Parlament

Bas zum Antritts­besuch bei Sejm-Marschallin Elżbieta Witek in Polen

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Sejm-Marschallin Elżbieta Witek stehen nebeneinander vor einer deutschen und einer polnischen Flagge.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (links) während ihres Antrittsbesuchs in Polen mit Amtskollegin Sejm-Marschallin Elżbieta Witek. (DBT/Stella von Saldern)

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat am Dienstag, 24. Mai 2022, in Warschau die polnische Parlamentspräsidentin, Sejm-Marschallin Elżbieta Witek, und den Präsidenten der zweiten Parlamentskammer, Senats-Marschall Tomasz Grodzki, getroffen. Bei den Gesprächen ging es um eine Erneuerung und Intensivierung der bilateralen parlamentarischen Kontakte sowie um die Lage in Europa angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Einen Tag zuvor war Bas zu ihrem Antrittsbesuch in die polnische Hauptstadt gereist. „Dieser Antrittsbesuch ist mir besonders wichtig“, sagte sie. „Angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine ist eine enge Zusammenarbeit unserer beiden Länder noch wichtiger.“

Bas wirbt für intensiven Austausch

„Europa muss jetzt zusammenstehen, damit Russland den Krieg nicht gewinnt“, so Bas. Auch für den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg werde es eines gemeinsamen europäischen Kraftaktes bedürfen. Bas würdigte die enorme Leistung Polens bei der Aufnahme der ukrainischen Kriegsflüchtlinge. Am Nachmittag besuchte sie in Warschau eine Einrichtung, die geflüchtete ukrainische Kinder versorgt.

Beide Seiten wünschen sich einen intensiveren Austausch auf allen parlamentarischen Ebenen, auch im Format des Weimarer Dreiecks (Deutschland, Frankreich und Polen). Die Bundestagspräsidentin informierte sich auch über den Stand der Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und Polen in Frage der Justizreform.

Gedenken an deutsche Verbrechen in Polen

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bei der Kranzniederlegung am Grabmal des unbekannten Soldaten.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (zweite von rechts) bei der Kranzniederlegung am Grabmal des unbekannten Soldaten. (DBT/Stella von Saldern)

Ihren Antrittsbesuch begann die Bundestagspräsidentin mit dem Gedenken an deutsche Verbrechen in Polen während des Zweiten Weltkrieges. Sie legte am Grabmal des unbekannten Soldaten und am Denkmal für die Helden des Ghettoaufstandes 1943 Kränze nieder.

Gemeinsam mit der Veteranin des Warschauer Aufstandes von 1944, Wanda Traczyk-Stawska, besuchte Bas anschließend den größten polnischen Kriegsfriedhof im Stadtteil Wola, auf dem mehr als 100.000 Opfer des Aufstandes und der deutschen Besatzung ruhen. Wanda Traczyk-Stawska schilderte ihre Erfahrungen als junges Mädchen während der grausamen fünfjährigen Besatzungszeit und während des Warschauer Aufstands: „Als frühere Lehrerin weiß ich, wie sehr gerade die Kinder leiden“, so die Veteranin. Sie setze sich seit Jahren dafür ein, dass nie wieder Krieg auf europäischem Boden möglich sei. „Wir müssen alles tun, um die Ukraine zu unterstützen. Dieser Krieg muss der letzte sein.“

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sitzt mit Wanda Traczyk-Stawska auf eine Bank.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas im Gespräch mit Wanda Traczyk-Stawska (rechts), Veteranin des Warschauer Aufstands, bei der Kranzniederlegung am Denkmal „Gefallen – Unbesiegt“ auf dem Friedhof für die Aufständischen von Warschau. (DBT/Stella von Saldern)

Die Bundestagspräsidentin dankte Traczyk-Stawska für ihre Schilderungen. „Dieses Gespräch hat mich sehr bewegt. Ich empfinde Schuld und Verantwortung“, sagte Bas. Die Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren seien, könnten kaum ermessen, was die Veteranen des Warschauer Aufstands und die Zivilbevölkerung durchgemacht hätten. „Sie helfen uns zu verstehen, was es bedeutet, im Krieg zu leben“, sagte Bas. Deshalb sei ihr Engagement so wichtig und ein Beitrag für eine friedlichere Zukunft.

Die Bundestagspräsidentin enthüllte zudem ein Denkmal, das an die Verdienste Polens und der Gewerkschaft Solidarność für den Berliner Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung erinnert. Das Denkmal der Stadt Warschau wurde durch die Adalbert-Stiftung in Krefeld mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen gestiftet.(rub/24.05.2022)

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