Filmwirtschaft: In Sachen Nachhaltigkeit muss was passieren
Auch in der Filmbranche ist das Thema Nachhaltigkeit präsent. Das wurde während einer öffentlichen Anhörung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung am Mittwoch, 15. Februar 2017, deutlich. Laut einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr sei zwei Dritteln der Filmproduzenten klar, dass in Sachen Nachhaltigkeit etwas passieren müsse, sagte Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft. Nur knapp die Hälfte der Produzenten versuche jedoch tatsächlich nachhaltig zu produzieren, was zumeist mit den damit verbundenen höheren Kosten erklärt werde.
„Grüner Drehpass“ als positives Beispiel
Korina Gutsche, Production-Manager bei Bluechildfilm, sagte, immer mehr Produktionsfirmen versuchten klimafreundlich zu produzieren, „also Abfall, Logistik und Transport zu kontrollieren“. Als positives Beispiel benannte sie die Bavaria Filmstudios, die als klimaneutrales Filmstudio zertifiziert seien.
Gutsche, die Seminare zum Thema „klimafreundliche Filmproduktionen“ anbietet, verwies zudem auf die bis 2012 produzierte ZDF-Reihe „Der Landarzt“, die die erste klimaneutrale TV-Serie Europas gewesen sei. Positiv bewertete sie auch den von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein entwickelten „Grünen Drehpass“.
Einheitliche ökologische Standards verlangt
Christiane Dopp von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein sagte, mehr als 85 Produktionen seien seit 2012 mit dem Grünen Drehpass ausgezeichnet worden. Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein erkenne zudem die Position „Grüne Berater“ bei einer geförderten Produktion kalkulatorisch an.
Dopp forderte einheitliche ökologische Standards in ganz Deutschland, bundesweite Richtlinien für alle Filmförderungen sowie Ausbildung und Schulungen für Grüne Berater.
„Riesige Umweltverschmutzer“
Der Regisseur und Produzent Philip Gassmann, Nachhaltigkeitsmanager der Bavaria GmbH, machte deutlich, dass umweltfreundliche Filmproduktionen möglich seien, es dafür aber eines großen Technologiewechsels bedürfe.
Klassische Filmproduktionen seien riesige Umweltverschmutzer, so Gassmann. Dies habe mit der hohen Mobilität und den damit verbundenen vielen Transporten zu tun. Ein großer Faktor sei auch der hohe Stromverbrauch, der sich aus dem bei der Produktion benötigten Licht ergebe.
Unterstützung für Produzenten gefordert
Hier gebe es Alternativen in Form von LED-Lampen, die aber kein Verleiher von Filmequipment vorrätig habe. Deren alte Lampen seien abbezahlt, damit könne Geld verdient werden. Ähnlich sei es beim Thema mobile Energie. Umweltfreundliche Hybrid-Stromspeicher oder Fotovoltaikanlagen habe kein Rental Betrieb im Angebot, bemängelte Gassmann. Seine Forderung lautete daher: „Produzenten, Hersteller, Dienstleister und Verleiher, die diese umweltfreundlichen Technologien in den Markt bringen, müssen unterstützt werden.“
Die von Gassmann geschildert Problematik sei zutreffend, bestätigte Alfred Holighaus. Der Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft forderte, die von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein praktizierte Anerkennung eines „Grünen Beraters“ in der Filmförderung auszuweiten. Außerdem sollte seiner Ansicht nach, wenn im Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender produziert werde, „für nachhaltiges Produzieren etwas draufgelegt werden“. (hau/16.02.2017)
Liste der geladenen Sachverständigen
- Korina Gutsche, Sustainable Productionmanagerin, BLUECHILDFILM & COMMUNICATION
- Christiane Dopp, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH
- Philip Gassmann, Bavaria Film GmbH
- Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V., Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V.