Peter Altmaier: Derzeitige Flaute ist außenwirtschaftlich bedingt
Der Bundestag hat am Dienstag, 10. September 2019, über den Regierungsentwurf des Haushalts 2020 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (19/11800) beraten. Der Etat des Einzelplans 09 sieht Ausgaben in Höhe von 9,14 Milliarden Euro vor (2019: 8,19 Milliarden Euro).
Minister: Zustand der deutschen Wirtschaft ist gut
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bewertete zunächst den Zustand der deutschen Wirtschaft als gut. Die derzeitige Flaute sei außenwirtschaftlich bedingt. Nun gehe es darum, der Wirtschaft Signale zu geben, die das Vertrauen stärken und Investitionskräfte freisetzen – damit aus der „Wachstumspause“ keine „Delle“ wird, wie der Minister sagte. Seinen Worten nach ist die in diesem Zuge angekündigte Mittelstandsstrategie bisher gut aufgenommen worden. Er hob besonders die angedachte Forschungsförderung für den Mittelstand hervor und mahnte generelle Klarheit über die Zukunft des Solidaritätszuschlags an. Auch müsse der Einstieg gefunden werden in eine umfassende Körperschafts- und Unternehmenssteuerreform.
Entscheidend sei, dass es attraktiv bleibt, in den Standort Deutschland zu investieren. Bezüglich des Strukturwandels in den Braunkohleregionen brachte Altmaier eine Art Abschreibungsmöglichkeit für Investitionen ins Spiel, über die nun diskutiert werden solle. Die Beschlüsse im Rahmen des Klimakabinetts stünden noch aus, deswegen könnten diese Aspekte nicht im Haushalt berücksichtigt werden.
SPD will Bündnis für nachhaltige Wirtschaft
Für den Koalitionspartner SPD erklärte Bernd Westphal, das Positive an der derzeitigen Situation sei, dass so intensiv wie lange nicht über grundlegende Fragen der Wirtschaft diskutiert wird. Man müsse nun reflektieren, wie die epochalen Umbrüche gestaltet werden sollten. Einen Schwerpunkt legte Westphal auf Belange der sozialen Gerechtigkeit: Trotz der Stärke der Wirtschaft schütze Arbeit nicht mehr automatisch vor Armut – das sei paradox.
Er plädierte für ein Mehr an Tarifbindung. Außerdem sieht der Abgeordnete die Zeit gekommen für ein neues Bündnis für nachhaltige Wirtschaft. Es brauche unter anderem klare Rahmenbedingungen auf dem Weg zur Klimaneutralität, eine Innovations- und Investitionsoffensive sowie staatliche Unterstützung bei Forschung und Entwicklung auch in der Wasserstoffwirtschaft.
AfD: Regierung gefährdet Versorgungssicherheit
Die Opposition kritisierte den Haushaltsentwurf als mutlos. Volker Münz (AfD) sieht Deutschland grundsätzlich am Beginn einer Wirtschaftskrise, die von der Bundesregierung selbst erzeugt worden sei. Er erneuerte den Vorwurf seiner Fraktion, die Bundesregierung gefährde mit ihren Schwerpunktsetzungen im Bereich Energie die Versorgungssicherheit im Land.
Sein Vorschlag zielte in Richtung von Entlastungen für Bürger und Unternehmen statt Verboten oder neuer Belastungen wie etwa einer Kohlendioxidsteuer. Sein Fraktionskollege Steffen Kotré plädierte ergänzend für mehr Engagement in der Forschungsförderung von Kernspaltung und Kernfusion.
FDP: Einzelplan verharrt in der Vergangenheit
Karsten Klein (FDP) führte Zahlen und Daten an, um die Abwärtsentwicklung der Wirtschaft zu belegen. Er sagte, er vermisse im Haushalt Maßnahmen, um diese Entwicklung zu stoppen. Der Einzelplan spiegele die Instrumente von vor vier Jahren wider und verharre insofern in der Vergangenheit.
Weder würden Maßnahmen gegen die im internationalen Vergleich hohen Strompreise angekündigt, noch werde deutlich, wie die im Rahmen der Kohlekommission angekündigten Vorhaben bezahlt werden sollten. Die FDP-Fraktion will den Solidaritätszuschlag vollumfänglich abschaffen und etwa den Zertifikatehandel ausweiten sowie bei Förderungen Technologieoffenheit garantieren.
Linke: Auf Nachfragestärkung setzen
Die Linksfraktion wiederum vermisst Antworten auf die großen Herausforderungen. Digitalisierung, Strafzölle der Amerikaner, zunehmende Kurzarbeit – auf all das seien keine Antworten zu finden, sagte der Abgeordnete Klaus Ernst. Man sehe Kleinkram, aber nicht das, was notwendig wäre.
Ernst schlug vor, auf Nachfragestärkung zu setzen, Investitionen anzuschieben und das Tempo beim Klimaschutz zu erhöhen. Er erwähnte auch die Lage in der Windenergie-Branche – die müsse dringend verbessert und die Nachfrage dort angekurbelt werden.
Grüne: Regierung scheitert bei großen Aufgaben
Anja Hajduk (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte ebenfalls, man finde insgesamt keine passenden Antworten auf die Herausforderungen der Wirtschaft in dem Etat. Ihrer Ansicht nach zählen künstliche Intelligenz und die Klimakrise zu diesen maßgeblichen Herausforderungen, die Veränderungen in der Wirtschaft notwendig machen.
Bei den wirklich großen Aufgaben scheitere die Regierung. In der Klimapolitik erhalte man den Eindruck, es werde gar nichts mehr gemacht. Man müsse ja nicht den Beiträgen der Opposition zustimmen, sagte Hajduk. Der Minister könne auch etwas anderes vorschlagen – Hauptsache er schlage etwas vor.
Schwerpunkte in Peter Altmaiers Etat
Schwerpunkt im Etat von Bundeswirtschaftsminister Altmaier ist der Bereich „Innovation, Technologie und Neue Mobilität“, für den Ausgaben in Höhe von 3,36 Milliarden Euro (2019: 3,24 Milliarden Euro) eingeplant sind. Für die Titelgruppe „Neue Mobilität“ sind 146,68 Millionen Euro angesetzt (2019: 127,88 Millionen). 475,77 Millionen Euro an Ausgaben sieht der Etat für die digitale Agenda vor (2019: 432,95 Millionen Euro). Ein weiterer großer Posten ist der Bereich Luft- und Raumfahrt, für den 1,87 Milliarden Euro eingestellt sind (2019: 1,83 Milliarden Euro). Für die Unterstützung des Mittelstandes plant die Bundesregierung Ausgaben in Höhe von 951,3 Millionen Euro – knapp zehn Millionen weniger als noch 2019 (2019: 961,26 Millionen Euro).
598 Millionen Euro – und damit nur unwesentlich weniger als im Vorjahr (2019: 600 Millionen Euro) – sind davon für die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ vorgesehen. Für den Bereich „Energie und Nachhaltigkeit“ will das Ministerium 3,08 Milliarden Euro vor (2019: 2,36 Milliarden Euro) bereitstellen. Den größten Anteil hier machen die Ausgaben für die Zuschüsse für den Absatz deutscher Steinkohle zur Verstromung an die Stahlindustrie sowie zum Ausgleich von Belastungen aufgrund des Kapazitätsabbaus mit 1,93 Milliarden Euro aus (2019: 939.500 Euro). Die energetische Gebäudesanierung schlägt mit 153,82 Millionen Euro zu Buche (2019: 285,75 Millionen Euro). (pez/10.09.2019)