24. Oktober 1918: Ende des Dreiklassen-Wahlrechts
Donnerstag, 24. Oktober 1918
Die Oberste Heeresleitung (OHL) lehnt die mit der dritten Wilson-Note übermittelten Forderungen des US-Präsidenten ab. Vor allem die Forderung nach einer militärischen Kapitulation sei für die Militärführung unannehmbar. Nach ihrer Ansicht belegt die Note, dass es dem Feind in Wahrheit nur darum geht, die deutsche Kampfkraft durch Täuschung zu brechen. Ohne die Entscheidung der Regierung über eine Antwort an Woodrow Wilson abzuwarten, fordert Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg in einem Armeebefehl die Truppen zum „Widerstand mit den äußersten Kräften“ auf.
Monarchisches System „abgewirtschaftet“
In der Reichstagsdebatte über die Änderung der Reichsverfassung erklärt der unabhängige Sozialdemokrat Georg Ledebour das „monarchische System“ in Deutschland für „vollkommen abgewirtschaftet“. Zugleich moniert er, dass die Regierung Max von Baden es versäumt habe, den „unheilvollen Einfluss“ Kaiser Wilhelms II. rechtzeitig zu unterbinden und seine Abdankung zu erzwingen. Ledebour hält es für geboten, dass sich das deutsche Volk sofort „republikanische Einrichtungen“ schaffen müsse.
Eigenmächtigkeit der Ministerialbürokratie
In einer Sitzung des Kriegskabinetts führen Regierungsmitglieder erneut Beispiele für die Eigenmächtigkeiten der Ministerialbürokratie an. Demnach seien wiederholt eindeutige Anweisungen der Reichsleitung ignoriert beziehungsweise nicht umgesetzt worden.
Entwurf zur Wahlrechtsreform angenommen
Das Preußische Herrenhaus nimmt einen Gesetzentwurf zur Wahlrechtsreform an. Der Entwurf sieht vor, das für die Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus bisher geltende Dreiklassen-Wahlrecht durch das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht zu ersetzen. Damit wird eine alte Forderung der Arbeiterbewegung realisiert. (ww/24.10.2018)