Porträtbüste der Namensgeberin im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Seit dem 20. Juni dieses Jahres ist die Namensgeberin des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses im Gebäude auch optisch gegenwärtig. An diesem Tag hatte der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages eine Porträtbüste übergeben, die im Beisein von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert im Veranstaltungsfoyer des Parlamentsgebäudes am rechten Spreeufer aufgestellt wurde. Dort soll sie bleiben, bis der Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses fertiggestellt ist. Der Kunstbeirat hatte die Porträtbüste der FDP-Bundestagsabgeordneten 2015 bei der Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach in Auftrag gegeben.
Zweifache Alterspräsidentin des Bundestages
Marie-Elisabeth Lüders, geboren am 25. Juni 1878, gestorben am 23. März 1966, war als studierte Staatsrechtlerin die erste Frau, die an einer deutschen Universität den akademischen Grad eines „Dr. rer. pol.“ erhielt. 1919 war sie die erste Abgeordnete der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in der Nationalversammlung und im späteren Reichstag. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie für vier Monate wegen „Heimtücke“ eingesperrt und war gezwungen, alle Ämter aufzugeben.
1949 beteiligte sich die Berlinerin an der Wiedergründung des Akademikerinnenbundes. Von 1949 bis 1951 bekleidete sie das Amt einer Stadträtin für Sozialwesen im damaligen West-Berlin. Sie wechselte Ende 1948 mit dem West-Berliner Landesverband der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDPD) zur FDP. Von 1953 bis 1961 gehörte Lüders dem Deutschen Bundestag an.
Sowohl 1953 als auch 1957 war sie, obwohl zwei Jahre jünger als der Bundeskanzler und CDU-Abgeordnete Konrad Adenauer, Alterspräsidentin des Parlaments. Zu Ehren der liberalen Sozialpolitikerin und Vertreterin der Frauenbewegung wurde das 2003 eingeweihte Parlamentsgebäude, das unter anderem die Bibliothek des Deutschen Bundestages beherbergt, nach Marie-Elisabeth Lüders benannt.
Anna Franziska Schwarzbach
Die Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach (Jahrgang 1949) studierte zunächst an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee Architektur und wandte sich dann in einem Zusatzstudium der Porträtplastik zu – einer Gattung, die nicht nur nach den porträtfreudigen Zeiten des 18. und 19. Jahrhunderts, sondern auch nach den Heroenbildnissen des Nationalsozialismus und lange Zeit als ausgereizt oder gar diskreditiert galt.
Schwarzbach eignete sich die Gattung neu an und interessiert sich dabei nicht für das Repräsentative einer Figur, sondern für das widersprüchliche, konfliktreiche, spannungsgeladene Denken und Tun, mit dem sie ihre Zeit veränderte und das in der Porträtplastik einen Ausdruck finden muss. Sie erhielt seitdem Aufträge für zahlreiche Bildnisse und Denkmale im öffentlichen Raum, in Kirchen, für Kliniken und Wissenschaftszentren, zuletzt etwa das Denkmal für die Kernphysikerin Lise Meitner im Ehrenhof der Humboldt-Universität zu Berlin.
In der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages befindet sich von ihr die Skulpturengruppe „Prinzessinnen“, die in Vorbereitung der gleichnamigen Ausstellung im Schadow-Haus in der Schadowstraße 12-13 in Berlin-Mitte entstand. (vom/21.08.2017)