Parlament

Wichern-Advents­kranz und Weih­nachts­bäume für den Deut­schen Bun­destag

Eine Gruppe von Männern und Frauen steht vor einem Weihnachtsbaum im Paul-Löbe-Haus.

Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (hinten in der Mitte) mit dem Weihnachtsbaum, weiteren Abgeordneten und den Teilnehmern der Lebenshilfe; Vierte von links die Lebenshilfe-Vorsitzende und SPD-Abgeordnete Ulla Schmidt. (dBT/Melde)

Pünktlich zur Adventszeit bekommt der Deutsche Bundestag gleich zwei Weihnachtsbäume: Am Freitag, 1. Dezember 2017, nahm Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) im Paul-Löbe-Haus in Berlin einen Weihnachtsbaum der Bundesvereinigung Lebenshilfe und eine 6,50 Meter hohe Nordmanntanne aus Brüggen (Nordrhein-Westfalen) entgegen. Bereits am Vortag hatte die Diakonie Deutschland einen Wichern-Adventskranz an Bundestagsvizepräsident Dr. Hans-Peter-Friedrich (CDU/CSU) übergeben.

„Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See...“ diese alte Weihnachtweise komponierte der evangelischen Pfarrer Eduard Ebel 1895, und seitdem erklingt das Lied allüberall zur Advents- und Weihnachtszeit. Im Deutschen Bundestag erklang es am 1. Dezember, als die Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. einen liebevoll geschmückten Weihnachtsbaum an die Bundestagsabgeordneten übergab. 19 Chorsänger der Lebenshilfe Hannover begrüßten damit die Parlamentarier aller Fraktionen, die sich zur feierlichen Baumübergabe im Paul-Löbe-Haus eingefunden hatten.

Mehr als 300 Weihnachtsbaum-Anhänger gebastelt

Bereits zum 18. Mal läutet eine Tanne mit Weihnachtsbaumschmuck die Weihnachtszeit im Bundestag ein. In diesem Jahr nahm Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann die prächtige Tanne entgegen, die mit goldenen Sternen aus Pappmaché, Acrylkugeln, goldenen Scheiben mit bunten Punkten und kleinen farbigen Sternen mit Steinchen-Deko geschmückt war. Gefertigt wurde der Baumschmuck von 20 Senioren der Gruppe „Vielfältig“ der gemeinnützigen Gesellschaft für Behindertenarbeit, die mehr als 300 Weihnachtsbaum-Anhänger hergestellt haben.

Die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe und SPD-Bundestagsabgeordnete Ulla Schmidt freute sich über das große Interesse der Parlamentarier und begrüßte im Paul-Löbe-Haus neben Oppermann die Bundesministerin für Umwelt Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Dr. Barbara Hendricks (SPD), den Beauftragten für Menschen mit Behinderungen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Uwe Schummer, die Parlamentarischen Staatssekretärinnen Rita Schwarzelühr-Sutter und Caren Marks (beide SPD), den CDU-Abgeordneten Prof. Dr. Patrick Sensburg sowie mehr als 25 Abgeordnete aller Fraktionen.

„Es liegt noch viel Arbeit vor uns“

Ulla Schmidt dankte für den Baum, der die Gesellschaft widerspiegele – „sie sei bunt wie der Schmuck an diesem prachtvollen Weihnachtsbaum“. Sie dankte den Abgeordneten für die Unterstützung, die sie den Menschen mit Behinderung Jahr für Jahr zuteil werden lassen – dies zeuge von einem großen Respekt. „Wir haben bereits viel erreicht, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns“, sagte die frühere Bundestagsvizepräsidentin.

Besonders stolz sei sie darauf, dass der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar nun auch den Opfern der „Euthanasie“ gewidmet werde und dass in diesem Jahr erstmals ein Mensch mit geistiger Behinderung im Plenum habe sprechen dürfen.

„Der schönste Baum im Deutschen Bundestag“

Mit dem Bundesteilhabegesetz, das am 25. Juli 2017 in Kraft getreten ist, sei man auf einem guten Weg. Jetzt gehe es darum, das Gesetz umzusetzen, sodass Menschen mit Behinderung wirkliche teilhaben können – auch politisch. „Dazu gehört auch, dass endlich auch Menschen mit Behinderung wählen dürfen“. Dies würde zeigen, welchen Stellenwert Menschen mit Behinderung haben, denn es bedeute Teilhabe statt Ausgrenzung. „Wenn das umgesetzt werden könnte, wäre es ein großartiges Geschenk zum 60. Geburtstag, den die Lebenshilfe im nächsten Jahr feiert“, sagte Ulla Schmidt.

Der Weihnachtsbaum wurde anschließend von zwei Mitgliedern der Seniorengruppe „Vielfalt“ an den Bundestagsvizepräsidenten übergeben. Thomas Oppermann nahm den Baum stellvertretend für alle Bundestagsabgeordneten entgegen und bedankte sich mit den Worten: „Es ist seit vielen Jahren eine sehr schöne Tradition, dass ein Weihnachtsbaum der Lebenshilfe den Bundestag schmückt, aber diesem Jahr ist die Tanne so prachtvoll geschmückt, dass sie der schönste Baum im Deutschen Bundestag ist.“

„Wahlrecht auch für Menschen mit Behinderung“

Thomas Oppermann würdigte den unermüdlichen Einsatz von Ulla Schmidt für das Bundesteilhabegesetz: „Sie macht sich seit vielen Jahren für Menschen mit Behinderung stark, und auch ich finde, es ist an der Zeit, dass das Wahlrecht wirklich für alle Menschen in unserem Land gelten sollte – auch für Menschen mit Behinderung.“ Oppermann wünschte allen eine besinnliche Adventszeit und einen guten Start in ein erfolgreiches Jahr 2018. Zum Schluss sang der Chor der Lebenshilfe Hannover das Lied „Wir gehören zusammen“.

Zwei Stunden zuvor hatte Oppermann am anderen Ende des Paul-Löbe-Hauses eine 25 Jahre alte Nordmanntanne aus dem Naturpark Schwalm-Nette (Nordrhein-Westfalen) in Empfang genommen. Für vorweihnachtliche Stimmung sorgten Viertklässler der Katholischen Grundschule Lobberich. Sie hatten den Schmuck für den Weihnachtsbaum gebastelt und rappten und sangen Adventsgedichte- und lieder für die Anwesenden.

Gedanke der Gleichheit als Weihnachtsbotschaft

Eine Gruppe von Kindern winkt vor einem Weihnachtsbaum mit einer paar Erwachsenen im Hintergrund.

Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (hinten links) mit den Kindern der Katholischen Grundschule Lobberich, dem Weihnachtsbaum aus dem Naturpark Schwalm-Nette, den Abgeordneten Gesine Lötzsch (Die Linke), Udo Schiefner (SPD), Uwe Schummer (CDU/CSU), Barbara Hendricks (SPD), Friedel Heuwinkel vom Verband Deutscher Naturparke und Michael Puschmann, Geschäftsführer des Naturparks Schalm-Nette (hintere Reihe von links). (DBT/Melde)

„Ihr habt bei mir direkt eine Vorfreude auf Weihnachten ausgelöst“, sagte Thomas Oppermann und bedankte sich bei den 19 Schülerinnen und Schülern für ihr Engagement. Zusammen mit Uwe Schummer (CDU/CSU) und Udo Schiefner (SPD), Abgeordneten aus dem Kreis Viersen, hatten die Neun- bis Zehnjährigen die Tanne aus dem Naturpark geholt und für den Transport nach Berlin vorbereitet.

Der Schmuck am Weihnachtsbaum, bunte Menschen aus Pappe, stehe für Vielfalt und Toleranz, betonte Oppermann. „Alle Menschen auf dieser Welt sind gleich viel wert.“ Dieser Gedanke müsse in alle Regionen der Welt getragen werden und sei „eine tolle Botschaft für Weihnachten“.

„Da weiß man – es ist Weihnachten“

Auch Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks, die aus dem Kreis Kleve in Nordrhein-Westfalen stammt, bedankte sich bei den Kindern. „Ihr wisst, was mit der Natur los ist und dass man vorsichtig mit ihr umgehen muss“, sagte sie.

Dass jedes Jahr ein Baum aus einem der vielen Naturparke in Deutschland komme, sei eine schöne Tradition. „Da weiß man – es ist Weihnachten.“

Wichern-Adventskranz für den Deutschen Bundestag

Zwei Männer zünden eine Adventskerze an; im Hintergrund Kinder in weinroten T-Shirts.

Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, und Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich zünden die erste Adventskerze an. (DBT/Melde)

Bereits am Donnerstag, 30. November, hatte Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich einen Adventskranz von Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, entgegengenommen. Vier weiße und vierundzwanzig rote Kerzen schmücken den Wichern-Adventskranz, der seit 2008 jährlich die Wartezeit auf Weihnachten für die Abgeordneten verkürzt. 

Mit einem Durchmesser von fast zwei Metern ist er dabei in der Abgeordnetenlobby des Reichstagsgebäudes kaum zu übersehen. Der handgeflochtene Kranz ist eine Spende des Evangelischen Johannesstifts Berlin, hergestellt in der stiftseigenen Gärtnerei.

Lichter bringen Botschaft der Adventszeit

Die Tradition, in den Wochen vor Weihnachten einen Adventskranz aufzustellen, geht auf den Theologen Johann Hinrich Wichern zurück. Er gründete 1833 das Raue Haus in Hamburg, in dem Kinder betreut und unterstützt wurden. Um ihren ungeduldigen Fragen zuvorzukommen, wann denn endlich Weihnachten sei, schmückte Wichern ein Wagenrad mit so vielen Kerzen, wie es Tage vom ersten Advent bis Weihnachten waren. „Das stille Licht des Adventskranzes unterbricht unsere Eile für einen Augenblick“, betonte Ulrich Lilie in seinen Grußworten.

Für eine festliche Atmosphäre zur Einstimmung auf die Adventszeit sorgte der Kinderchor der Stiftkantorei des Johannesstifts unter der Leitung von Jürgen Lindner mit Advents- und Lichtliedern wie „Macht hoch die Tür“ und „O Heiland, reiß den Himmel auf“.

Inspiration und Stille in politisch aufregenden Zeiten

Für „so viel Harmonie und die erste Adventsstimmung“ bedankte sich auch Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich. „Ich bin in der Johann-Hinrich-Wichern-Straße aufgewachsen und habe mich früh mit dem Seelsorger auseinandergesetzt“, sagte Friedrich. Christlicher Glaube gehe immer auch mit Nächstenliebe einher. Durch die Arbeit der Diakonie und der vielen Ehrenämtler werde den Schwachen geholfen.

Der Adventskranz bringe „ein bisschen Frieden in diesen angespannten politischen Zeiten“, betonte Friedrich. Zusammen mit den jungen Sängern und Sängerinnen des Kinderchors und in Anwesenheit von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zündete er die erste Kerze auf dem Adventskranz an. (bsl/lau/01.12.2017)

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