Barbara Lenk spricht sich für eine Begrenzung von Legislaturperioden aus
Im September 2021 wurden 83 Abgeordnete der AfD in den Deutschen Bundestag gewählt – 72 Männer und elf Frauen. Eine von ihnen ist die 39-jährige Barbara Lenk. Die Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Meißen in Sachsen ist erst seit zwei Jahren Mitglied der AfD und schaffte auf Anhieb den Einzug ins höchste Parlament. Warum so wenige Frauen in der AfD für ein Parteiamt kandidieren, erklärt sich die Politikerin so: „In der Politik geht es um Macht und vielen Frauen liegt es weniger, in der politischen Auseinandersetzung ständig auszuteilen und einstecken zu müssen. Eigentlich bin auch ich ein Mensch, der es lieber harmonisch mag. Ich habe es mir aber zugetraut und mich nicht abschrecken lassen.“
Von der Bibliothekarin zur Mitarbeiterin im Landtag
Barbara Lenk wurde in Dresden geboren und lebt in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Meißen. Sie studierte Bibliotheks- und Informationswissenschaften in Leipzig und Potsdam und leitete von 2015 bis 2020 die Bibliothek der Kunsthochschule in Dresden. „Ich habe dort sehr gern gearbeitet, denn ich liebe Bücher und Bibliotheken. Aber als ich als Parteilose auf dem Ticket der AfD für den Kreistag Meißen kandidierte, hat das unter meinen Kollegen Proteste ausgelöst. Studenten besetzten die Bibliothek und die Medien berichteten darüber. Mir ist natürlich klar, dass jeder das Recht hat, gegen oder für eine Sache zu protestieren, aber diese Reaktion hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ich stellte fest, dass das Vertrauensverhältnis von beiden Seiten nicht mehr gegeben war“, erinnert sich Barbara Lenk.
Die Sächsin kündigte ihre Stelle, wurde Mitarbeiterin eines AfD-Abgeordneten im Sächsischen Landtag und lernte dort die parlamentarischen Abläufe kennen.
„Partei mit Sachverstand und konservativen Werten“
Barbara Lenk trat wenig später in die AfD ein, weil sie das Parteiprogramm überzeugt hat. Sie sei in einem konservativen Elternhaus aufgewachsen und die AfD sei eine Partei mit Sachverstand und konservativen Werten.
Eine konsequente Anwendung der Asylgesetze und kontrollierte Zuwanderung sind für sie unverzichtbar. „Es sollte jedem Menschen geholfen werden, der wirklich Asyl braucht und in Not ist. Für die Menschen aus der Ukraine, die vor dem Krieg aus ihrem Heimatland vertrieben wurden, gilt das ausdrücklich, hier ist es eine Frage der Menschlichkeit und eine Selbstverständlichkeit. Es ist auf jeden Fall wichtig und richtig, dass diesen Menschen jetzt geholfen wird“, sagt die Abgeordnete.
Als Newcomerin das Direktmandat gewonnen
Als im Frühjahr 2021 im Kreisverband die Kandidatin für den Bundestag aufgestellt wurden, bewarb sich Barbara Lenk. Sie wollte den Landkreis Meißen im Bundestag vertreten und wurde als Newcomerin in der Parteipolitik zur Direktkandidatin gewählt. Die frisch gekürte Kandidatin besuchte als Wählkämpferin die Städte Meißen, Großenhain, Riesa und Gröden und die meisten Veranstaltungen fanden open air statt. Barbara Lenks Wahlkampf war klassisch mit Infoständen, Flyer-Verteilung in den Fußgängerzonen und plakatieren. „Der Face-to-face-Wahlkampf lag mir besonders, denn mit Menschen ins Gespräch zu kommen, ist lebendiger und der Austausch bringt mehr Feedback“, sagt die Abgeordnete.
Barbara Lenk war bei ihrer ersten Kandidatur erfolgreich, denn mehr als 30 Prozent der Wähler in ihrem Wahlkreis votierten für die Newcomerin. „Ich erfuhr noch am Wahlabend, dass ich sicher in den Bundestag einziehen werde und als das Endergebnis feststand, war meine Freude riesengroß. Es war unbeschreiblich, einfach Wahnsinn“, erinnert sie sich und fügt an: „Ich bin nicht mit dem Ziel in die Partei eingetreten, einmal Bundestagsabgeordnete zu werden, das wäre etwas vermessen. Aber ich war erst relativ kurze Zeit in der Partei und konnte einen solchen Erfolg erzielen. Es war die Bestätigung für mich, dass ich mich richtig entschieden hatte.“
Lenk: Erhebendes Gefühl aus Unglauben und Stolz
Nach dem Wahlerfolg fuhr Barbara Lenk zur konstituierenden Fraktionssitzung nach Berlin. Als sich alle Fraktionen im Plenarsaal trafen, sei das für Barbara Lang ein erhebendes Gefühl gewesen.
Eine Mischung aus Unglauben – bin ich jetzt tatsächlich hier? – und großem Stolz an diesem Ort zu sein und zu wissen, dass sie von nun an als Bundestagsabgeordnete die Wähler vertritt, denen sie das Direktmandat verdanke.
Breitbandausbau und Digitalisierung
Als Mitglied im Digitalausschuss und im Ausschuss für Bildung und Forschung hat die Abgeordnete ein großes Arbeitspensum. Der Digitalausschuss war ihr Wunschausschuss, nicht nur, weil es ein sehr spannendes Thema sei, sondern weil sie den Ausbau vorantreiben möchte.
„In meinem Wahlkreis ist der Breitbandausbau gerade ein beherrschendes Thema. Es gibt in Sachsen noch viel zu viele weiße und graue Flecken, die unbedingt an die digitale Infrastruktur angeschlossen werden müssen. Dies ist extrem wichtig, um zukunftsfähig zu werden und konkurrenzfähig zu bleiben. Schauen Sie sich die baltischen Länder an, wie Digitalisierung tatsächlich funktioniert. Leider ist Deutschland davon noch weit entfernt“, erklärt die Abgeordnete.
Unterstützung für die Ausbildung im Handwerk
Der Ausschuss für Bildung und Forschung sei ihr ebenfalls wichtig, denn als Bibliothekarin liegt ihr die Bildung besonders am Herzen. MINT-Fächer in der Schule, besonders Informatik, sollten gefördert werden und auch Mädchen sollten mehr in den Bereich Informatik gehen.
Die Ausbildung und der Unterricht in Berufsschulen müssten praxisnah erfolgen, denn die Ausbildungsberufe im Handwerk bräuchten Unterstützung. „In meinem Wahlkreis gehen Handwerksbetriebe beispielsweise in die Schulen und werben gezielt für Handwerksberufe, um sich den eigenen Nachwuchs zu sichern. Das möchte ich unterstützen“, sagt Barbara Lenk.
Begrenzung von Legislaturperioden im Bundestag
Als neue Abgeordnete setzt sie sich klar für eine Begrenzung von Legislaturperioden ein. Nach drei Wahlperioden sollten neue und junge Abgeordnete die Bürger in ihren Wahlkreisen vertreten. Barbara Lenk begründet das so: „Ich kann mir vorstellen, dass man nach vielen Jahren im Politikbetrieb des Bundestages, in diesem 'geschlossenen Raum', den Kontakt zum wirklichen Leben der Menschen im Land ein Stück weit verliert. Deshalb kann es von Vorteil sein, dass es eine Begrenzung von Legislaturperioden gibt.“
Ihre erste Rede hat Barbara Lenk im Plenum noch nicht gehalten, aber davor hat sie schon Respekt. „Ich werde sicher etwas Lampenfieber haben, wenn ich zum ersten Mal ans Pult trete, aber vor mir haben das schon viele andere geschafft. Für jeden Abgeordneten ist es das erst Mal und man wächst mit seinen Aufgaben.“ (bsl/12.04.2022)