Parlament

Das Parlamentarische Weinforum: Fürsprecher des deutschen Weins

Drei Männer und eine Frau sitzen an einem Tisch

Gustav Herzog, Kordula Kovac, Markus Tressel, Roland Claus (Büro MdB Herzog)

„Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens“, schrieb der Dichter Euripides vor rund 2.500 Jahren. Nicht nur deshalb gibt es auch im Bundestag eine kleine Gruppe Abgeordneter, die sich ganz besonders für den deutschen Wein einsetzt: Das Parlamentarische Weinforum. Es handelt sich um einen Zusammenschluss aller weinbaupolitischen Sprecher der im Parlament vertretenen Fraktionen.

In der jetzigen 18. Legislaturperiode sind Kordula Kovac (CDU/CSU), Gustav Herzog, (SPD), Roland Claus (Die Linke)  und Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen) Mitglieder im Parlamentarischen Weinforum. Außerdem unterstützen Peter Bleser als Staatssekretär im Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Erwin Ludwig aus der Bundestagsverwaltung die kleine Gruppe. 

Letztes verbliebenes Gründungsmitglied

Das Ziel des Parlamentarischen Weinforums ist es, die Abgeordneten im Bundestag für weinbaupolitische Themen zu sensibilisieren und die Weinkultur im Land zu fördern. Außerdem versuchen die Mitglieder auch, deutsche Winzer bei der Vermarktung zu unterstützen. Die Koordination der Termine liegt in dieser Legislaturperiode in den Händen des SPD-Abgeordneten Gustav Herzog aus Kaiserslautern.

„Wir haben immer Wert darauf gelegt, dass alle Fraktionen im Weinforum vertreten sind“, erzählt Herzog. Der Rheinland-Pfälzer  ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied des Weinforums. Seine Mitstreiter waren vor 14 Jahren andere Abgeordnete aus deutschen Weinanbaugebieten, nämlich Julia Klöckner (CDU/CSU), Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen), Marita Sehn (FDP) und Dr. Gesine Lötzsch (Die Linke).

„Kein deutscher Wein - das geht gar nicht“

Herzog  erinnert sich gut an den Beginn der Arbeit als Reaktion auf eine Einladung beim damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD). „Nach der Konstituierung des Bundestages 2002 waren wir vom Präsidenten eingeladen und stellten fest, dass es keinen deutschen Wein gab. Das geht gar nicht“, erzählt er. Die Abgeordneten haben sich dann als Gruppe zusammengesetzt und ihre Ziele formuliert. „Wir wollen unsere Kollegen und Kolleginnen besser über den deutschen Wein informieren“, so Herzog.

Die erste Veranstaltung des Forums unter dem Motto „Kleines Weinseminar für Abgeordnete“ fand  bereits im November 2003 statt. In der Vergangenheit lud das Forum die Kollegen und Kolleginnen regelmäßig zu Weinverkostungen, aber auch zu spannenden Vorträgen und Veranstaltungen ein.

Wie sich das Klima auf den Weingeschmack auswirkt

Beim Thema „Wein und Klima“ wurde beispielsweise vorgeführt, wie die Klimaveränderung sich auf den Weingeschmack auswirken wird. Ein weiterer Vortrag beschäftigte sich mit den Reben der Zukunft, und der Abend „Wein und Schokolade“ wurde für alle Beteiligten eine geschmacklich interessante Erfahrung. „Die Veranstaltungen sind gut besucht“, erzählt Gustav Herzog zufrieden.

Doch im Weinforum wird auch harte Politik gemacht. So geht es in den Sitzungen um neue Gesetze und Regelungen, die „in der Pipeline sind“, berichtet der weinbaupolitische Sprecher der SPD, um ernste, harte Themen wie beispielsweise  „falscher Mehltau oder Pflanzenschutz“. Die Abgeordneten der Fraktionen haben durch das kleine Forum einen engen Draht und können offen miteinander reden.

Einstimmige Beschlüsse

„Wir stimmen uns gut ab. Die weinbaupolitischen Beschlüsse der letzten Jahre waren immer einstimmig“, so Herzog zufrieden. Man merkt, dass ihm die Arbeit Freude macht. Fröhlich erzählt er: „Das Parlamentarische Weinforum hat einen guten Ruf. Wir sind bekannt als Ansprechpartner in der Szene“. So sitzen alle Mitglieder auch in der Jury zur Wahl zur deutschen Weinkönigin.

Das Parlamentarische Weinforum hat bereits viel erreicht. So werden inzwischen bei offiziellen politischen Anlässen in der Hauptstadt häufiger deutsche Tropfen kredenzt als zu Beginn der gemeinsamen Arbeit. Auch im Bundestagsrestaurant, im „Käfers“ im Reichstagsgebäude und in der „Parlamentarischen Gesellschaft“, dem beliebten Abgeordneten-Treffpunkt, ist die Auswahl an deutschen Weinen dank der Initiative größer geworden.

„Der Weinbau prägt unsere Kultur“

Das Wein-Team konnte sogar den damaligen Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) in einem Gespräch überzeugen, der daraufhin das Thema bei einer Botschafterjahrestagung ansprach und vorschlug, auf Empfängen möglichst auch einen guten Tropfen aus Deutschland zu kredenzen. Das ist bis heute guter Brauch in vielen Botschaften und Konsulaten der Bundesrepublik.

Doch im Weinforum ist man sich auch bewusst, dass zu viel Alkohol eine ernste Gefahr ist. So heißt es warnend auf der Webseite der Institution: „Der Weinbau prägt unsere Kultur, unsere Landschaft und unser gesellschaftliches Leben seit Jahrhunderten. Ein Glas guten Weins symbolisiert nicht nur Genuss und einen kultivierten Stil. Es verbindet mitunter sogar Menschen. Alkoholmissbrauch hingegen trennt Menschen und treibt sie in die Isolation.“ (ah/04.01.2017)

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