Parlament

Bundestag plant ein Besucher- und Infor­mationszentrum

Eine Warteschlange von Besuchern vor dem Einlass in das Reichstagsgebäude

Besucher gelangen derzeit nur über eine Sicherheitsschleuse in Containern in das Reichstagsgebäude. (© DBT/Marco Urban)

Der Deutsche Bundestag ist ein gastfreundliches und ein gern besuchtes Haus. Jährlich strömen 2,5 Millionen Menschen aus aller Welt ins Reichstagsgebäude – nicht nur, um den schönen Ausblick von der gläsernen Kuppel zu genießen, sondern auch, um sich über Aufgaben, Arbeitsweise und Funktion unseres Parlaments zu informieren. Was bislang allerdings fehlt, ist ein würdiges Empfangsgebäude mit der Möglichkeit, sich auf den Besuch im Bundestag inhaltlich vorzubereiten. Dafür plant der Deutsche Bundestag ein Besucher- und Informationszentrum (BIZ) an der Scheidemannstraße, schräg gegenüber dem Reichstagsgebäude.

Es wird ein einladendes, sich offen präsentierendes und barrierefrei gestaltetes Gebäude, das sich denkmalverträglich in den Großen Tiergarten einfügt. Es soll die Öffentlichkeit ins Haus bitten und Ein- und Ausblicke in das Haus und aus dem Haus gewähren. Zugleich wird es einer seit einigen Jahren verschärften Sicherheitslage gerecht werden. Wie zur Zeit auch, werden alle Gäste und Besucher sich beim Betreten des BIZ einer Sicherheitskontrolle unterziehen müssen. Sobald errichtet, werden alle Besucher des Deutschen Bundestages ausschließlich über das Besucher- und Informationszentrum in das Reichstagsgebäude sowie auf dessen Dachterrasse und Kuppel gelangen.

Kubicki: BIZ wird zur Visitenkarte unseres Parlaments

„Das neue BIZ wird mit seiner repräsentativen und transparenten Architektur zur Visitenkarte unseres Parlaments“, sagt Wolfgang Kubicki (FDP), Vizepräsident des Deutschen Bundestages und Vorsitzender der Kommission des Ältestenrates für Bau- und Raumangelegenheiten.

„Die derzeitige provisorische Lösung mit Baucontainern vor der historischen und denkmalgeschützten Fassade des Reichstagsgebäudes muss so schnell wie möglich beendet werden. Schließlich hat der Deutsche Bundestag einen Auftrag zur Öffentlichkeitsarbeit. Diesen zu erfüllen, ist mir ein besonderes Anliegen. Dazu gehört auch ein angemessener Empfang der Besucherinnen und Besucher.“

Bessere Betreuung der Besucher

Spontanbesucher, die kurzfristig die Reichstagskuppel oder auch nur das BIZ besichtigen wollen, werden sich an einem Außenschalter direkt anmelden können. Dort erhalten sie eine personen- und zeitbezogene, natürlich kostenlose Zutrittsberechtigung. Im Mittelpunkt der fortschreitenden planerischen Überlegungen steht die Entwicklung eines funktional schlüssigen Raumkonzepts für die Informationsangebote im BIZ, für die Besucherlenkung sowie für die Organisation der inneren und äußeren Sicherheitskontrollbereiche.

Wesentliches Ziel des Raumprogramms soll sein, die Besucher in ausreichend großen Räumlichkeiten durch zielgruppengerecht aufbereitete Informationen mit Vorträgen, interaktiven Rollenspielen, Filmen sowie auch internetgestützten Medien individuell und in Gruppen auf die Teilnahme an einer Plenarsitzung von den Besuchertribünen aus angemessen vorzubereiten. Abgeordneten sollen mit ihren Besuchergruppen in Seminarräumen zusammentreffen können. Es wird einen Bereich für die Ausgabe von Materialien der Öffentlichkeitsarbeit sowie einen Bundestagsshop geben. Für die kulinarische Versorgung wird ein Bistro zur Verfügung stehen.

Nur eine Sicherheitskontrolle

Um den Zugang für die Besucher so angenehm wie möglich zu gestalten, wird es nur eine Sicherheitskontrolle für den Zutritt sowohl zum BIZ wie im Weiteren auch zum Reichstagsgebäude geben. Die Besucher werden zum Reichstagsgebäude über eine von außen nicht zugängliche Verbindung durch einen geschlossenen Besuchertunnel geleitet. Weil aus technischen Gründen kein direkter unterirdischer Zugang vom BIZ in das Reichstagsgebäude möglich ist, verlassen die Gäste den Tunnel vor der großen Freitreppe vor dem Reichstagsgebäude und betreten das Reichstagsgebäude über das Westportal.

Dieser Teil des Besucherweges im Freien macht aus Sicherheitsgründen einen videoüberwachten, gesicherten Bereich (Sicherheitsperimeter) auf dem Platz der Republik erforderlich, der einerseits ein Eindringen von Unbefugten unterbinden, andererseits aber den freien Blick auf das Reichstagsgebäude nicht einschränken soll. Die Sicherheitseinstufung von Gebäuden obliegt den Landesbehörden und wird nicht allein vom Deutschen Bundestag vorgenommen. Der Bundestag ist sehr bemüht, seine Planungen mit den zuständigen Stellen des Bezirks Mitte des Landes Berlin abzustimmen, um auch die kommunalen Anliegen zu berücksichtigen.

„Aha“-Graben versöhnt Sicherheit mit Denkmalschutz

Zur Gestaltung des Sicherheitsperimeters hat sich die Bau- und Raumkommission des Bundestages unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes für einen sogenannten „Aha“-Graben entschieden. Mit dem „Aha“-Graben wird ein seit dem 19. Jahrhundert gängiges Gestaltungselement der Gartenbaukunst, dessen Ursprünge in der Planung englischer Landschaftsparks liegen, aufgegriffen und neu interpretiert. Seinen historischen Namen hat dieser Graben-Typus, weil er aus der Ferne nicht erkennbar ist, erst beim Herantreten sichtbar wird und den Besucher verblüfft „Aha!“ ausrufen lassen soll.

Mit dem zehn Meter breiten „Aha“-Graben bleibt also die Grenze zwischen Platz der Republik und dem Reichstagsgebäude nahezu unsichtbar. Bis auf fast nicht wahrnehmbare Zäune an den beiden Seiten des Sicherheitsbereichs kann auf zusätzliche Sicherungen verzichtet werden.

„Unauffällige und doch effektive Maßnahme“

Wolfgang Kubicki betont, die Baukommission habe sich nach eingehender Beratung einstimmig für die Variante des „Aha“-Grabens ausgesprochen, um das westliche Areal zu sichern. „Manche kennen das vielleicht vom Sitz des Bundespräsidenten vor dem Schloss Bellevue, nur fällt es eben den Wenigsten wirklich auf“, sagt der Kommissionsvorsitzende.

Kubicki: „Diese unauffällige und doch effektive Maßnahme planen wir auch vor dem Reichstag. Der aus bautechnischen Gründen notwendige Sicherheitsperimeter dient schließlich dem Schutz aller, die das Parlament besuchen und hier arbeiten. Im Übrigen existiert dieser Sicherheitsbereich schon jetzt, nur eben als unansehnliches Provisiorium. Das wollen wir ändern.“ (09.09.2019)

Marginalspalte