieg gewöhnt ist. Wir wollen alle Ruhe und Frieden aber gleichzeitig auch unsere Rechte“, sagt er. Der Libanese glaubt an eine bessere Zukunft für sein Land. Auch um daran aktiv mitzuwirken nimmt er am Sonderprogramm des Internationalen Parlamentsstipendiums (IPS) für arabische Staaten teil, das noch bis Ende September läuft.

Eine Woche im Wahlkreis von Johann Wadephul

Ganz im Zeichen der Bundestagswahl stehen die vier Wochen. Höhepunkt für Charbel Dadde ist ein einwöchiger Aufenthalt im Wahlkreis seines „Patenabgeordneten“ Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) – Wahlkampf natürlich inklusive. „Das wird eine spannende Erfahrung für mich“, ist sich der 32-Jährige sicher.

Für ihn ist das IPS die optimale Gelegenheit, nach der deutschen Sprache und der Kultur auch das politische System aus nächster Nähe kennenzulernen. Erste Erfahrungen hat er aber schon im vergangenen Jahr gesammelt. „Ich habe ein Stipendium des Instituts für Auslandsbeziehungen erhalten und damit ein Praktikum beim Arbeitskreis Deutscher Bildungsstätten gemacht“, erzählt er. Dabei sei es um politische Bildung für Kinder, für Heranwachsende und Erwachsene gegangen: „Das hat mir gut gefallen.“ Im Libanon, so Charbel Dadde, gebe es so etwas nicht. „Da wird nicht so viel Wert auf politische Bildung gelegt.“

„Die Mehrheit der Deutschen möchte den Flüchtlingen helfen“

Ein Fehler, wie er findet. „Ich würde die politische Bildung bei uns im Land ausbauen und auch Kindern die Möglichkeit geben, das Parlament zu besuchen – wie es in Deutschland möglich ist“, sagt der studierte Maschinenbauer, der lange Jahre bei der Nichtregierungsorganisation „Teach for Lebanon“ gearbeitet hat, die sozial benachteiligten Schülern hilft. Zuletzt hat er dort die Lehrer ausgebildet.

Seit drei Monaten arbeitet Charbel Dadde an der deutschen Botschaft in Beirut – im Referat für Visaangelegenheiten der syrischen Abteilung der Botschaft. Und kommt aufgrund der dort gemachten Erfahrungen zu der Einschätzung: Deutschland hat seine Türen für Flüchtlinge geöffnet. Vor dem Hintergrund des Erstarkens der AfD sagt er: „Es gibt eine Minderheit, die dagegen ist. Die Mehrheit der Deutschen möchte den Flüchtlingen aber helfen.“

Mehr als 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon

Im Libanon selbst gibt es derzeit mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien – bei vier Millionen libanesischen Einwohnern. Für ein so ein kleines Land sei das eine sehr große Zahl, sagt er. „Wir möchten den Geflüchteten gern helfen, brauchen aber Unterstützung aus dem Ausland, da der Libanon selber nicht ausreichend Ressourcen hat.“

Charbel Dadde setzt dabei auf die Hilfe der EU, speziell aus Deutschland. Die Verbindung zwischen Deutschland und dem Libanon sei sehr eng, betont er. Nicht zuletzt aufgrund der vielen Bürgerkriegsflüchtlinge der 1980er-Jahre, die in Deutschland leben und oft ihre Heimat besuchten. „Deutschland hat bei uns einen guten Ruf. Auch wegen des erfolgreichen Fußballs der Nationalmannschaft und den hochwertigen Autos“, sagt der Libanese. Das IPS schaffe nun eine weitere Brücke zwischen den beiden Ländern. „Das ist eine gute Idee. Ich freue mich, daran teilnehmen zu dürfen.“ (hau/11.09.2017)

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