Besuch

Ausstellung zum ersten Reichstag des Kaiserreichs vor 150 Jahren

Auf dem Zeitstrahl der deutschen Parlamentsgeschichte markiert der 21. März 1871 ein besonderes Datum. An diesem Tag vor 150 Jahren trat in Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. der erste Reichstag des neuen Kaiserreichs im Thronsaal des Berliner Schlosses zusammen. Anschließend fand die erste Sitzung des Parlaments im Preußischen Abgeordnetenhaus statt. Zwei Tage später wurde Eduard Simson zum ersten Reichstagspräsidenten gewählt.

Der Bundestag würdigt diesen besonderen Jahrestag nun durch eine Ausstellung an der spreeseitigen Fassade des Paul-Löbe-Hauses in Berlin. Großformatige Transparente werfen dort ein Schlaglicht auf den prägenden Einfluss des Reichstages auf das nationale Selbstverständnis, die Rechtseinheit Deutschlands, seine Sozialgesetzgebung und weitere Bereiche des Lebens im Kaiserreich.

Schlüsselereignisse der Parlamentsgeschichte

Dargestellt werden unter anderem die Schlüsselereignisse auf dem Weg zur Konstituierung des Reichstages, die prägenden Debatten der Politik im Kaiserreich oder die Wirkungsstätten des Parlaments bis hin zum Reichstagsgebäude im Tiergarten.

Prominent zu sehen sind im Zuge der Ausstellung auch die Comic-Zeichnungen des Künstlers Simon Schwartz. Auf seine ganz eigene Weise porträtierte der Erfurter einige der prägendsten Parlamentarier dieser Zeit – neben Simson etwa auch Ludwig Bamberger, Eduard Lasker oder Ludwig Windthorst.

„Zunehmend das Forum der Nation“

„Der Reichstag ist Teil unserer Parlaments- und Traditionsgeschichte mit allen Unvollkommenheiten. Es war ein langer Weg zu Demokratie und Parlamentarismus, aber in dem spielt der Reichstag eine wichtige Rolle“, sagte Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble zur Eröffnung der Ausstellung. Der Reichstag habe in seiner Tätigkeit trotz aller Unvollkommenheiten vieles dazu beigetragen, dass Deutschland eine Nation wurde, „dass sich auch Demokratie schrittweise entwickelt hat“.

Der Reichstag, so Schäuble, habe mehr Bedeutung gehabt, als der Kaiser und die Aristokratie am Anfang wollten. Zwar habe er nicht den Kanzler wählen können, aber es sei auch schwierig gewesen, Gesetze gegen ihn oder ohne ihn zu machen. Zunehmend sei er zum Forum der Nation geworden, „was ja auch heute noch eine wichtige Funktion des Parlaments ist“, so Schäuble. (ste/23.03.2021) 

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