Kinderkommission

Sachverständiger: Beteili­gung muss von jungen Leuten selbst ausgehen

Jugendliche posieren für ein Selfie.

Die Kinderkommission beschäftigt sich mit der Partizipation von Kindern und Jugendlichen. (picture alliance)

Kinder haben ihre ganz eigenen Bedürfnisse und Einschätzungen, können ihren Willen aber noch nicht bei Wahlen zum Ausdruck bringen. Und sie werden von politischen Entscheidungen, die heute gefällt werden, am längsten betroffen sein, sagte Tim Schrock vom Deutschen Bundesjugendring, Projektkoordinator von „jugend.beteiligen.jetzt - für die Praxis digitaler Partizipation“, beim öffentlichen Fachgespräch der „Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder“ (Kinderkommission) zur digitalen Partizipation von Kindern und Jugendlichen am Mittwoch, 11. März 2020 unter der Leitung von Matthias Seestern-Pauly (FDP). Die Kommission befasste sich mit der Frage, welche Möglichkeiten der Teilhabe Kinder und Jugendliche unterhalb der Schwelle von Wahlen haben, was es für Online-Werkzeuge gibt und wie sich erfolgreiche Tools und Projekte ausbauen lassen.

Beteiligung müsse vor allem von den jungen Leuten selbst ausgehen und ihnen das Gefühl geben, dass ihr Engagement auch etwas bringe. Mit diesem Arbeitsverständnis wende sich auch der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) dem Thema zu, so Schrock. Um die Kinder und Jugendlichen in ihrer eigenen Welt abzuholen, und sie von dort aus ihre Umwelt gestalten zu lassen, habe man beim Bundesjugendring den Arbeitsbereich digitale Partizipation eingerichtet. Gemeinsam mit anderen Partnern betreibe der DBJR das Projekt „jugend.beteiligen.jetzt“, das auf seiner Webseite kostenlos Werkzeuge und Tipps für digitale Beteiligung anbietet und Beispiele aus der Praxis zeigt.

Digitale Plattformen alleine reichen nicht

Der Bundesjugendring verstehe sich als Ansprechpartner für Behörden, Kommunen, und nichtstaatliche Organisationen, und als Schnittstelle zwischen Institutionen und den jungen Leuten, um die Belange von Kindern und Jugendlichen zu kommunizieren, und Projekte anzustoßen und zu begleiten. So meldeten sich engagierte Jugendämter beim DBJR und „jugend.beteiligen.jetzt“ mit konkreten Bedarfen. Daraufhin werde der BJR mit eigenen Angeboten oder mit Ausschreibungen für einzelne Vorhaben aktiv.

Es reiche dabei nicht aus, einfach nur digitale Plattformen zu schaffen, oder die vorhanden Plattformen wie Facebook oder YouTube zu nutzen, wo man die Zielgruppe der Jugendlichen gerade vermute. Vielmehr müssten Inhalte im Mittelpunkt stehen, um die es gehen soll. Mitmachen könne man dann sowohl analog als auch digital. Wenn Themen und Beteiligungsziele konkret seien und Projektideen aus einem bereits bestehenden Kontext heraus kämen, seien sie am erfolgreichsten.

Audiovisuelle Formate sind von Vorteil

Bewege man sich im digitalen Bereich, müsse man auf jeden Fall audiovisuelle Formate wählen, die eine Sache erlebnisorientiert und spielerisch angehen. Mit relativ geringem Aufwand ließen sich virtuelle Welten schaffen und man brauche keinesfalls allein auf kommerzielle Apps zu setzen. In Deutschland mit seinem äußerst lebendigen Vereinswesen und einer sehr starken Open-source-Gemeinde gebe es eine Fülle erfolgreicher Projekte, die sehr teilnehmer- und teilhabe-orientiert seien.

Digitale Beteiligungsangebote seitens der Trägerinstitutionen funktionierten übrigens um so besser, je mehr das Digitale von diesen nicht als etwas Besonderes erachtet werde, sondern die Träger auch sonst bereits im Alltag routiniert digital unterwegs seien, so Schrock. „Dann kann digitale Beteiligung langfristig funktionieren.“ „Die Entwicklung eines guten Beteiligungsverfahrens ist ein langer Prozess“, gab Schrock nicht nur angesichts der Mühen der Ebene bei Betrieb und Begleitung von einmal geschaffenen Angeboten, sondern auch im Hinblick auf staatliche Zuwendungen und das Haushaltsrecht zu bedenken. Das müsse beim Zuschnitt der finanziellen Förderung besser mitgedacht werden, insbesondere was die Antragstellung und die Mehrjährigkeit betreffe.  (ll/12.03.2020)

Geladener Sachverständiger

  • Tim Schrock, Deutschen Bundesjugendring, Projektkoordinator von „jugend.beteiligen.jetzt – für die Praxis digitaler Partizipation“

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