350 junge US-Amerikaner beim Berlin-Tag des Patenschaftsprogramms
Die Zeit reicht gar nicht für so viele Fragen. 350 Amerikaner, Schüler, Studenten und Berufstätige, in weißen Hemden und bunten Sommerkleidern stehen Schlange an den Mikrofonen des Fraktionssaals der CDU/CSU im Deutschen Bundestag. Sie sind Teilnehmer des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Bundestages (PPP). „Ich komme aus Virginia und heiße Virginia“ – die Fragerunde startet mit einem lauten Lachen. Die Stimmung ist ein bisschen wie bei einem großen Klassentreffen. Inhaltlich gibt es aber ganz schön schwere Kost: „Wie können die Deutschen mit der Flüchtlingskrise umgehen? Was tut die Regierung gegen Cyberterrorismus? Wie kann man mit Russland ins Gespräch kommen?“, das sind nur einige Fragen der jungen Teilnehmer.
Berlin-Tag als Höhepunkt des Austauschjahres
Die jungen Amerikaner nutzen im Bundestag die Möglichkeit, mit Politikern und anderen jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Ein Höhepunkt des Congress Bundestag Youth Exchange (CBYX), wie das Programm in den USA heißt, ist der Berlin-Tag. Er ist zugleich Abschluss des Jahres in Deutschland. Und der Tag begann früh für die über 300 Teilnehmer: Bereits um sieben Uhr besuchten sie den Plenarsaal und bekamen eine Führung durch das deutsche Parlament.
Das deutsch-amerikanische Austauschprogramm gibt es seit 1983. Jedes Jahr verbringen Schüler und Berufstätige ein Jahr in Deutschland, leben in Gastfamilien, gehen zu Schule oder absolvieren ein Praktikum. Dabei lernen sie das andere Land und seine Kultur kennen. Im Gegenzug gehen junge Deutsche für ein Jahr in die USA. Das Projekt ist ein gemeinsames Programm des Bundestages unter der Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten und des US-Kongresses.
„Eines der wichtigsten Programme“
„Dieses Programm gäbe es gar nicht mehr, wenn nicht viele Kolleginnen und Kollegen trotz Anfechtung weiter für die Zusammenarbeit zwischen dem Bundestag und dem US-Kongress gekämpft hätten“, sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert in der großen Runde. „Es ist eines der wichtigsten Programme für die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern.“ Dem stimmte auch der amtierende Gesandte der Botschaft der Vereinigten Staaten, Jeffrey M. Hovenier, zu: „Es braucht kritische Beobachter, die Zusammenhänge zwischen unseren Ländern vermitteln.“
Nach der offiziellen Begrüßung hatten alle Teilnehmer Zeit, ihre Paten-Abgeordneten kennenzulernen. Für die Zeit des Austauschs bekommen alle Stipendiaten einen Abgeordneten als Unterstützer an ihre Seite – daher auch der Name Parlamentarisches Patenschaftsprogramm.
„Wir haben dieselben Werte“
Die Bundestagsabgeordneten sind Ansprechpartner und treffen ihre „Patenkinder“ auf oft im eigenen Wahlkreis. „Wenn Sie alle erzählen, wie toll dieses Programm ist, schreiben Sie, twittern Sie, dann wird der Austausch zwischen unseren Ländern funktionieren“, sagt Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU), Berichterstatter für die Internationalen Austauschprogramme des Deutschen Bundestages. Er und seine Kollegen Steffen-Claudio Lemme (SPD), Manfred Zöllmer (SPD) und Dr. Martin Pätzold (CDU/CSU) standen den jungen Amerikanern Rede und Antwort.
Zwischen Frikadellen und Kartoffelspalten ging es nach dem offiziellen Teil auf der Fraktionsebene weiter. Neben der deutschen und der amerikanischen Flagge war nicht nur Zeit für ein Foto, sondern auch für Gespräche über die Deutsche und die amerikanische Politik. „Wir leben zwar anders, aber wir haben dieselben Werte“, sagt der 22-jähige Ben aus Long Island in New York. Auch Katherine, 19, ist sich sicher: „Ich möchte mich in Zukunft mehr für die Zusammenarbeit zwischen den USA und Deutschland einsetzen.“ (lau/19.05.2017)