Kultur und Geschichte

Willy-Brandt-Ausstellung noch bis Freitag zu besichtigen

Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble hat am Dienstag, 22. Oktober 2019, die Ausstellung „Willy Brandt – Freiheitskämpfer, Friedenskanzler, Brückenbauer“, eine Wanderausstellung der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, in der Halle des Paul-Löbe-Hauses des Bundestages in Berlin eröffnet. Die Ausstellung kann dort von Mittwoch, 23. Oktober, bis Freitag, 8. November, besichtigt werden.

„Seine Worte setzten der Nachkriegszeit ein Ende“

Willy Brandt wurde am 21. Oktober 1969, also vor 50 Jahren, zum vierten Kanzler der Bundesrepublik gewählt. Zugleich war er der erste Sozialdemokrat in diesem Amt. „Willy Brandt wollte mehr Demokratie wagen, und seine Worte haben einen festen Platz im politischen Gedächtnis unseres Landes“, sagte Wolfgang Schäuble. „Sie setzten der Nachkriegszeit ein Ende. So ist der Jahrestag ein guter Anlass, seinen ungewöhnlichen Lebensweg mit einer Wanderausstellung zu würdigen.“

Brandt habe seine erste Rede im Bundestag, dem er seit 1949 als Berliner Abgeordneter angehörte, am 10. November 1950 zur „Erhöhung des Notopfers für Berlin“ gehalten. Schon damals habe er sich vehement für die geteilte Stadt eingesetzt. Als Regierender Bürgermeister im Kalten Krieg sei er Hoffnungsträger für viele Menschen in beiden Teilen der Stadt und in der „sowjetisch besetzten Zone“ gewesen.

„Junge Menschen fasziniert und politisiert“

Die Wahl 1972 (bei der Schäuble selbst erstmals in den Bundestag einzog) sei für Willy Brandt ein „persönlicher Triumph“ gewesen: „Rückblickend wissen wir: damit war der Höhepunkt seiner Kanzlerschaft erreicht. Entspannungspolitik und KSZE-Prozess waren in Gang gesetzt – irgendwie war seine Mission erfüllt, er selbst erschöpft“, sagte der Bundestagspräsident.

Willy Brandt habe gerade auch junge Menschen fasziniert und sie politisiert. Früh habe er sich die Themen der Grünen zu eigen gemacht. Angesichts der „Fridays for Future“-Bewegung sei sein weitsichtiges Eintreten für die Interessen und Belange der Menschen in anderen Teilen der Welt zu würdigen. Schon in den siebziger Jahren sei ihm bewusst gewesen, „wie eng die großen Fragen der Welt miteinander verflochten sind, wie sehr die gesamte Menschheit von der Lösung elementarer Probleme abhängt. Es sind die Fragen unserer Gegenwart“.

„Willy Brandt wird immer größer“

Drei Männer (einer stehend, einer sitzend, einer kniedn) besichtigen Stellwände einer Ausstellung.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Kuratoriumsvorsitzender Wolfgang Thierse (stehend) und der Kurator der Ausstellung, Stefan Paul-Jacobs, betrachten die Exponate der Willy-Brandt-Ausstellung im Paul-Löbe-Haus. (DBT/Melde)

Der Vorsitzende des Kuratoriums der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD), der am Tag der Ausstellungseröffnung seinen 76. Geburtstag feierte, nannte die Entspannungspolitik einen der „prägenden Einflüsse“, die ihn selbst dazu gebracht hätten, Sozialdemokrat zu werden. Der Bundestag hatte vor 25 Jahren einstimmig beschlossen, diese Stiftung zu errichten. Die Erinnerung an Willy Brandt sei auch 27 Jahre nach dessen Tod noch sehr lebendig. „In meiner Partei erinnert man sich mit pathetischer Sentimentalität an Willy Brandt. Er wird immer größer“, sagte der langjährige SPD-Abgeordnete und ehemalige Bundestagspräsident.

Willy Brandt sei aber auch beschimpft, bekämpft und denunziert worden, seine Biografie habe bittere und strahlende Seiten. Er sei eine bewundernswerte historische Figur. Doch „bevor er zur Jahrhundertfigur werden konnte, bedurfte es vieler Kämpfe“. Von Willy Brandt stamme der Begriff der „Weltinnenpolitik“. Thierse dankte allen, die an dem Ausstellungsprojekt beteiligt waren.

Sozialdemokrat, Nazi-Gegner, Weltpolitiker

Die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung schreibt zur Ausstellung, viele der Themen Willy Brandts seien noch immer hochaktuell. Willy Brandt (1913-1992) habe sich stets für Freiheit, Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit eingesetzt. Durch Reformen in Staat und Gesellschaft und einem neuen politischen Stil habe er maßgeblich zur Modernisierung der Bundesrepublik beigetragen.

Brandt habe Wege zu den östlichen Nachbarn Deutschlands eröffnet, die deutsche Einheit auf lange Sicht möglich gemacht und entscheidend an der Erweiterung und Vertiefung der Europäischen Gemeinschaft mitgewirkt. Nachhaltige Akzente habe er auch durch sein Eintreten für den Umweltschutz und für globale Solidarität gesetzt. Die Wanderausstellung wird nach dem 8. November 2019 auf Tour durch den gesamten deutschen Sprachraum gehen

Die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung

Die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung hat die Aufgabe, das Andenken an das Wirken Willy Brandts für Frieden, Freiheit und Einheit des deutschen Volkes, für die Vereinigung Europas und die Verständigung und Versöhnung unter den Völkern sowie für den Nord-Süd-Dialog zu wahren. Sie betreibt darüber hinaus historische Forschung, richtet Konferenzen aus und wirkt an der Auswertung des Willy-Brandt-Archivs im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn mit.

Die Stiftung gehört zu den sechs durch den Deutschen Bundestag errichteten überparteilichen Politikergedenkstiftungen des Bundes. Neben der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung sind dies die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, die Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg, die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh, die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus und die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung.

Sie erinnern an herausragende historische Persönlichkeiten, die in der deutschen und europäischen Politik des 19. und 20. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle gespielt haben. Die Bundesstiftungen werden aus dem Bundeshaushalt finanziert und unterstehen der Rechtsaufsicht der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Professor Monika Grütters (CDU).

Besichtigung nur nach Anmeldung

Die Ausstellung kann nach den Zutrittsbedingungen des Deutschen Bundestages im genannten Zeitraum nur nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. Eine Besichtigung ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr möglich (Eingang West des Paul-Löbe-Hauses an der Konrad-Adenauer-Straße 1 in Berlin-Mitte).

Anmeldungen sind telefonisch (030/227-38883), per E-Mail: ausstellungen@bundestag.de) oder direkt online (www.bundestag.de/parlamentarische_ausstellung) unter Angabe des Vor- und Zunamens möglich. Zum Einlass muss ein Personaldokument mitgebracht werden. Für Gruppenführungen sind Anmeldungen per E-Mail möglich unter: forum-berlin@willy-brandt.de. (vom/22.10.2019)

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