Geschichte

17. Oktober 1918: Ludendorff für die Fortsetzung des Krieges

Generalquartiermeister Ludendorff in seinem Arbeitszimmer im Großen Hauptquartier (Aufnahme von 1918)
Gegen Ende des Kriegs kommt es vermehrt zu Streiks in den kriegswichtigen Munitionsfabriken. (hier eine Aufnahme der streikenden Munitionsarbeiter vor dem Gewerkschaftshaus am Engelufer in Berlin vom 2. Februar 1918).

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Generalquartiermeister Erich Ludendorff in seinem Arbeitszimmer im Großen Hauptquartier (Aufnahme von 1918) (© Bundesarchiv)

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Gegen Ende des Kriegs kommt es vermehrt zu Streiks in den kriegswichtigen Munitionsfabriken (hier eine Aufnahme der streikenden Munitionsarbeiter vor dem Gewerkschaftshaus am Engelufer in Berlin vom 2. Februar 1918). (© picture-alliance/akg-images)

Donnerstag, 17. Oktober 1918

Das Gesamtkabinett berät in Anwesenheit der Generäle Erich Ludendorff und Max Hoffmann über eine Antwort auf die Wilson-Note vom 14. Oktober. Ludendorff, der am 29. September einen Waffenstillstand binnen 24 Stunden gefordert hat, tritt für die Fortsetzung des Krieges ein: Das deutsche Volk solle „um seine Ehre nicht nur in Worten, sondern tatsächlich bis zum letzten Mann kämpfen und sich damit die Möglichkeit des Wiedererstehens sichern“. 

Man dürfe sich nicht „zur Kapitulation und damit zum Untergang vor der äußersten Kraftanstrengung drängen lassen“. Die Kriegslage beurteilt er nun positiver als zu Beginn des Monats. Wenn auch die Gefahr eines feindlichen Durchbruchs immer noch bestehe, sei doch zu hoffen, dass die Westfront über den Winter standhalten werde. 

Allerdings antwortet er ausweichend auf die Frage des Reichskanzlers, ob bei Fortdauer des Krieges bis ins nächste Jahr mit besseren Friedensbedingungen zu rechnen sei. Er appelliert stattdessen an die Regierung, die Bereitschaft des Volks zum Widerstand zu beleben. 

Kabinett für Zurückweisung „unzumutbarer“ Forderungen 

Im weiteren Verlauf der Sitzung sprechen sich die anwesenden Kabinettsmitglieder dafür aus, die als unzumutbar betrachteten Forderungen der Note in „würdiger Form“ zurückzuweisen. Die Ablehnung betrifft sowohl die Forderung nach bedingungsloser Akzeptanz der noch nicht bekannten Bedingungen für die Räumung der besetzten Gebiete und Gebietsabtretungen als auch die Forderung nach Parlamentarisierung und Demokratisierung. 

Auch Wilsons Forderung nach einer sofortigen Einstellung des U-Boot-Krieges will man nur teilweise nachkommen, indem nur die warnungslose Versenkung von Handelsschiffen, nicht aber U-Boot-Bekämpfung von feindlichen Kriegsschiffen aufgegeben werden soll.

MSPD-Parteivorstand warnt vor äußeren Gefahren

In einem am 18. Oktober 1918 in der Parteizeitung „Vorwärts“ veröffentlichten Aufruf des Parteivorstands der MSPD werden die „tiefgehenden Umwälzungen“ in den inneren Verhältnissen hervorgehoben, die dazu geführt hätten, dass Deutschland „auf dem Wege vom Obrigkeitsstaat zum Volksstaat“ sei. 

Zugleich warnt der Parteivorstand vor den von außen drohenden Gefahren: „Deutschland und das deutsche Volk ist in Gefahr, das Opfer der Eroberungssucht englisch-französischer Chauvinisten und Eroberungspolitiker zu werden. Was wir am 4. August 1914 erklärt haben:“In der Stunde der Gefahr lassen wir unser Vaterland nicht im Stich„gilt heute in verstärktem Maße. Mit einem Frieden der Vergewaltigung, der Demütigung und der Verletzung seiner Lebensinteressen wird sich das deutsche Volk nie und nimmer abfinden.“ 

Des Weiteren ruft die MSPD das deutsche Volk und insbesondere „die arbeitenden Volksmassen“ dazu auf, sich nicht nur gegen die drohende Gegenrevolution der „alldeutsch-konservativen-schwerindustriellen Eroberungs- und Interessenpolitiker“ zur Wehr zu setzen, sondern sich auch den bolschewistischen Umsturzbestrebungen zu verweigern.

Munitionsarbeiter legen Arbeit nieder

Mehrere hundert Munitionsarbeiter in Berlin legen die Arbeit nieder und demonstrieren auf dem Boulevard Unter den Linden für die Ziele der Unabhängigen Sozialdemokraten. (ww/17.10.2018)