Parlament

Rund 23.000 Besucher beim „Tag der Ein- und Ausblicke“ im Bundestag

Ein Mann im Rollstuhl spricht auf einem Podest in ein Mikrofon. Im Hintergrund stehen mehrere Zuhörerinnen und Zuhörer.
Blick auf Ausstellungsstände in einer Halle mit vielen Besuchern.
Zwei junge Männer spielen Gitarre und Cello vor einer Ausstellungswand.
Drei Personen schauen in einem runden Bibliothekssaal nach oben zum Fenster.
Zwei Frauen und vier Männer sitzen nebeneinander auf einem Podium vor Publikum
Ein Mann mit Mikrofon steht vor einer sitzenden Gruppe von Jugendlichen und hält eine Stimmkarte hoch.
Zwei als Clowns verkleidete und geschminkte junge Frauen, eine mit einer kleinen Gitarre, blicken in die Kamera.
Ein junges Mädchen (von hinten zu sehen) wird von einer jungen Frau geschminkt.
Zwei Frauen sitzen nebeneinander vor Publikum in einem dunklen Bibliothekszimmer.

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Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble heißt die Besucherinnen und Besucher beim „Tag der Ein- und Ausblicke“ im Reichstagsgebäude willkommen. (© DBT/Stella von Saldern)

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Blick in die Halle des Paul-Löbe-Hauses (© DBT/Stella von Saldern)

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Musikalische Unterhaltung war beim „Tag der Ein- und Ausblicke gewährleistet. (© DBT/Stella von Saldern)

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Besuch in der Rotunde der Bibliothek des Bundestages im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (© DBT/Stella von Saldern)

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Podiumsdiskussion im Paul-Löbe-Haus mit Abgeordneten des Haushaltsausschusses (© DBT/Stella von Saldern)

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Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) mit einer Stimmkarte bei seinem Vortrag auf der Tribüne des Plenarsaals. (© DBT/Stella von Saldern)

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Die Clowns Lulu und Natascha erheiterten das Publikum. (© DBT/Stella von Saldern)

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Zum Angebot für die jüngsten Gäste zählte das Schminken. (© DBT/Stella von Saldern)

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Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (links) und Autorin Karin Felix präsentierten ein Buch über die Graffitis sowjetischer Soldaten im Reichstagsgebäude. (© DBT/Stella von Saldern)

Rund 23.000 Gäste haben am Sonntag, 8. September 2019, den 15. „Tag der Ein- und Ausblicke“ des Deutschen Bundestages besucht. Die Besucherinnen und Besucher hatten von 9 bis 19 Uhr Gelegenheit, sich im Reichstagsgebäude, im Paul-Löbe-Haus und im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus über die Arbeit des Bundestages zu informieren und einen Blick hinter die Kulissen von Parlament und Politik zu werfen. 

„Jeder kann, niemand muss mitmachen“

Eine halbe Stunde nach Öffnung der Pforten hieß Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble die bereits zahlreichen Gäste vor der Abgeordnetenlobby des Reichstagsgebäudes herzlich willkommen. Schon von Weitem wies fröhlicher Chorgesang den Weg zu Schäuble. Unter seiner Schirmherrschaft begleitet das Gesangsprojekt „Sing along Berlin 2019“ den Tag der Ein- und Ausblicke ganztägig musikalisch.

Schäuble erinnerte an die erste Sitzung des Bundestages vor 70 Jahren in Bonn und an den Mauerfall vor 30 Jahren, als Abgeordnete im Parlament die Nationalhymne anstimmten. Überall in der Welt werde debattiert, ob mit der westlichen, repräsentativen Demokratie Herausforderungen wie die Digitalisierung und Globalisierung zu meisten sind. Er sei gar nicht so pessimistisch, betonte Schäuble. In der Demokratie könne jeder mitmachen, niemand müsse mitmachen: „Wenn wir nicht so ein breites, großes ehrenamtliches Engagement hätten, wäre unser Land weniger liebenswert.“

„In der Demokratie muss gestritten werden“

In der Demokratie müsse gestritten werden, der Streit sei das Wesen der Demokratie, sagte der Bundestagspräsident. Die Zuhörer applaudierten spontan, als Schäuble hinzufügte: „Wo es nur eine Meinung geben darf, ist weder Demokratie noch Freiheit.“

Den Parteien wies der Bundestagspräsident die gemeinsame Verantwortung zu, Grenzen und Regeln einzuhalten. Schließlich erinnerte er daran, dass auf www.bundestag.de alle Plenarsitzungen und viele öffentliche Ausschusssitzungen des Bundestages live übertragen werden und dafür auch die App des Bundestages zur Verfügung steht.

Eindrucksvolle Spuren der Geschichte

Die Gäste konnten auf ihrem Rundgang nicht nur das Reichstagsgebäude, sondern auch das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus besichtigen und kennenlernen. Die Parlamentsgebäude beherbergen interessante Kunstwerke, Architektur und eindrucksvolle Spuren der Geschichte. Auf den Besuchertribünen des Plenarsaals berichteten die Vizepräsidentinnen und -präsidenten über die Arbeit des Parlaments, beantworteten Fragen der Gäste und gaben Gelegenheit zu Bürgergesprächen.

Im benachbarten Paul-Löbe-Haus boten sich der Öffentlichkeit zahlreiche Informationsstände, Präsentationen, Vorträge und Führungen. Überall gab es ein reichhaltiges Bühnenprogramm mit mehreren Musikbands, die im Innen- und Außenbereich für Unterhaltung sorgten. Die BandLift me up“ überraschte mit persönlichen Miniatur-Konzerten und unterhielt die Gäste musikalisch im dafür geöffneten Fahrstuhl im Paul-Löbe-Haus auf ihrem Weg ins Marie-Elisabeth-Lüders-Haus am gegenüberliegenden Spreeufer. 

Fraktionen stellten sich vor

Auf der Fraktionsebene oberhalb des Plenarsaals präsentierten sich die sechs Fraktionen des Bundestages – CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen – mit einem eigenen Programm. Die Besucher konnten dort politische Fragen in persönlichen Gesprächen mit Mitgliedern des Bundestages diskutieren.

Das umfangreiche Programm wurde durch eine Vielzahl von Bürgergesprächen in den Sitzungssälen des Paul-Löbe-Hauses ergänzt. Zudem präsentierte sich die Verwaltung des Deutschen Bundestages als Arbeitgeber.

Buch zur Graffiti im Reichstagsgebäude vorgestellt

In der Präsenzbibliothek des Reichstagsgebäudes stellte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) zusammen mit der Autorin Karin Felix das Buch „Ich war hier“ vor, das von den „Graffiti“ handelt, mit denen sich sowjetische Soldaten am Ende des Zweiten Weltkriegs im Mauerwerk verewigt haben: „Zum ersten Mal werden in diesem Band die über 700 Inschriften vollständig präsentiert“, sagte Felix, die zu mehr als 30 ehemaligen Soldaten Kontakt aufnehmen konnte und deren persönliche Geschichten erzählt.

Schlangen von Personen auf zwei roten Teppichen in einem Gebäude, von oben fotografiert.

Besucher auf dem roten Teppich im Reichstagsgebäude (© DBT/Melde)

Auf der Plenarsaalebene lockte der Plenarassistenzdienst mit einer Ausstellung zu Fräcken und Frackkostümen von den Anfängen des Deutschen Bundestages bis in die heutige Zeit. Darunter befand sich das erste exklusiv für den Bundestag entworfene Frackmodell von 1955, das sich an das Outfit des Personals der französischen Botschaft anlehnte, aber auch die Kollektion von 1970, die, mit der Zeit gehend, einen „Kompromiss zwischen der Würde des Hauses und der Bürde der Kleidung versuchte“, wie es in der Ausstellung hieß.

„Viel Raum für gute Politik“

„Viele ältere Parlamente sind eng, verwinkelt und erscheinen irgendwie unpraktisch für den modernen Politikbetrieb. Der Bundestag dagegen wirkt so großzügig und bietet wahrscheinlich genug Platz für effiziente Abläufe, und den viel Raum für gute Politik“, fand Besucherin Dagmar Schönwandt (55), die auf Reisen in andere Länder schon mehrere Nationalversammlungen besichtigt hat.

Jasper (28), Rechtsanwalt aus den Niederlanden, ist mit seiner Freundin für fünf Tage in Berlin. Die beiden nutzten die Gelegenheit des Publikumstages für eine Besichtigung der Volksvertretung des größten Mitgliedslandes der EU und zeigtens ich begeistert von der Lage des deutschen Parlaments an der Spree.

„Herzkranzgefäße des Parlaments“ 

Im Paul-Löbe-Haus diskutierten die Besucher mit Politikern aller Fraktionen: Die Ausschüsse hatten zu Bürgergesprächen zu aktuellen Themen geladen. „Hier schauen Sie in die Herzkranzgefäße des Parlaments. Neben den Debatten und Abstimmungen im Plenum werden die Gesetzesvorlagen in den zuständigen Fachausschüssen beraten“, empfing ein Mitarbeiter des Besucherdienstes Interessierte vor einem der 21 Sitzungssäle im Paul-Löbe-Haus.

Zu den Themen der Bürgergespräche gehörten unter anderem aktuelle Fragen der Finanz- und Steuerpolitik. Mitglieder des Sportausschusses diskutierten über die Bedeutung von Schwimmbädern für die Gesellschaft, und beim Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur ging es um den neuen Mobilfunkstandard 5G und um autonomes Fahren.

Geheime Gärten und Höfe

Mitmachen, sein Wissen testen und was gewinnen, hieß es an zahlreichen Ständen im Paul-Löbe-Haus, wo unter anderem die Wissenschaftlichen Dienste und die Polizei im Deutschen Bundestag ihre Arbeit vorstellten. Besucher konnten das ganz große Glücksrad drehen und mit richtigen Antworten einen Bildband über den Bundestag ergattern, sich in ein Quiz oder ein Frage-Antwort-Spiel verwickeln lassen oder einfach so mit echten Politikern und Mitarbeitern der Bundestagsverwaltung ins Gespräch kommen.

Das Paul-Löbe-Haus ist Ausgangspunkt der beliebten Führungen, die Einblicke geben in ein Ausschusssekretariat, in „Geheime Gärten und Höfe“ oder die Bienenstöcke des Bundestages. Alle 30 Minuten bestand Gelegenheit, die Bienenvölker an der Südseite des Paul-Löbe-Hauses unter fachkundiger Begleitung zu beobachten. Dazu gab es auch eine Kostprobe Honig aus der lokalen Produktion. Das Paul-Löbe-Haus war auch Ausgangspunkt für weitere Führungen zur Kunst im Bundestag sowie zur Architektur des städtebaulichen Ensembles „Band des Bundes“.

„Gedächtnis des Deutschen Bundestages“

Demgegenüber ist das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus auf der gegenüberliegenden Spreeseite das Informations- und Dienstleistungszentrum des Parlaments. Beim Rundgang besichtigten die Besucher eine der größten Parlamentsbibliotheken der Welt, das Parlamentsarchiv und die Pressedokumentation („das Gedächtnis des Deutschen Bundestages“), die Ton-Video-Studio, Magazin, Lesesaal und Pressemappen-Raum für die Gäste geöffnet hatten

Themenführungen zur Kunst im Bundestag und zur Geschichte des Reichstagsgebäudes und des Parlaments in Berlin rundeten das Programm ab. „Der Bundestag ist voll hochkarätiger Kunst der Gegenwart und aus 70 Jahren west- und ostdeutscher Geschichte“, begeisterte sich Besucher Hartmut Mann aus Hannover, der gleich an einer Führung teilnahm. 

Auch der modernen und zeitgenössischen Kunst am Bau wie der Installation Schwarz-Rot-Gold oder dem Birkenau-Zyklus von Gerhard Richter lohnte es sich mit fachkundigen Erläuterungen nachzuspüren. Informationen erhielten die Gäste am Stand des Kunstreferats im Paul-Löbe-Hauses.

Großes Programm für die Kleinen

Selbst kreativ werden durften die jungen Besucher. In der Kreativwerkstatt konnten sie beim Basteln unter künstlerischer Anleitung ihren Erfahrungen und Perspektiven Ausdruck verleihen, etwa in dem sie eigene Ansteckbuttons gestalteten und dann pressten. Zu sehen gab es außerdem den Kinderfilm „Applaus für Felix“.

Unterwegs trafen die Jüngsten nicht nur auf die beiden Clowns Lulu und Natascha, sondern auch auf das Bundestagsmaskottchen Karlchen Adler. Die etwas Größeren ließen sich www.mitmischen.de zeigen, das Internetangebot des Bundestages für Kinder und Jugendliche. Das Portal bietet ihnen auch nach dem Tag der Ein- und Ausblicke die Möglichkeit, an Politik und Parlament teilzunehmen.

Gebärdendolmetschung und Leichte Sprache

Das Programm am Tag der Ein- und Ausblicke wurde durch Gebärdensprachdolmetscher und durch eine Simultandolmetscherin für Leichte Sprache unterstützt.

Erstmals wurde auch eine Führung in Leichter Sprache angeboten. (ll/vom/akr/08.09.2019)

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