Kultur und Geschichte

Wolfgang Schäuble eröffnete Micha-Ullman-Ausstellungen

Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble hat am Dienstag, 14. Mai 2019, im Innenhof des Schadow-Hauses des Bundestages die Ausstellungen „Mauerschatten“ und „Micha Ullman, Johann Gottfried Schadow, Moses Mendelssohn“ eröffnet.

„Mauerschatten“ und „Haus Mendelssohn“

Eine junge Frau schiebt tänzerisch Sand mit einem Besen gegen die Mauer im Mauer-Mahnmal des Bundestages.

Tänzerin Claudia Tomasi während ihrer Performance zur Aktivierung der Mauerschatten-Ausstellung von Micha Ullman im Mauer-Mahnmal des Bundestages (DBT/Melde)

Bei der Ausstellung „Mauerschatten“ des israelischen Künstlers Micha Ullman handelt es sich um eine temporäre Sandinstallation im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages. Sie ist vom 15. Mai bis zum 6. Juni 2019 zu sehen und wird an zwei Tagen durch die Tänzerin Claudia Tomasi und den Tänzer Nir Vidan in einer “durational performance„ aktiviert wird.

Die erste Teil der ”performance“ fand am 14. Mai statt, der zweite Teil wird am Montag, 3. Juni, von 17 bis 20 Uhr im Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestages stattfinden. Ebenfalls am 3. Juni wird ab 20 Uhr im Ausstellungsraum des Schadow-Hauses erstmals der Film „Micha Ullman in Berlin“ von Ingo Kratisch vorgeführt.

Ausstellung bis Ende August zu besichtigen

Die zweite Ausstellung im Schadow-Haus zeigt Zeichnungen und Skulpturen zu den Berliner Werken Micha Ullmans. Im Mittelpunkt steht dabei ein Zyklus zum „Haus Mendelssohn“, das auch die Verbindung zu dem Berliner Grafiker und Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764-1850) darstellt. Dem jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) widmete Schadow zwei Blätter, in denen die kosmopolitische Haltung des einstigen Hofbildhauers zum Ausdruck kommt. Die Ausstellung ist vom 15. Mai bis 31. August 2019 zu sehen.

Nach der Eröffnung der Ausstellungen durch Wolfgang Schäuble im Innenhof des Schadow-Hauses (Schadowstraße 12-13 in Berlin-Mitte) führte der Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages, Dr. Andreas Kaernbach, in die Ausstellung „Schadow und Mendelssohn“ ein, ehe seine Stellvertreterin Kristina Volke über „Micha Ullman in Berlin“ berichtete. Im Anschluss führte der Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Matthias Flügge, ein Gespräch mit dem 1939 in Tel Aviv geborenen Künstler.

Micha Ullman im öffentlichen Raum Berlins

Sand auf Mauersteinen mit einer Ritze

Temporäre Sandinstallation von Micha Ullman im Mauer-Mahnmal des Bundestages (kvo/dbt (Micha Ullman))

Micha Ullman ist mit drei Sandzeichnungen für die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages und mit drei fünf Werken im öffentlichen Raum Berlins vertreten:

  • Die „Bibliothek“ auf dem Bebelplatz erinnert an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten am 10. Mai 1933;
  • die Bodeninstallation „Haus Mendelssohn“ in der Spandauer Straße an den Wohnort des Philosophen Moses Mendelssohn als einen der wichtigsten Orte der Berliner Aufklärung und des interreligiösen Dialogs;
  • die Raumskulptur „Niemand“ gegenüber dem Jüdischen Museum an verschwundenes jüdisches Leben in Berlin;
  • die Installation „Blatt“ in der Axel-Springer-Straße an die 1891 erbaute jüdische Synagoge, die am 9. November 1938 in Brand gesteckt, dabei teilweise zerstört und 1956 endgültig abgerissen wurde;
  • die Bodenskulptur „Stufen“ in der Matthaikirche schließlich widmet sich in einer komplexen Bedeutungsschichtung, die aus sieben mit Sand aus der Negev belegten Stufen der Frage von Spiritualität, Herkunft und Versöhnung nachgehen.

Die Wirkung von Ullmans Raumskulpturen

Die besondere Wirkung von Ullmans Raumskulpturen, für die er vielfach ausgezeichnet wurde, liegt in der nicht unmittelbaren Sichtbarkeit. Viele seiner Skulpturen sind erst auf den zweiten Blick zu entdecken, weil sie in den Boden eingelassen oder nicht zugänglich sind. Ullman meidet die Fülle der bildlichen Erläuterung und suchen vielmehr die Stille extrem reduzierter, zu Zeichen geronnener Formsprachen, in denen fundamentale Dichotomien zwischen Innen und Außen, Sichtbarem und Unsichtbarem, Geist und Materie, Erinnerung und Gegenwart einen Dialog mit dem Betrachter auslösen, in dem nicht nur mannigfache Assoziationen, sondern gerade lebendige Erinnerung möglich werden.

Der Eintritt ist jeweils frei. Eine Anmeldung nicht erforderlich, es finden jedoch Einlasskontrollen statt. (vom/15.05.2019)

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