Parlament

Bas: Heute ist ein großer Tag für die Frauen von Belarus

Vier Frauen stehen nebeneinander vor einer blauen Wand, auf der der Schriftzug Deutscher Bundestag steht.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (zweite von rechts) mit den Preisträgerinnen des Internationalen Karlspreises zu Aachen 2022 bei ihrem Besuch im Deutschen Bundestag am 25. April, Swetlana Tichanowskaja (rechts), Veronica Tsepkalo (links) und sowie Tatsiana Khomich, Schwester von Maria Kalesnikava (zweite von links). (DBT/photothek/Xander Heinl)

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat am Donnerstag, 26. Mai 2022, Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo sowie der Schwester der inhaftierten dritten Preisträgerin Maria Kalesnikava, Tstsiana Khomich, zur Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen 2022 gratuliert. „Heute ist ein großer Tag für die Frauen von Belarus! Und für die Demokratie in Europa!“, sagte Bas in ihrer Rede bei der Kundgebung auf dem Aachener Katschhof im Anschluss an die Verleihung des Preises. Bärbel Bas hatte die drei Preisträgerinnen bereits am Montag, 25. April, im Bundestag zu einem Gespräch empfangen (Foto).

„Ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen – und natürlich auch Ihrer Mitstreiterin und Schwester Maria Kalesnikava, die heute leider nicht bei uns sein kann.“ Der Karlspreis zeichne den persönlichen Einsatz der Preisträgerin aus. Er gelte ebenso den vielen mutigen Frauen und auch Männern von Belarus, die vor zwei Jahren wochenlang gegen die Diktatur auf die Straßen gegangen seien „und der ganzen Welt gezeigt haben, wie lebendig der Wille zu Demokratie und Freiheit in Belarus ist.“

Bundestagspräsidentin: Belarus nicht vergessen

„In diesen Monaten sind wir alle in Gedanken in der Ukraine. Bei den Menschen, die sich gegen den brutalen russischen Angriff wehren. Die für Freiheit und Demokratie kämpfen und täglich ihr Leben riskieren“, sagte Bas. Gerade angesichts des furchtbaren Krieges in der Ukraine mahne der Karlspreis, Belarus nicht zu vergessen. Zwar seien die Belarussen von den Straßen vertrieben worden. Aber: „Im Untergrund, im Internet und auch hier in Aachen geht ihr Kampf aber weiter.“ Die Menschen in Belarus würden ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen wollen. „Sie leben europäische Werte und zählen auf Europas Unterstützung.“

Die Preisträgerinnen würden uns daran erinnern, wofür Europa stehe. „Sie sprechen nicht von Feinden, sondern von Respekt. Ihre wahre Stärke ist der Verzicht auf Gewalt. Ihr Beispiel machte den Belarussinnen Mut, sich Lukaschenkos Polizisten entgegenzustellen. Blumen an ihre Schilde zu stecken. Sie zu umarmen. Wahre Stärke zu zeigen“, sagte Bas. Lukaschenko aber habe die Proteste niederprügeln lassen. „Doch vor aller Welt musste er seine Schwäche eingestehen: Er hat Angst vor den Frauen von Belarus. Angst vor der Demokratie und der Freiheit.“
Darum habe er Swetlana, Veronica und viele andere Oppositionelle ins Exil vertrieben. Maria Kalesnikava sei im Land geblieben, auch um den Preis ihrer Verhaftung. Aus dem Gefängnis habe sie einen Brief an ihren Vater geschickt: „Es lohnt sich, für die Freiheit zu kämpfen.“ 

„Es lohnt sich, für die Freiheit zu kämpfen.“

Bas wünschte sich, dass Maria Kalesnikava in Aachen den Karlspreis hätte persönlich entgegennehmen können. Deshalb forderte die Bundestagspräsidentin: „Maria muss freikommen!“ Alle Europäer sollten ihre Worte hören: „Es lohnt sich, für die Freiheit zu kämpfen.“ Dies sei ein Kampf für europäische Werte. „Er geht uns alle an – hier in Aachen und überall in Europa. Das ist die Botschaft dieses Karlspreises.“ 

Denn die Demokratiegeschichte Europas kenne viele Helden: „Männer, die Widerstand leisten.
Männer auf Barrikaden. Männer an der Spitze einer revolutionären Bewegung.“ Doch die Frauen seien allzu oft unsichtbar geblieben. Oder die Geschichte habe sie vergessen, auch wenn sie treibende Kräfte gewesen wahren. „Belarus ist ein junges Kapitel europäischer Demokratiegeschichte. Aber schon jetzt steht fest: Dieses Kapitel haben Frauen geschrieben“, stellte die Parlamentspräsidentin fest.

Bas: Freiheit und Demokratie werden siegen

Präsident Alexander Lukaschenko habe sie verspottet, weil sie Frauen waren. Sie aber würden nicht gegeneinander kämpfen, sondern miteinander. „Vielleicht weil sie Frauen sind. Sie sind Europas Heldinnen der Demokratie“, sagte Bärbel Bas. Wie diese Demokratiegeschichte ausgehen werde, liege in der Hand der Belarussen. Es sei eine Pflicht, denen beizustehen, die Europas Geschichte von Demokratie und Freiheit weiterschreiben. 

„Als Putin die Ukraine überfallen hat, hat er auch Europas Einheit angegriffen.“ Diesen Krieg habe er schon jetzt verloren. Lukaschenko und Putin würden Europa für schwach halten. „Schon lange versuchen sie, uns zu spalten. Ich bin überzeugt: Sie haben sich getäuscht“, sagte Bas. Europa sei so entschlossen und geschlossen wie lange nicht mehr. „Wir stehen zusammen. An der Seite von Maria, Swetlana und Veronica. An der Seite ihrer inhaftierten Männer und Mitstreiter. An der Seite der oppositionellen Belarussinnen und Belarussen. An der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer“, sagte die Bundestagspräsidentin. „Freiheit und Demokratie werden siegen! Überall in Europa.“ (26.05.2022)

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