Geschichte

Prinz Charles: Wir werden immer Freunde, Partner und Verbündete sein

Die Verbundenheit zwischen Deutschland und Großbritannien in der Vergangenheit wie in der Zukunft hat Prinz Charles in seiner Rede zum Volkstrauertag am Sonntag, 15. November 2020, hervorgehoben. In der zentralen Gedenkveranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sagte der britische Thronfolger: „Die zentralen Bande zwischen uns werden stark bleiben. Wir werden immer Freunde, Partner und Verbündete sein.“

Im Zeichen der deutsch-britischen Freundschaft

Mit Prinz Charles nahm in diesem Jahr erstmals ein Mitglied der britischen Königsfamilie an der Gedenkveranstaltung teil, die traditionell im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes in Berlin stattfindet und unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble steht. Die Gedenkstunde zu Ehren der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft stand im Zeichen der deutsch-britischen Freundschaft 75 Jahre nach dem Kriegsende.

Der Prince of Wales skizzierte die enge Verbundenheit beider Länder von Hans Holbein dem Jüngeren über Georg Friedrich Händel bis zu den vier britischen Kabinettsmitgliedern des Jahres 1914, die an deutschen Universitäten studiert hatten. Auch nach dem Ersten Weltkrieg seien britische Studenten wieder an deutsche Universitäten geströmt, um die deutsche Kultur zu erleben. „Wir bewundern die Kultur der anderen und lassen uns inspirieren.“

„Für gegenseitiges Verständnis und Respekt einsetzen“

Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sich die Menschen daran gemacht, das Vertrauen wieder aufzubauen: „Unsere beiden Länder habe wieder zu ihrer natürlichen Beziehung als Verbündete und Freunde gefunden.“ Mit großer Bewunderung hätten die Briten den Prozess der deutschen Wiedervereinigung verfolgt. Prinz Charles würdigte, dass es gelungen sei, so viel Spaltung auf dem europäischen Kontinent zu überwinden. Dennoch gelte es, wachsam zu bleiben und sich unermüdlich für gegenseitiges Verständnis und gegenseitigen Respekt einzusetzen.

Gemeinsames Handeln sei angesichts globaler Krisen wieder Corona-Pandemie, des Klimawandels oder des Verlusts an Biodiversität erforderlich. „Wir sind in die Zukunft des jeweils anderen Landes eingebunden, dass unsere Interessen immer miteinander verflochten sein werden“, betonte Prinz Charles, der seine Rede teils auf Deutsch, teils auf Englisch hielt: „Gemeinsam sind wir eine unverzichtbare Kraft für das Gute in der Welt.“

„Gedenken zu einem gemeinsamen Anliegen machen“

Das Vereinigte Königreich habe sich für eine Zukunft außerhalb der Europäische Union entschieden, sodass sich die Beziehung aufs Neue verändere. Die Gestaltung dieser Beziehung sei Gegenstand von Verhandlungen, ihr Wesen werde „von einer Verbindung zwischen unseren Völkern bestimmt“. Prinz Charles rief dazu auf, das Gedenken für die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Verfolgung , die „ihr Leben hergaben für die Freiheiten, die wir heute schätzen“, zu einem „gemeinsamen Anliegen“ zu machen.

Prinz Charles und seine Gemahlin, die Herzogin von Cornwall, waren zuvor auch in der Neuen Wache in Berlin mit dabei, als Repräsentanten der Verfassungsorgane der Bundesrepublik, der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Generalinspekteur der Bundeswehr und Vertreter des Landes Berlin an der Bronzeskulptur „Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz Kränze niederlegten. Die Neue Wache Unter den Linden ist die zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

Begrüßung, Lesung, Totengedenken

Nach der Begrüßung im Plenarsaal des Bundestages durch den Präsidenten des Volksbundes, General a. D. Wolfgang Schneiderhan, und vor der Gedenkrede von Prinz Charles gestalteten junge Teilnehmende des vom Auswärtigen Amt geförderten Volksbund-Jugendprojekts „Peace Line“ die Lesung zu „Krieg und Frieden heute“. Schneiderhan sagte unter anderem, aus dem Zweiten Weltkrieg sei zu lernen, dass ein Krieg, der sich gegen andere richtet, auf einen selbst zurückschlägt. Aus dem Krieg gebe es auch für seinen Verursacher kein Entrinnen.

Dvir Ezra aus Israel, Violeta Avram aus Moldawien und Martha Friese aus Deutschland von dem vom Auswärtigen Amt geförderten Jugendprojekt des Volksbundes „Peace Line“ sowie Jasleen Singh aus Großbritannien von der britischen Organisation „Never Such Innocence“ stellten sich mit kurzen Statements vor. Der Volksbund gab in einem Kurzfilm Einblicke in seine Arbeit. 

Das Totengedenken sprach Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier. Es folgte eine Gedenkminute.

Beethoven und Britten

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Berliner Streicher-Ensemble Furiant Quartet. Vorgetragen wurden das Streichquartett Nr. 13 opus 130 V Cavatina von Ludwig van Beethoven und das Streichquartett Nr. 3 opus 94 I Duets with moderate movement von Benjamin Britten. Als Videoeinspielungen brachten das Musikkorps der Bundeswehr Siegburg unter Leitung von Oberstleutnant Christoph Scheibling zusammen mit der Sopranistin Kathleen Ziegner „An die Musik“ von Franz Schubert und „Amazing Grace“ von John P. Carrell und David S. Clayton zu Gehör.

Solotrompeter der Musikkorps der Streitkräfte des Vereinigten Königreichs und der Bundeswehr bliesen die Totensignale „Last Post“ und „Der gute Kamerad“. Die Gedenkstunde endete mit der Europahymne und der Nationalhymne, gespielt vom Furiant Quartet.

Kriegsgräberstätten in 46 Staaten

Der Volksbund betreut heute im Auftrag der Bundesregierung die Gräber von etwa 2,8 Millionen Kriegstoten auf 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten. Er wird dabei unterstützt von mehr als einer Million Mitgliedern und Förderern sowie der Bundesregierung.

Das Leitwort ist: Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden. (vom/15.11.2020) 

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