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Bärbel Bas eröffnet Aus­stellung zum 80. Jahres­tag der Wannsee-Konferenz

Am 20. Januar 1942 trafen sich 15 hochrangige Funktionäre aus dem nationalsozialistischen Verwaltungsapparat für eine Konferenz am Wannsee. Auf der Tagesordnung stand nur ein einziger Punkt: die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“. Bereits mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Sowjetunion 1941 begann das Nazi-Regime mit der Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Am Mittag des 20. Januars berieten die Anwesenden schließlich über die weitere systematische Vernichtung aller elf Millionen europäischen Jüdinnen und Juden.

Seit Mittwoch, 12. Januar 2022, informiert die Ausstellung „Unfreiwilliges Erinnern. Zur Bedeutung der Wannsee-Konferenz in Geschichte und Gegenwart“ in der Halle des Paul-Löbe-Hauses über den Umgang mit diesem Kapitel deutscher Geschichte. Die Ausstellung anlässlich des 80. Jahrestages der Wannsee-Konferenz wurde von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas gemeinsam mit Deborah Hartmann, der Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, aufgrund der Pandemiesituation mit Video-Grußworten eröffnet. Sie ist noch bis 28. Januar zu sehen. Am 27. Januar, findet die offizielle Gedenkstunde des Deutschen Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus statt.

Wannseevilla diente als Schullandheim

Dass eine solche Ausstellung in den Hallen des Bundestages stattfindet, sei etwas ganz Besonderes, sagte Deborah Hartmann in Ihrem Grußwort anlässlich der Ausstellungseröffnung. Lange blieb die Wannsee-Konferenz im kollektiven Gedächtnis der Deutschen nahezu unsichtbar. Zu groß schien der Konflikt, sich mit der Konferenz und ihren Konsequenzen auseinanderzusetzen.

Bis in die 1980er-Jahre diente die Wannseevilla als Schullandheim. Forderungen des Historikers und Holocaust-Überlebenden Joseph Wulf, aus dem Ort ein Dokumentationszentrum zu machen, fanden keinen Anklang: „Ich habe hier 18 Bücher über das Dritte Reich veröffentlicht und das alles hatte keine Wirkung. Du kannst dich bei den Deutschen totdokumentieren, es kann in Bonn die demokratischste Regierung sein – und die Massenmörder gehen frei herum, haben ihr Häuschen und züchten Blumen.“ Dieses Zitat des Historikers können die Besucher etwa an einer Wand der Ausstellung lesen. 1974 stirbt Wulf, 18 Jahre bevor die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz eröffnet wird. Unter anderem von seinen Erfahrungen erzählt die Ausstellung.

Fokus auf Opfer und Täter

Denn „Unfreiwilliges Erinnern“ ist keine Aneinanderreihung von historischen Zahlen. Die Ausstellung geht gezielt der Frage nach, wie mit dem Geschehenen seit 1945 umgegangen wird. Ein klarer Fokus liegt dabei auf den Opfern und Tätern der Wannsee-Konferenz. Anhand von Originaldokumenten, Zitaten, Zeitungsausschnitten und Videosequenzen erzählt die Ausstellung die Erfahrungen einzelner Personen nach. Täter hätten sich „ungestraft und unhinterfragt in die demokratisch gewandelte Gesellschaft integrieren“ können, während die Geschichten der Überlebenden und Ermordeten in der früheren Bundesrepublik weitgehend auf „Schweigen und Ignoranz“ gestoßen seien, so Hartmann.

Manchmal komme es ihr so vor, als ob „die Opfer mehr Schuldgefühle hätten als die Täter“, wird die Regisseurin Sarah Fruchtmann, deren Vater das KZ überlebte, an anderer Stelle in der Ausstellung zitiert.

Bas: Eine bleibende Verpflichtung

Auch heute noch ist laut Bundestagspräsidentin Bas „die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte eine bleibende Verpflichtung“, der sich jede Generation aufs Neue stellen müsse.

Gerade in Zeiten, wo die Vergangenheit „für Propaganda“ missbraucht werde und sich Impfgegner als „Juden von heute“ bezeichneten, sei es Teil der „staatsbürgerlichen Verantwortung“, solche Vergleiche entschieden zurückzuweisen, so Bas zu der Eröffnung.

Besuch der Ausstellung

Die Ausstellung „Unfreiwilliges Erinnern. Zur Bedeutung der Wannsee-Konferenz in Geschichte und Gegenwart“ kann vom 13. bis zum 28. Januar 2022 nach vorheriger Anmeldung montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr im Paul-Löbe-Haus besichtigt werden. Anmeldungen sind telefonisch (+49 30 227-38883), per E-Mail (ausstellungen@bundestag.de) oder online unter www.bundestag.de/parlamentarische_ausstellung möglich.

Aufgrund der aktuellen Pandemiesituation ist ein Besuch nur Einzelpersonen gestattet. Es gilt die 2G-Regelung sowie die Verpflichtung, eine FFP2-Maske zu tragen. Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Besuch über kurzfristige Zugangsänderungen aufgrund der Pandemiesituation. (des/12.01.2022)

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