Umwelt

Große Hoffnungen und gerin­ge Er­war­tun­gen an die UN-Klima­kon­fe­renz

Große Hoffnungen und geringe Erwartungen: Zwischen diesen beiden Polen liegen die Antworten internationaler Wissenschaftler auf die Frage, was die Klimakonferenz der Vereinten Nationen bringt, die vom 3. bis 14. Dezember 2018 im polnischen Kattowitz stattfinden wird. Dies wurde am Mittwoch, 28. November 2018, deutlich in einem öffentlichen Fachgespräch des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit unter Vorsitz von Sylvia Kotting-Uhl (Bündnis 90/Die Grünen).

„Machbare Methoden auf der Agenda“

Holger Lösch vom Bundesverband der Deutschen Industrie sagte, die Wirtschaft sei sich mit der Politik  „grundsätzlich einig“, was die Ziele der Klimapolitik angehe. Sie wolle als „florierende Industrie“ aber „dort lebend ankommen“. Die Zukunft der Klimapolitik liege in innovativen neuen Techniken, Produkten und Prozessen; dafür seien erhebliche Investitionen erforderlich. Dies werde man vermutlich auch in Kattowitz sehen, wo „machbare Methoden“ auf der Agenda stünden. 

Studien zufolge seien Mehrinvestitionen von bis zu 2,3 Billionen Euro bis 2050 nötig. Dabei gebe es „automatisch Zielkonflikte“. Die Industrie stelle dabei jedoch weniger die Frage des „Ob“ als des „Wie“. Er vermisse in diesem Punkt eine „einheitliche politische Governance“, sagte Lösch, es brauche „ganzheitliche“ Lösungen. Seine Erwartungen an die Konferenz von Kattowitz seien „nicht sehr hoch“; vermutlich würden die seit Jahren bekannten Konflikte zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern die Debatten weiterhin überschatten.

„Temperatur kann nur mit null Emissionen stabil bleiben“

Zu einem entschiedenen Handeln mahnte Prof. Dr. Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, auch wenn Klimaforscher „keine politischen Forderungen“ stellen würden: Die „reine Physik“ sage, dass es „null Emissionen“ geben dürfe, wenn man die Temperatur des Planeten stabil halten wolle. 

Bei einer Verdopplung des Kohlendioxidausstoßes werde es zu einer Drei-Grad-Erwärmung kommen.

Behandlung unterschiedlicher Länderkategorien

Für die Konferenz von Kattowitz, bei der sich die Parteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen treffen, werde es voraussichtlich eine „Hauptkonfliktlinie“ geben, prognostizierte der Klimaforscher Axel Michaelowa von der Universität Zürich. Dies sei die „Behandlung unterschiedlicher Länderkategorien“. 

Man habe in der Vergangenheit darauf hingearbeitet, den Gegensatz von Industrie- und Entwicklungsländern „auszuhebeln“. Hier könne Deutschland tätig werden, indem es helfe, Kompromisse zu finden: Während die Entwicklungsregeln Zugeständnisse etwa bei den Berichterstattungsregeln machen müssten, sollten die Industrieländer Zusagen für eine öffentliche Klimafinanzierung machen.

„Klimaziele sofort verschärfen“

Drei Punkte benannte Lutz Weischer vom Verband Germanwatch als essenziell für die Klimakonferenz: Es müsse schnell gehandelt werden, etwa mit der sofortigen Verschärfung von Klimazielen. Anderenfalls habe man „keine Chance“, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. 

Zum zweiten müsse es eine verlässliche Finanzierung durch die Industrieländer geben. Im Gegenzug dafür müssten die Entwicklungsländer die Ziele akzeptieren. Zudem müsse es für alle Beteiligten verlässliche Regeln geben, damit eine nachhaltige Klimaschutzpolitik möglich sei.

„Erholung von Klimaereignissen immer schwerer“

Sabine Minninger sagte für „Brot für die Welt“, schon jetzt würden ihre Partnerorganisationen den Klimawandel in voller „Brutalität“ spüren – und es werde für die betroffenen Menschen immer schwerer, wenn nicht gar unmöglich, sich von dramatischen Klimaereignissen wieder zu erholen. 

Dennoch werde das Thema der Schäden und Verluste durch den Klimawandel in seiner Bedeutung bisher nicht erkannt; eine entsprechende Arbeitsgruppe sei derzeit „politisch komplett im Keller“ angesiedelt. Dies müsse sich dringend ändern. Die Weltbank schätze die ökonomischen Schäden durch den Klimawandel auf jährlich 300 Milliarden US-Dollar. Dass der Klimawandel zudem Grund für Migration und Flucht sei, werde allein im UN-Migrationspakt als Fakt anerkannt. Deshalb sei es unabdingbar, dass Deutschland diesen annehme.

„Kein Beleg für eine menschengemachte Erderwärmung“

Anders als alle anderen Wissenschaftler riet Prof. Dr. Nir Shaviv von der Hebräischen Universität Jerusalem dazu, innezuhalten, bevor Ressourcen „verschwendet“ würden: Es gebe keinen Beleg für eine menschengemachte Erderwärmung. Der Weltklimarat gebe nicht zu, dass es stattdessen Beweise dafür gebe, dass die Sonneneffekte entscheidend für das Klima seien. Sie sei zu mehr als 50 Prozent der Erderwärmung verantwortlich. 

Selbst wenn sich dagegen der Kohlendioxidausstoß verdopple, komme es nur zu einer Erwärmung von einem bis 1,5 Grad. Dies aber widerspreche den üblichen „Schreckensbotschaften“. Wenn aber die Fakten zum Klimawandel „grundfalsch“ seien, dann seien auch die Vorhersagen „irrelevant“, so Shaviv. 

Weltweite Klimakonferenz

Die UN-Klimakonferenz ist eine weltweite Konferenz, bei der über die Klimapolitik verhandelt wird. In deren Rahmen treffen sich zugleich die Parteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen zu ihrer 24. Konferenz (COP24, Conference of the Parties).

Darüber hinaus treffen sich zum 14. Mal die Parteien des Kyoto-Protokolls (CMP14) sowie die Vertreter der Signatarstaaten des Übereinkommens von Paris (CMA1). Erwartet werden rund 20.000 Menschen aus 190 Ländern, darunter Politiker, Repräsentanten von Nichtregierungsorganisationen sowie Repräsentanten von Wissenschaft und Wirtschaft. 

Gegenstand des Fachgesprächs waren auch ein Bericht der Europäischen Kommission  mit dem Titel „Die EU und das Pariser Klimaschutzübereinkommen: Bestandsaufnahme der Fortschritte bei der Klimakonferenz in Kattowitz“ (Ratsdokument 13696 / 18) und eine Entschließung des Europäischen Parlaments vom 25. Oktober 2018 zu der Klimakonferenz der Vereinten Nationen 2018 in Kattowitz (Polen) (COP 24).(suk/28.11.2018)

Liste der geladenen Sachverständigen

  • Holger Lösch, Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI)
  • Prof. Dr. Anders Levermann, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V. (PIK)
  • Prof. Nir Shaviv, Hebräische Universität Jerusalem, Racah Institut für Physik
  • Dr. Axel Michaelowa, Universität Zürich, Institut für Politikwissenschaft (UZH), Perspectives Climate Group
  • Sabine Minninger, Brot für die Welt (BfdW)
  • Lutz Weischer, Germanwatch e. V.
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