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Maria Savvides aus Zypern: Meine Generation fühlt sich als Teil Europas

Maria Savvides aus Zypern

Maria Savvides aus Zypern (DBT/Photothek)

Wenn Maria Savvides die Reste der Berliner Mauer sieht, dürfte sie sich an ihre Heimatstadt erinnert fühlen. Auch Nikosia auf der Mittelmeerinsel Zypern ist geteilt – nicht zwischen Ost und West, sondern zwischen Nord und Süd. „Eine Mauer wie in Berlin haben wir nicht“, erzählt die griechische Zypriotin, die im südlichen Teil Nikosias lebt. Die Abgrenzung erfolge mittels aufgeschichteter Sandsäcke und darüber gespannten Stacheldraht - bewacht von Soldaten mit Gewehren. Auch wenn die 23-Jährige diese Situation schon ihr Leben lang kennt: „Es bereitet mir doch ein komisches Gefühl“, sagt sie. Dass eine Wiedervereinigung ehemals verfeindeter Regionen möglich ist, sieht Maria Savvides an ihrer temporären Wahlheimat Berlin. Noch bis Ende Juli lebt die 23-Jährige in der deutschen Hauptstadt und nimmt am Programm des Internationalen Parlamentsstipendiums (IPS) des Deutschen Bundestages teil.

Mitarbeit im Büro von Manuel Sarrazin

Von der Möglichkeit des IPS erfuhr die Zypriotin schon vor einigen Jahren durch ihre Dozentin im Deutschkurs. Damals fehlte noch der benötigte Studienabschluss, um sich zu bewerben. Inzwischen hat Maria Savvides den Bachelor für Moderne Sprachen und Europäische Studien in der Tasche. Nun ist sie auf der Suche nach einem Thema für ihren Master-Studiengang. Auf Konfliktlösung oder Kulturwissenschaften könnte es hinauslaufen, sagt sie.

Vielleicht bringt ja die Zeit in Berlin hier weitere Klärung. Gut findet sie schon mal, dass sie für die Zeit ihres Praktikums im Büro von Manuel Sarrazin (Bündnis 90/Die Grünen) gelandet ist. „Ich freue mich, dass er im Europaausschuss ist und dass ich mit den dort behandelten Themen etwas anfangen kann, weil sie mit meinem Studium zu tun haben“, sagt die 23-Jährige, deren Mutter aus Österreich stammt, was sicher ein Grund für ihre hervorragenden Deutschkenntnisse ist.

„Wir fliegen nach Europa“

„Meine Mutter hat immer mit mir Deutsch gesprochen, und zwar Hochdeutsch“, erzählt sie. Wenn sie heute mit ihrer Mutter telefoniere, sei das eher ein Gemisch aus Zypriotisch, Österreichisch und Deutsch. Europäerin zu sein, ist der 23-Jährigen sozusagen schon in die Wiege gelegt worden.

Das geht nicht allen so auf der wunderschönen Mittelmeerinsel, auf der laut einem Werbespruch die Götter Urlaub machen. „Wenn die älteren Leute nach Deutschland fliegen, dann sagen sie: Wir fliegen nach Europa“, sagt Maria Savvides. Ihre Generation fühle sich hingegen sehr wohl als Teil Europas, „auch wenn wir eine andere Mentalität als die Menschen in Europafestland haben.“

Verbesserungen im Laufe der Jahre

Obwohl das Leben in Zypern für die Einheimischen nicht ein ständiger Urlaub ist – für Maria Savvides es ist wichtig, „Zeit für mich zu finden, die Insel zu entdecken und Sachen zu machen, die mich entspannen.“ Und da das „wunderschöne Meer“ nur eine Autostunde weg von Nikosia ist, findet diese Entspannung auch schon mal am Nachmittag nach einem Arbeitstag statt.

Doch zurück zur Teilung der Stadt und damit der Insel. Zwar dürfe sie den Checkpoint zum „besetzten Teil im Norden Zyperns“, wie sie sagt, überwinden. Doch tue sie das mit dem erwähnten komischen Gefühl. Immerhin – Verbesserungen hat es im Laufe der Jahre gegeben. Heute muss sie nur noch den Ausweis zeigen. „Früher war es noch schlimmer. Da erhielt man einen Zettel mit einem Stempel, den man bei der Ausreise wieder herzeigen musste. Hatte man den verloren, war es sehr kompliziert wieder zurückzukommen“, sagt sie.

„Wir sind gar nicht so unterschiedlich“

Immer wieder – auch derzeit – wird ja über eine Wiedervereinigung verhandelt. Basis dafür ist aus ihrer Sicht: „Die türkische Armee und alle anderen Armeen müssen sich zurückziehen.“ Wie eine konkrete Lösung dann aussehen kann, wisse aber noch niemand, sagt sie. Maria Savvides ist optimistisch, dass griechische Zyprioten und türkische Zyprioten gut miteinander auskommen würden. „Wir sind gar nicht so unterschiedlich“, findet sie. Nicht so sicher ist sie sich aber, wie das Zusammenleben mit den vielen Türken vom Festland funktionieren würde, die in den letzten Jahren im Norden Zyperns angesiedelt worden seien.

Dennoch: die Zeichen für eine Wiedervereinigung stehen aus ihrer Sicht günstig, schließlich gebe es derzeit es eine linke Regierung im Norden Zyperns. „Wir müssen also jetzt eine Lösung finden“, drängt die 23-Jährige. (04.04.2017)

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