Abgesetzt: Debatte über den Nationalen Bildungsbericht 2020

Der nationale Bildungsbericht 2020 beschreibt unter anderem das Problem, dass wieder mehr junge Menschen ohne einen Schulabschluss ihre Schullaufbahn beenden.
© picture alliance / Inderlied/Kirchner-Media | Inderlied/Kirchner-Media
Von der Tagesordnung am Freitag, 12. Februar 2021, abgesetzt hat der Bundestag die geplante Aussprache zum Nationalen Bildungsbericht 2020 der Bundesregierung (19/24780). Dazu hatten die AfD-Fraktion einen Antrag mit dem Titel „Jetzt die richtigen Konsequenzen aus dem Nationalen Bildungsbericht ziehen“ und die FDP-Fraktion einen Antrag mit dem Titel „Fit für die Arbeitswelt der Zukunft – Individuelle Bildungswege, Digitalisierung und Internationalisierung in der beruflichen Bildung“ angekündigt. Ebenfalls an den Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung überwiesen werden sollte ein weiterer Antrag der FDP-Fraktion mit dem Titel „Übergangssystem und duale Berufsausbildung erneuern“ (19/22298).
Über zwei Anträge der Liberalen sollte ursprünglich abgestimmt werden. Zu den Anträgen „Smart Germany – Learning Analytics und Künstliche Intelligenz in der Schule fördern, Lerndaten schützen“ (19/14033) sowie „Smart Germany – Deutschland digital stärken – Onlinekurs ,Künstliche Intelligenz‘ initiieren“ (19/14034) liegen Beschlussempfehlungen des Bildungs- und Forschungsausschusses vor (19/16957, 19/15757).
Nationaler Bildungsbericht 2020
Im Nationalen Bildungsbericht heißt es, der langjährige Trend zu höherer Bildungsbeteiligung und höheren Abschlüssen schlage sich in einem steigenden Bildungsstand der Bevölkerung nieder. Immer mehr Menschen verfügten über Hochschulreife und einen Hochschulabschluss, betonen die Autoren. Sie unterstreichen die sehr guten Arbeitsmarktchancen für junge Menschen nach dem Abschluss eines Studiums. Die neuen Abschlüsse Bachelor und Master seien inzwischen fest etabliert und führten größtenteils in eine qualifikationsangemessene Erwerbstätigkeit.
Zudem heben die Experten die zunehmende Durchlässigkeit im Bildungssystem hervor. Eine Entkopplung von Schulabschlüssen bestimmter Schularten sowie die Verknüpfung beruflicher Bildungsgänge mit höher qualifizierenden Bildungszertifikaten etwa durch den Erwerb von Studienberechtigungen an Fachoberschulen oder beruflichen Gymnasien ermöglichten den Menschen flexible Bildungswege.
Mehr junge Menschen ohne Hauptschulabschluss
Allerdings setzt sich der langjährige Trend zu höheren Bildungsabschlüssen laut Bericht nicht überall fort. Mit Sorge sei zu betrachten, dass neuerdings wieder mehr junge Menschen die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. 2018 waren es 6,8 Prozent im Gegensatz zu 2013, wo ein bisheriger Tiefststand von 5,7 Prozent erreicht worden war.
Unter den Abgängern ohne Abschluss seien immer weniger Förderschülerinnen und Förderschüler. „Das heißt, dass der Anstieg ausschließlich auf vermehrte Abgänge ohne Abschluss aus den anderen Schularten zurückgeht“, schreiben die Autoren. Um diesem Trend zu begegnen, verweist die Bundesregierung auf zahlreiche Initiativen zur Unterstützung und betont, dass frühe Förderung ein wichtiger Grundstein für Bildungserfolg sei.
Antrag der FDP-Fraktion
Der erste Antrag der FDP-Fraktion (19/22298) zielt darauf ab, das Übergangssystem und die duale Berufsausbildung zu erneuern. Um die Zahl der jungen Menschen ohne berufsqualifizierenden Abschluss drastisch zu reduzieren, soll das berufliche Übergangssystem so reformiert werden, dass die Maßnahmen im Übergangssystem so schnell wie möglich input- wie outputbasiert evaluiert und die dabei erhobenen Daten in die jährlichen Berufsbildungsberichte ab 2021 integriert werden.
Ferner solle das Übergangssystem übersichtlich und effizient gestaltet und mittelfristig auf nur ein Erfolg versprechendes Programm reduziert werden, so dass am Ende eine große, individuell wie regional auszugestaltende Lösung mit einem Titel, einem Zertifikat, einer Dachmarke, einer Finanzierung und einer Evaluierung bestehen bleibt.
Erster abzustimmender Antrag der FDP
Der zur Abstimmung anstehende Antrag der Liberalen (19/14033) enthält die Forderung an die Bundesregierung, die Entwicklung klarer Standards zu fördern, in welcher Form „Learning Analytics“ - also die Sammlung, Analyse und Auswertung von Lerndaten - an Schulen eingesetzt werden darf. Eltern sowie Schülerinnen und Schüler sollten aufgeklärt werden, wie Learning Analytics funktioniert, wie Daten verwendet werden, welche Chancen sich daraus ergeben und welche Rechte sie haben, schreibt die FDP-Fraktion.
Zudem soll der Einsatz von Learning Analytics durch eine Weiterentwicklung der Qualitätsoffensive Lehrerbildung unterstützt werden.
Zweiter abzustimmender Antrag der FDP
Im zweiten zur Abstimmung stehenden Antrag (19/14034) verlangt die FDP-Fraktion, die Bürger beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) fit zu machen. „Je weiter das Grundverständnis über die Funktionsweise von Algorithmen und ihre Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen verbreitet ist, desto besser ist unsere Bevölkerung auf die Arbeitswelt von morgen vorbereitet“, schreiben die Abgeordneten.
Die Bundesregierung fordern sie unter anderem dazu auf, eine deutsche Übersetzung des finnischen „Elements of AI Kurses“ zu vereinbaren, den Kurs für Zielgruppen mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen zu differenzieren und die Finanzierung der Infrastruktur und regelmäßige Aktualisierungen der Kursinhalte dauerhaft im Rahmen der KI-Strategie oder des Zukunftsfonds Digitale Arbeit und Gesellschaft sicherzustellen. (rol/hau/09.02.2021)