Geschichte

5. November 1918: Auf­stands­bewegung breitet sich weiter aus

Schwarzweiße Aufsicht auf einen am unteren rechten Rand ins Bild strömenden Protestzug. Im Hintergrund stehen weitere Menschen im Halbkreis vor einem weitestgehend leeren Platz

Die Proteste weiten sich auf andere Städte im Deutschen Reich aus. Hier zu sehen ist die Aufnahme einer Kundgebung des II. Marinebataillons in Wilhelmshaven (datiert auf den 5. November 1918). (Bundesarchiv (SAPMO))

Dienstag, 5. November 1918

In seiner letzten Antwortnote an die Regierung des Deutschen Reiches teilt der amerikanische Präsident Woodrow Wilson mit, dass der französische Marschall Ferdinand Foch von der Regierung der Vereinigten Staaten und den alliierten Regierungen ermächtigt worden ist, Vertreter der deutschen Regierung zu empfangen, um ihnen die Waffenstillstandsbedingungen mitzuteilen. 

Diese Bedingungen sollen „die Interessen der beteiligten Völker in vollem Maße wahren“ sowie „den verbundenen Regierungen die unbeschränkte Macht“ sichern, „die Einzelheiten des von der deutschen Regierung angenommenen Friedens zu gewährleisten und zu erzwingen.“

Aufruf zum Sympathie-Generalstreik

In Kiel ruft die Arbeiterschaft der großen Industriebetriebe zu einem Sympathie-Generalstreik auf, wodurch der Arbeiter- und Soldatenrat die Gewalt über die gesamte Stadt erringt. 

Die Aufstandsbewegung breitet sich im Deutschen Reich immer weiter aus. In zahlreichen Städten werden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet und Protestkundgebungen organisiert. In Hamburg organisieren Soldaten und Arbeiter einen Generalstreik. Die Aufständischen besetzen Hauptbahnhof, Elbtunnel, Kasernen, Kriegsschiffe sowie einige Banken. 

Protestaktionen auch in Stuttgart und München

Auf einer Kundgebung ruft der Parteisekretär der Unabhängigen Sozialdemokraten Wilhelm Dittmann zur Errichtung der sozialistischen Republik auf. Soldaten und Matrosen übernehmen die militärische Kontrolle. Von Hamburg greift die Bewegung nach Bremen, Cuxhaven und Lübeck über. Auch in Stuttgart und München kommt es zu Protestaktionen.

Hindenburg steht weiter hinter dem Kaiser

In einer Sitzung des Gesamtkabinetts kritisiert der stellvertretende Chef der Obersten Heeresleitung General Wilhelm Groener die gegen die kämpfende Truppe gerichtete „Kritik und Polemik“ in Deutschland. Stattdessen fordert er eine „Stärkung und Stählung von Herz und Seele“. Wenn nicht schleuniger Wandel geschehe, richte „die Heimat das Heer zugrunde“. 

In der Frage der Abdankung des Kaisers teilt er den Kabinettsmitgliedern im Namen von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg mit, „dass er [Hindenburg] sich für einen Schuft hielte, wenn er den Kaiser verlassen würde“. Und weiter führt Groener aus: „Wie sollen die Tausende von tapferen Offizieren und Soldaten den Entschluss zum Opfertode finden, wenn in ihre Herzen und Gewissen der Zwiespalt hineingetrieben wird. Wovon man in der Heimat keine Ahnung zu haben scheint, das ist die Psychologie des Heeres […] Hört die Hetze gegen den Kaiser nicht auf, so ist das Schicksal des Heeres besiegelt […] Des Generalfeldmarschalls und meine Gesamtauffassung ist: Der schlimmste Feind, dessen das Heer sich zu erwehren hat, ist die Entnervung durch die Einflüsse der Heimat, ist der drohende Bolschewismus.“

Russische Diplomaten werden ausgewiesen

Das Deutsche Reich bricht die diplomatischen Beziehungen zu Sowjetrussland ab. Alle russischen Diplomaten werden ausgewiesen, das deutsche Botschaftspersonal aus Moskau zurückbeordert. 

Auslöser für das deutsche Vorgehen war der gegen Russland erhobene Vorwurf, es habe in der Kurierpost der sowjetrussischen Botschaft nach Deutschland subversive Propaganda-Flugblätter der Spartakusgruppe und antideutsches Propagandamaterial eingeschmuggelt.

Staatssekretäre werden vereidigt

Die am 31. Oktober 1918 definitiv ernannten Staatssekretäre ohne Geschäftsbereich werden vereidigt.

Verbot von USPD-Veranstaltungen

Auf Anweisung des Oberbefehlshabers in den Marken, General Gustav von Kessel, verbietet der Berliner Polizeipräsident Heinrich von Oppen fünf Versammlungen der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD), die anlässlich des Jahrestages der russischen Oktoberrevolution am 7. Oktober 1918 in Berlin stattfinden sollen. (ww/05.11.2018)

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