Anträge zur Stärkung der beruflichen Bildung überwiesen
Der Bundestag hat am Donnerstag, 23. Juni 2022, einen von der CDU/CSU-Fraktion vorgelegten Antrag mit dem Titel „Stärkung der beruflichen Bildung – Strukturierte Berufsorientierung ermöglichen und gleichwertige Qualifikationen konsequent sicherstellen“ (20/2340) sowie einen Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Ausbildungsplätze schaffen und gute Ausbildungsqualität sichern“ (20/2335) beraten. Im Anschluss an die 40-minütige Debatte wurden beide Initiativen zur weiteren Beratung an den federführenden Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung überwiesen.
Antrag der Unionsfraktion
Angesichts des drohenden Fachkräftemangels fordert die Union in ihrem Antrag (20/2340) die Stärkung der beruflichen Bildung. Die Bundesregierung solle eine nationale Offensive in der Berufsorientierung starten und den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR), der die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung feststellen soll, überarbeiten. Der Bundestag wird sich am Donnerstag in einer Plenardebatte zur Beruflichen Bildung mit dem Antrag befassen.
Während die Zahl der Studierende in Deutschland seit Jahren steigt, seien zwischen 2007 und 2020 das Ausbildungsangebot um ein Fünftel und die entsprechende Nachfrage um ein Viertel gesunken. Der Mangel an ausgebildeten Fachkräften werde sich in Zukunft noch verstärken. Daher sei es wichtig, die berufliche Bildung durch eine nationale Offensive zu stärken. Dies könne unter anderem dadurch geschehen, „digitale Angebote stärker mit bestehenden Lernplattformen zu verknüpfen“.
Durch den seit 2013 geltenden DQR solle eigentlich die Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen gewährleistet werden. Ein Meisterbrief bzw. Technikertitel entspreche laut DQR einem Bachelorabschluss. Trotz dieser Regelungen gebe es „erhebliche Unterschiede bei der Vergütung und dem Zugang zum Arbeitsmarkt“. Durch eine gemeinsame Überarbeitung des DQR mit den Ländern solle der DQR „von einem reinen Transparenzinstrument zu einer verbindlichen Maßeinheit werden“, so die Antragsteller.
Antrag der Linksfraktion
Die Fraktion Die Linke fordert in ihrem Antrag (20/2335), mehr Ausbildungsplätze zur schaffen und die Qualität der Berufsausbildung zu verbessern. Die duale Ausbildung stehe nicht erst seit der Coronakrise unter Druck. Schon lange vor der Coronapandemie hätten weniger als 20 Prozent der Betriebe ausgebildet. 2020 sei die Zahl nochmals um 1,4 Prozent auf 419.700 gesunken, erläutern die Abgeordneten in dem Antrag. Es sei zu befürchten, dass dieser Trend dauerhaft dramatische Auswirkungen auf die Fachkräftesicherung haben werde, heißt es darin weiter,
Die Linke fordert von der Bundesregierung unter anderem einen Gesetzentwurf, der einen Rechtsanspruch auf Ausbildung verankert und allen Menschen die Aufnahme einer vollqualifizierenden, mindestens dreijährigen Ausbildung garantiert. Mit einem weiteren Gesetzentwurf soll eine solidarische Umlagefinanzierung eingeführt werden, die alle Betriebe für die Finanzierung der Ausbildung junger Menschen in die Pflicht nimmt und die Ausbildungskapazitäten krisensicher macht. Gemeinsam mit den Ländern, Kammern, der Bundesagentur für Arbeit und den Gewerkschaften soll die Bundesregierung dafür sorgen, dass die überbetriebliche Ausbildung verstärkt gemäß Paragraf 10 Berufsbildungsgesetz genutzt wird, um die Ausbildungsbeteiligung kleinerer Unternehmen zu erhöhen. Ferner verlangt die Fraktion, die Berufseinstiegsbegleitung stärker flächendeckend zu etablieren und finanziell abzusichern sowie die Assistierte Ausbildung insbesondere für KMU (kleine und mittlere Unternehmen) und auch schulische Ausbildungen als Regelangebot umzusetzen. (des/che/hau/23.06.2022)