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Stiftung Ehrenamt will ein „Signal der Unterstützung ins Land senden“

Festakt zur Gründung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt in der Aula des Gymnasium Carolinum. Mitglieder des THW OV Waren sitzen mit entsprechender Kleidung auf Stühlen mit Abstand.

Festakt zur Gründung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt am 23. Juni 2020 in Neustrelitz; im Vordergrund Mitglieder des Technischen Hilfswerks aus Waren. (picture alliance/Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa)

„Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in ganz Deutschland stärken“ lautet der Auftrag der neu gegründeten „Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt“.  Deren Gründungsvorstände, Katarina Peranić und Jan Holze, die im Juli im brandenburgischen Neustrelitz ihre Arbeit aufgenommen haben, berichteten in einem öffentlichen Fachgespräch des Unterausschusses Bürgerschaftliches Engagement am Dienstag, 15. September 2020, unter dem Vorsitz von Alexander Hoffmann (CDU/CSU) über die ersten Schritte der neuen Einrichtung und ihre Pläne für die kommenden Monate.

Stiftung steht auf drei Säulen

Um den Stiftungszweck zu verwirklichen, wolle man Ansprechpartner für Vereine und Ehrenamtliche sein, die Zusammenarbeit zwischen den zivilgesellschaftlichen Akteuren fördern und Strukturen des Vereinswesens und des Ehrenamtes stärken. Dazu gliedere man die Arbeit des Hauses in drei Säulen: ein Servicezentrum, ein Kompetenzzentrum und einen Bereich für „Strukturstärkung“.

Digitalisierung und Nachwuchsgewinnung stünden dabei im Vordergrund. Aber auch strukturschwache und ländliche Räume werde man in den Blick nehmen.

Signal der Unterstützung in Corona-Zeiten

Angesichts der Pandemie seien diese Themen von besonderer Bedeutung. „Damit wir auch nach den Zeiten von Corona noch eine lebendige und vielfältige Zivilgesellschaft haben“, so Holze.

Die Stiftung wolle als bundesweite Anlaufstelle zunächst ein „Signal der Unterstützung ins Land senden“, betonten Peranić und Holze.

„Zuhören und Bedarfe aufdecken“

Die vergangen Wochen habe man bereits intensiv genutzt und in mehreren Bundesländern Engagierte getroffen, Vereine und Freiwilligenagenturen aus den unterschiedlichsten Bereichen kennengelernt, berichtete Peranić. „Wir haben uns vor Ort viele Hinweise abgeholt, wie wir unsere Arbeit gestalten können.“

Keinesfalls wolle man mit der neuen Stiftung nun Doppelstrukturen zu bestehenden Einrichtungen schaffen oder sein eigenes Süppchen kochen, betonte Holze. Gemäß ihrem Ziel, das Ehrenamt zu stärken, arbeite die Stiftung mit allen in diesem Bereich tätigen Akteuren zusammen. Man werde vor allem zuhören, was gut oder schlecht laufe und auf diese Weise „Bedarfe aufdecken“. 

Förderprogramm gestartet

Die Arbeit der Stiftung konzentriere sich wegen der Corona-Krise zunächst auf ein Förderprogramm, das man mittlerweile auf der Webseite der Stiftung publiziert habe, um der Zivilgesellschaft unmittelbar Unterstützung zukommen zu lassen und sich im Land bekannt zu machen, erklärte Holze.

Demgegenüber benötige der Aufbau der Säulen „Service“ und „Kompetenz“ noch Zeit. Netzwerke müssten heranwachsen, Formate entwickelt werden.

Bereits hohes Interesse: 350 Anrufe

Welcher Bedarf bei Ehrenamtlichen und Vereinen bestehe, sei der Stiftung bereits von Beginn an auch über deren Social-Media-Kanäle gesendet worden, so Holze. Vom Arbeits- und Stiftungsrecht bis zur Frage „Was fördert ihr?“.

350 Anrufe hätten die Mitarbeiter innerhalb weniger Tage zum Förderprogramm entgegengenommen. Die Arbeit der Stiftung, die bis Oktober über 20 Mitarbeiter verfügen werde, stoße bereits auf reges Interesse.

Geselligkeit muss bleiben – trotz Digitalisierung

Die Zivilgesellschaft habe sehr schnell und flexibel auf die neuen Bedingungen der Pandemie reagiert. Digitale Versammlungen und Wahlen seien möglich. Da wolle man helfen, Erfahrungen, „best practices“ austauschen.

Über Corona hinaus schafften digitale Formate neue Möglichkeiten der Partizipation, so Holze – ohne dass man nun alles digitalisieren wolle: „Persönliche Treffen und Geselligkeit bleiben weiter nötig und sinnvoll.“

Gelingt Vergabe noch 2020?

23 Millionen Euro könne die Stiftung dieses Jahr ausgeben, stellte Ingrid Pahlmann (CDU/CSU) fest, und fragte, ob es gelinge, dieses Geld noch in den restlichen dreieinhalb Monaten „unter die Leute“ zu bringen. Innerhalb dieses Kalenderjahres müsse man die Mittel verwenden oder verfallen lassen, so Holze dazu. Die Mittel seien nicht ins kommende Jahr übertragbar.

Peranić stellte klar, dass die Fördergelder nicht dafür vorgesehen seien, finanzielle Ausfälle durch die Corona-Krise zu kompensieren. Man berate und fördere bei grundsätzlichen Fragen, etwa bei der Digitalisierung: Oft bewege sich die Datenverarbeitung in Vereinen in einer Grauzone, Mitglieder brächten ihre privaten Computer ein. 

„Vereinfachung auf die Fahnen geschrieben“

Finanzielle Probleme, arbeits- und datenschutzrechtliche Fragen beschäftigten Ehrenamtliche und Vereine ebenso sehr wie die Fülle und Komplexität von Vorschriften, die viele Menschen von einem Engagement abhielten, betonten die Mitglieder des Unterausschusses. „Wo können wir mehr Niederschwelligkeit hinkriegen statt Komplexität, um mehr Menschen zu gewinnen?“, fragte Grigorios Aggelidis (FDP).

Nach Vereinfachungen zu suchen, dieses Thema habe sich die Bundesstiftung „auf die Fahnen geschrieben“, sagte Holze und bat gleichzeitig um Geduld. „Wir tragen da noch zusammen und benötigen noch etwas Zeit.“ Überdies sei gerade dieser komplexe und vielschichtige Bereich eine Daueraufgabe, um die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland zu verbessern.

Dem Parlament werde man gerne auch künftig über die Arbeit der Stiftung berichten, versprach Jan Holze. Er setze auf eine enge und transparente Zusammenarbeit mit dem Unterausschuss „Bürgerschaftliches Engagement“. (ll/15.09.2020)

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