Opposition: Mittelansatz für das Auswärtige Amt zu niedrig
Die für Außenpolitik in den kommenden Jahren zur Verfügung stehenden Mittel sind aus Sicht der Opposition zu niedrig. Deutliche Kritik gab es in der ersten Beratung des Haushaltsentwurfs der Bundesregierung für das Auswärtigen Amt für 2020 (19/11800, Einzelplan 05) am Mittwoch, 11. September 2019, auch an der Zuwendungspraxis des Ministeriums. Nach Vorstellungen der Bundesregierung soll das Haus von Außenminister Heiko Maas (SPD) im kommenden Jahr über Ausgaben in Höhe von rund 5,83 Milliarden Euro verfügen können, das sind rund 88 Millionen Euro weniger als im laufenden Haushaltsjahr.
Minister: Vier grenzenlose Herausforderungen
Maas benannte mit Globalisierung, Klimawandel, Migration und Digitalisierung vier „grenzenlose Herausforderungen“, auf die es nur grenzüberschreitende, also multilaterale Antworten gebe.
Er verwies unter anderem auf eine Initiative Deutschlands im UN-Sicherheitsrat zum Thema Klima und Sicherheit, bei dem es auch darum gehe, das Gremium präventiver auszurichten. „Wer Fluchtursachen bekämpfen will, muss den Klimawandel bekämpfen.“
AfD: Ministerium betreibt „Gutmenschen-Politik“
Armin-Paulus Hampel (AfD) warf dem Minister vor, dass sein Haus fahrlässig mit Steuergeldern umgehe und verwies auf den Bundesrechnungshof, der 2018 die Zuwendungspraxis des Auswärtigen Amtes beanstandet hatte.
Das Ministerium betreibe mit einer „Gutmenschen-Politik“ gemeinsame Sache mit den geförderten Nichtregierungsorganisationen und sei nicht in der Lage zu prüfen, wofür Zuwendungen nach welchen Kriterien und mit welchen Erfolgen gegeben werden, sagte Hampel.
CDU/CSU: Herbst der Entscheidungen
Jürgen Hardt (CDU/CSU) bezeichnete den Etat im kommenden Jahr als angemessen, allerdings spiegle die mittelfristige Finanzplanung für die kommenden Jahre die internationale Verantwortung Deutschlands nicht wieder.
Hardt sprach zudem von einem „Herbst der Entscheidungen in der Außenpolitik“ und zählte dazu unter anderem die Beratung über die Fortsetzung des Anti-IS-Mandats im Irak und auf europäischer Ebene eine Lösung für ein Ende der „bedrückenden humanitäre Situation im Mittelmeer“.
FDP: Epische Wartezeiten bei der Visavergabe
Michael Georg Link (FDP) warf der Bundesregierung vor, mit diesem Entwurf die wachsenden außenpolitischen Herausforderungen zu verschlafen. „Dieser Haushalt sollte Ihnen den Schlaf rauben.“ Eine mutige und reaktionsschnelle Außenpolitik benötige Substanz, und das beginne bei der Personalausstattung.
Das Auswärtige Amt habe infolge der Flüchtlingskrise deutlich mehr Mittel bekommen, aber die Strukturen im Ministerium seien nicht entsprechend mitgewachsen. Vorankommen müsse das Haus auch bei der Digitalisierung und der Visavergabe, bei der teils „epische Wartezeiten“ zu beklagen seien.
Linke kritisiert geplante Mittelsenkung
Michael Leutert (Die Linke) kritisierte eine geplante Mittelsenkung im Außenetat in Höhe von fast 800 Millionen Euro im Jahre 2021.
Europa sei nicht in bester Verfassung, in Großbritannien herrsche Brexit-Chaos und im Weißen Haus agiere ein „Verrückter“, der immer neue Probleme anzettle wie den Handelskrieg mit China. „So leisten Sie keinen Beitrag zur Problemlösung auf internationaler Ebene.“
Grüne: Keinerlei Raum zur Gestaltung im Haushalt
Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die Grünen) monierte, dass der Haushalt keinerlei Raum zur Gestaltung lasse. So thematisiere die Bundesregierung im UN-Sicherheitsrat zwar die Verbindung von Klimawandel und Sicherheit, behandle dieses Thema im eigenen Haushalt aber stiefmütterlich.
Die Abgeordnete kritisierte außerdem, dass bei Stiftungen und Kultureinrichtungen im Ausland wie dem Goethe-Institut gekürzt werden solle – was für die unter staatlichen Druck stehende Zivilgesellschaft und bedrängte Nichtregierungsorganisationen in vielen Ländern eine schlechte Nachricht sei.
1,58 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe im Ausland
Größter Ausgabeposten bleibt dem Haushaltsentwurf für den Einzelplan 05 zufolge das Kapitel „Sicherung von Frieden und Stabilität“, in dem unter anderem 1,58 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe im Ausland vorgesehen sind – genauso viel wie im Jahr 2018. Die Leistungen an die Vereinten Nationen summieren sich in diesem Kapitel auf 537,4 Millionen Euro (2019: 657,2 Millionen Euro), für Krisenprävention, Stabilisierung und Friedensförderung sind 401,2 Millionen Euro vorgesehen (2019: 396 Millionen Euro). Die Zahlungen im Rahmen des Stabilitätspaktes Afghanistan sollen konstant bleiben bei 180 Millionen Euro.
Für das Kapitel „Pflege kultureller Beziehungen zum Ausland“ sind im kommenden Jahr Ausgaben in Höhe von 995,5 Millionen Euro eingeplant, größter Posten ist darin die institutionelle Förderung im Rahmen der Auslandskulturarbeit in Höhe von rund 493 Millionen Euro (gegenüber knapp 500 Millionen Euro im laufenden Haushaltsjahr) , darunter etwa die Finanzierung des Goethe-Instituts, die mit insgesamt rund 234 Millionen Euro zu Buche schlagen soll.
Personalkosten von knapp 1,08 Milliarden Euro
Für das Kapitel „Bilaterale Zusammenarbeit und Pflege der Auslandsbeziehungen“ sind Ausgaben in Höhe von 197,7 Millionen Euro vorgesehen, eine Steigerung um rund 27 Millionen gegenüber dem laufenden Etat, was unter anderem mit Kosten aus Anlass der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im kommenden Jahr zu begründen ist. Finanziert werden aus diesem Kapitel unter anderem Gesellschafts- und europapolitische Maßnahmen der politischen Stiftungen mit 53 Millionen Euro (2019: 58 Millionen Euro) sowie Ausgaben für das Deutschlandbild im Ausland mit 22,5 Millionen Euro (wie im Vorjahr).
Knapp 1,08 Milliarden Euro im Haushalt des Auswärtigen Amtes werden laut Entwurf wie im Vorjahr auf Personalausgaben entfallen. (ahe/11.09.2019)