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Haushalt

Kanzler Scholz in der Generaldebatte: Die Nato wird nicht Kriegspartei

Es war weit mehr als eine Debatte über den Bundeshaushalt: In der Aussprache über den Etat des Bundeskanzleramtes für 2022 (20/1000), deswegen auch „Generaldebatte“ genannt, ging es am Mittwoch, 23. März 2022, natürlich um die großen politischen Linien der Bundesregierung für die kommenden Jahre. Und je nach Perspektive um Kritik daran (Opposition) oder um deren Verteidigung (Koalitionsfraktionen). Wenig überraschend in dieser Zeit, so wurde auch diese Debatte von einem Thema beherrscht, dem Krieg in der Ukraine. Dass es sich dabei noch nie um ein rein außenpolitisches Thema gehandelt hat, machten die Redner aller Fraktionen deutlich, indem sie auch auf die massiven innenpolitischen Folgen, wie steigende Energiepreise und die Bewältigung der größten Fluchtbewegung seit Ende des Zweiten Weltkrieges, hinwiesen.

Kritik äußerten Vertreter der Opposition unter anderem an den Plänen für ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr, da es sich bei den Problemen der Bundeswehr nicht nur um rein finanzielle, sondern vor allem strukturelle Probleme handele, die zuerst angegangen werden sollten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wie auch Redner der Koalitionsfraktionen bekräftigten, an dem Motto der Ampel-Koalition, einen Aufbruch wagen zu wollen, trotz der aktuellen Konflikte festhalten zu wollen. Von ihren klimapolitischen Ambitionen werde sich die Regierung nicht verabschieden, hieß es von Regierung, SPD, Grünen und FDP unisono.

CDU/CSU vermisst entschlossenes Handeln

Friedrich Merz am Redepult im Plenarsaal des Deutschen Bundestages.

Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, sprach vor dem Bundeskanzler. (© DBT/photothek/Xander Heinl)

Friedrich Merz (CDU/CSU) warf der Bundesregierung und allen voran Olaf Scholz vor, zwar viel von Zeitenwende zu reden, aber nicht entschlossen genug zu handeln, um dieser Herausforderung etwas zu entgegnen. Wenn die Regierung es ernst meinen würde, müsste sie ihren Koalitionsvertrag neu verhandeln, meinte der Vorsitzende der Unionsfraktion. Stattdessen würden beschönigend von einem „Ergänzungshaushalt“ gesprochen und diese Woche Haushaltsberatungen durchgeführt, „als ob nichts wäre“. 

Merz kündigte an: „Wir werden keinen Blankoscheck für eine Grundgesetzänderung erteilen, wir wollen vorher genau wissen, welche Investitionen in die Bundeswehr getätigt werden sollen.“ Nötig sei auch, vorher die Beschaffungsstrukturen grundlegend zu reformieren, forderte er.

Bundeskanzler: Keine Flugverbotszone

Olaf Scholz (SPD) richtete sich zu Beginn seiner Rede direkt an den Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, und versicherte: „Die Ukraine kann sich auf unsere Hilfe verlassen!“ Er verwies dabei auf die Militärhilfen der EU und Waffenlieferungen aus Deutschland und die Sanktionen, stellte aber auch klar: „So schwer es uns fällt, eine Flugverbotszone wird es mit uns nicht geben. Die Nato wird nicht Kriegspartei.“ Dies sei ein Gebot der Vernunft, so Scholz.

Der Bundeskanzler bekräftigte erneut das Ziel, die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu beenden, dies gelinge jedoch nicht von heute auf morgen und dürfe auch nicht dazu führen, Deutschland „sehenden Auges“ in eine wirtschaftliche Rezession zu steuern. Scholz betonte, die Ampelkoalition habe sich trotz der akuten Krisenlage keineswegs von ihren ambitionierten Zielen, auch in der Klimapolitik, verabschiedet. „Das eine zu tun, ohne das andere zu lassen, das ist unser Anspruch“, sagte er.

AfD: Keine Visionen für das Land

Der Vorsitzende der AfD-Fraktion Tino Chrupalla warf der Vorgängerregierung und der aktuellen vor, Deutschland „absolut ins Ungleichgewicht“ versetzt zu haben: „Das Land ist gespalten in jene, die erst an der Tankstelle merken, dass ihr Leben nun mehr Geld kostet, und jene, die schon lange kein Auto mehr haben und künftig auch noch für die Freiheit frieren sollen.“ Er warf der Regierung vor, „keine Visionen für das Land“ zu haben und einen Haushalt vorzulegen, der „schon heute überholt“ sei.

Die Idee, auf das billige Gas aus Russland verzichten und nun Gas aus Katar beziehen zu wollen, bezeichnete er als Ausdruck von Doppelmoral. Chrupalla forderte außerdem Investitionen in moderne Gas- und Kernkraftwerke, da regenerative Energien den Grundbedarf noch lange nicht decken könnten. Er warnte zudem davor, Deutschland in einen Krieg hineinzuziehen: „Schicken Sie Diplomaten statt Waffen, nur so schafft man Frieden.“

Grüne verteidigen Ministerbesuch in Katar

Katharina Dröge, Vorsitzende der Grünen-Fraktion, betonte in Bezug auf den Ukraine-Krieg und die Repressionen in Russland: „Die Idee der Demokratie und Freiheit ist so stark, die kann man nicht wegbomben und wegsperren.“ Es sei gut, dass die EU und Deutschland ein so starkes Sanktionspaket geschnürt hätten, wie es lange undenkbar schien. Dröge verteidigt die Pläne für ein Bundeswehr-Sondervermögen, warnte aber: „Wir dürfen die Sicherheit vor Cyberangriffen nicht vergessen. Wir leben in einer global vernetzten Welt, da kann man Sicherheit nicht national denken.“

Die mehrfach geäußerte Kritik an der Reise von Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) nach Katar ließ sie nicht gelten. Kurzfristig gebe es keine andere Alternative, langfristig heiße dies, noch schneller von fossilen Energien wegzukommen, sagte sie.

Linke kritisieren Bundeswehr-Sondervermögen

Dr. Dietmar Bartsch, Chef der Linksfraktion, warf der Bundesregierung vor, zwar viel von Entlastungen der Bürger zu reden, dies aber nicht umzusetzen. „Die Krisen dieser Zeit überfordern Sie“, sagte er in Richtung Regierungsbank. Die Alternative für viele Menschen heiße angesichts der immer weiter steigenden Inflation heizen oder einkaufen, dies könne nicht sein. Was die Regierung derzeit ankündige seien nur „Minimalentlastungen“ und verhindere nicht, dass die Mehrheit der Menschen in diesen Wochen massiv an Wohlstand verliere.

Kritik äußerte Bartsch auch an dem 100-Milliarden-Paket für die Bundeswehr: „Ihre Aufrüstung werden die Rentner und Geringverdiener mit dem berühmten Gürtel bezahlen, den sie enger schnallen müssen.“

FDP: Waffenlieferungen waren „richtige Entscheidung“

Christian Dürr, Chef der FDP-Fraktion, stellte klar: „Dieser Krieg betrifft uns alle. Die Ukrainer kämpfen für unsere Freiheit. Das dürfen wir ihnen nie vergessen.“ Er verteidigte die Waffenlieferungen an die Ukraine. Es sei für die Regierung nicht leicht gewesen, sich von diesem Tabu zu verabschieden, „aber es war die richtige Entscheidung“.

Zu einem Sondervermögen für die Bundeswehr sei man nicht nur wegen der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands verpflichtet. „Wir sind es auch den Soldaten und Soldatinnen schuldig“, sagte Dürr. Er betonte, dass nicht nur Krisenbewältigung zur Agenda der Regierung gehöre, sondern nach wie vor auch der „Blick nach vorne“ in punkto Klimapolitik, Einwanderungs- und Sozialpolitik. „Wir erneuern das Aufstiegsversprechen der sozialen Marktwirtschaft“, betonte Dürr.

SPD: Herausforderungen nach dem Zeitenbruch

Dr. Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Fraktion, verwies auf die Besonderheit der diesjährigen Haushaltsberatungen, die meist von wirtschafts- oder innenpolitischen Themen dominiert würden. „Doch die Ukraine, die Welt und unsere bisherigen Regeln wurden in den Morgenstunden des 24. Februar angegriffen.“

Seit mehr als vier Wochen verstöre die Brutalität, mit der der russische Präsident Wladimir Putin einen Staat einäschern will. „Dennoch darf der Krieg die Agenda, mit der wir der Welt von gestern eine neue Zukunft gegenüberstellen wollen, nicht aufheben. Im Gegenteil: Gerade jetzt sind wir gefordert, Antworten zu geben, wie wir nach dem Zeitenbruch des Krieges die Herausforderungen für unser Land, Europa und den Planeten meistern können.“

Weniger Ausgaben, mehr Einnahmen

Der Etat des Kanzleramtes sieht in diesem Jahr Ausgaben von 3,7 Milliarden Euro vor, das ist im Vergleich zum Vorjahr (4,65 Milliarden Euro) ein Rückgang um 14,3 Prozent.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), soll in diesem Jahr 1,93 Milliarden Euro ausgeben können (2021: 2,94 Milliarden Euro). Der Anstieg der geplanten Einnahmen im Etat von 3,5 Millionen Euro auf 103,5 Millionen Euro resultiert aus dem Abbau von Selbstbewirtschaftungsmitteln sowie aus der Erstattung von nicht oder nicht zweckentsprechend verwendeten Zuwendungen im Bereich der Staatsministerin.

Migration, Ostdeutschland, BND

Der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD), stehen laut Entwurf 40,48 Millionen Euro zur Verfügung (2021: 39,96 Millionen Euro). Der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Staatsminister Carsten Schneider (SPD), soll 5,72 Millionen Euro erhalten. Der Zuschuss an den Bundesnachrichtendienst (BND) beläuft sich dem Entwurf zufolge auf 1,03 Milliarden Euro (2021: 1,08 Milliarden Euro). (che/vom/23.03.2022)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Katrin Göring-Eckardt

Katrin Göring-Eckardt

© Katrin Göring-Eckardt/ Laurence Chaperon

Göring-Eckardt, Katrin

Bundestagsvizepräsidentin

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Friedrich Merz

Friedrich Merz

© Friedrich Merz/Tobias Koch

Merz, Friedrich

CDU/CSU

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Olaf Scholz

Olaf Scholz

© SPD/ Photothek

Scholz, Olaf

Bundeskanzler

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Tino Chrupalla

Tino Chrupalla

© Robert Rösler

Chrupalla, Tino

AfD

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Katharina Dröge

Katharina Dröge

© Katharina Dröge/ Dominik Butzmann

Dröge, Katharina

Bündnis 90/Die Grünen

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Dietmar Bartsch

Dietmar Bartsch

© DBT/ Inga Haar

Bartsch, Dr. Dietmar

Die Linke

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Christian Dürr

Christian Dürr

© Christian Dürr/ Tobias Koch

Dürr, Christian

FDP

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Mathias Middelberg

Mathias Middelberg

© Dr. Mathias Middelberg/Tobias Koch

Middelberg, Dr. Mathias

CDU/CSU

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Dr. Rolf Mützenich

Dr. Rolf Mützenich

© Rolf Mützenich / Photothek Media Lab

Mützenich, Dr. Rolf

SPD

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Dr. Alexander Gauland

Dr. Alexander Gauland

© Dr. Alexander Gauland/Deutscher Bundestag, Foto- und Bildstelle

Gauland, Dr. Alexander

AfD

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Claudia Roth

Claudia Roth

© Claudia Roth/ Kristian Schuller

Roth (Augsburg), Claudia

Staatsministerin für Kultur und Medien

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Otto Fricke

Otto Fricke

© Otto Fricke/Christian Kaufels

Fricke, Otto

FDP

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Dorothee Bär

Dorothee Bär

© CSU Landesleitung / Christian Kaufmann

Bär, Dorothee

CDU/CSU

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Achim Post

Achim Post

© Achim Post/ Oliver Krato

Post (Minden), Achim

SPD

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Dr. Marc Jongen

Dr. Marc Jongen

© Dr. Marc Jongen/ privat

Jongen, Dr. Marc

AfD

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Andreas Audretsch

Andreas Audretsch

© Andreas Audretsch/Sonja Bahalwan

Audretsch, Andreas

Bündnis 90/Die Grünen

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Thomas Hacker

Thomas Hacker

© Thomas Hacker/ Jannik Jürß

Hacker, Thomas

FDP

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Jürgen Hardt

Jürgen Hardt

© Jürgen Hardt/Tobias Koch

Hardt, Jürgen

CDU/CSU

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Simona Koß

Simona Koß

© SPD-Bundestagsfraktion/ Photothek

Koß, Simona

SPD

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Erhard Grundl

Erhard Grundl

© Erhard Grundl/Fotoatelier am Hafen/German Popp

Grundl, Erhard

Bündnis 90/Die Grünen

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Stefan Seidler

Stefan Seidler

© Stefan Seidler/Lars Salomonsen

Seidler, Stefan

fraktionslos

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Linda Teuteberg

Linda Teuteberg

© Linda Teuteberg/Karoline Wolf

Teuteberg, Linda

FDP

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Sepp Müller

Sepp Müller

© Sepp Müller/ Tobias Koch

Müller, Sepp

CDU/CSU

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Svenja Stadler

Svenja Stadler

© Svenja Stadler/ Susie Knoll

Stadler, Svenja

SPD

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Schahina Gambir

Schahina Gambir

© BTG Fraktion B90/Die Grünen / Stefan Kaminski

Gambir, Schahina

Bündnis 90/Die Grünen

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Dr. Christiane Schenderlein

Dr. Christiane Schenderlein

© Dr. Christiane Schenderlein/ Chris Gonz

Schenderlein, Dr. Christiane

CDU/CSU

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Awet Tesfaiesus

Awet Tesfaiesus

© Stefan Kaminski

Tesfaiesus, Awet

Bündnis 90/Die Grünen

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Kerstin Radomski

Kerstin Radomski

© Kerstin Radomski / tokography / Tobias Koch

Radomski, Kerstin

CDU/CSU

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Matthias Helferich

Matthias Helferich

© Matthias Helferich

Helferich, Matthias

fraktionslos

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Paula Piechotta

Paula Piechotta

© Paula Piechotta/ Philip Knoll

Piechotta, Dr. Paula

Bündnis 90/Die Grünen

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Aydan Özoğuz

Aydan Özoğuz

© Deutscher Bundestag / Stella von Saldern

Özoguz, Aydan

Bundestagsvizepräsidentin

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Dokumente

  • 20/1000 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022)
    PDF | 20 MB — Status: 18.03.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Weitere Informationen

  • Gebärdensprachvideo (mit UT) (Video)

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Haushalt

495,8 Milliarden Euro für den Bundes­haushalt 2022 geplant

Geldkassette mit Bundesadler aus der viele Geldscheine quellen. Symbolbild

Der Bundestag plant in diesem Jahr mit Ausgaben in Höhe von 495,8 Milliarden Euro. (© picture alliance / Ulrich Baumgarten | Ulrich Baumgarten)

Nach mehr als 14-stündigen Beratungen hat der Haushaltsausschuss am frühen Freitagmorgen, 20. Mai 2022, den Bundeshaushalt 2022 beschlossen. Gegenüber dem Ergänzungshaushalt sind bei gleichbleibender Neuverschuldung im Ergebnis höhere Ausgaben geplant. Danach sind in diesem Jahr Ausgaben in Höhe von 495,8 Milliarden Euro vorgesehen.

Der Ende April von der Bundesregierung vorgelegte Ergänzungshaushalt (20/1200)  hatte noch Ausgaben in Höhe von 483,9 Milliarden Euro (+ 11,9 Milliarden Euro) vorgesehen. Der im März eingebrachte Regierungsentwurf (20/1000) taxierte die Ausgaben auf 457,6 Milliarden Euro (+ 38,2 Milliarden Euro). 2021 hatte der Bund 556,6 Milliarden Euro ausgegeben (Soll 2021: 572,7 Milliarden Euro).

Ausgaben übersteigen die Steuer- und sonstigen Einnahmen

Die geplanten Ausgaben übersteigen die Steuer- und sonstigen Einnahmen deutlich. Zum Ausgleich ist – wie im Ergänzungshaushalt – eine Nettokreditaufnahme von 138,9 Milliarden Euro avisiert. Im ursprünglichen Regierungsentwurf hatte die Bundesregierung mit 99,7 Milliarden Euro gerechnet. 2021 hatte der Bund Kredite in Höhe von 215,4 Milliarden Euro aufgenommen. Die Neuverschuldung liegt damit wie 2020 und 2021 über der von der Schuldenregel des Grundgesetzes regulär zulässigen Kreditaufnahme. Für die Aufnahme wird der Bundestag erneut eine Ausnahme von der Schuldenregel beschließen müssen.

Die Steuereinnahmen sollen in diesem Jahr nunmehr 328,4 Milliarden Euro betragen. Das sind rund vier Milliarden Euro weniger, als im Ergänzungshaushalt und im Regierungsentwurf vorgesehen waren. Die Bundesregierung hatte zwischenzeitlich steuerliche Entlastungen beschlossen. 2021 lagen die Steuereinnahmen bei 313,5 Milliarden Euro. Die sonstigen Einnahmen fallen demgegenüber im diesem Jahr mit 28,4 Milliarden Euro um 15,9 Milliarden Euro höher aus als im Ergänzungshaushalt und liegen etwas über dem Vorjahresniveau. Für Investitionen werden im Haushalt nun 51,5 Milliarden Euro ausgewiesen, etwas mehr als die 50,8 Milliarden Euro des Ergänzungshaushaltes und des ursprünglichen Regierungsentwurfes. 2021 waren es laut Haushaltsabschluss 45,8 Milliarden Euro.

Der durch den Ausschuss veränderte Entwurf wird in der Woche vom 30. Mai bis 3. Juni abschließend im Plenum beraten. In den vergangenen Wochen hatte der Haushaltsausschuss jeden Einzelplan separat beraten und erste Änderungen vorgenommen. Auch in der Bereinigungssitzung nahm der Ausschuss zahlreiche Veränderungen an der Vorlage vor. Der Gesamtentwurf passierte den Ausschuss mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen von SPD, Bündnis 90/die Grünen und FDP gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen von CDU/CSU, AfD und Die Linke. (scr/20.05.2022)

Dokumente

  • 20/1000 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022)
    PDF | 20 MB — Status: 18.03.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1200 - Ergänzung zum Gesetzentwurf: Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022
    PDF | 667 KB — Status: 27.04.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Haushalt

Kanzler Scholz zur Ukrai­ne: Wir helfen in umfang­reicher Art und Weise

Nach der traditionellen Generalaussprache in der Haushaltswoche über den Etat des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes hat der Bundestag am Mittwoch, 1. Juni 2022, den Einzelplan 04 des Haushaltsgesetzes 2022 (20/1000, 20/1002) und des Ergänzungshaushalts (20/1200, 20/1201) in der vom Haushaltsausschuss geänderten Fassung (20/1604, 20/1626) in zweiter Beratung angenommen. Mit Ja votierten in der namentlichen Abstimmung 391 Abgeordnete, mit Nein 297. Es gab 688 abgegebene Stimmen. Der Abstimmung war eine rund vierstündige Debatte vorausgegangen, bei der neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) alle Fraktionsvorsitzenden das Wort ergriffen. Angenommen bei Enthaltung der Linksfraktion wurde zudem der Einzelplan 22 des Unabhängigen Kontrollrats. Dazu lag eine Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses vor (20/1627).

Oppositionsführer Friedrich Merz eröffnet Aussprache

Scholz kann nur moderat? Nein, der Kanzler kann auch anders. Wenn man ihn ärgert. Wenn er sich zu Unrecht angegangen fühlt. Dann wird seine Gestik ausholender, fällt sein Lächeln schmallippiger aus, gerät ihm seine Rhetorik ruppiger als üblich. So war das beim Schlagabtausch in der dreieinhalbstündigen Generalaussprache über die Politik der Bundesregierung. Erstmal aber musste er warten und zuhören.

Friedrich Merz am Redepult im Plenarsaal.

Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, während der Generaldebatte. (© DBT/photothek/Xander Heinl)

Das erste Wort der Generalaussprache war, wie bei dieser Gelegenheit üblich, dem Chef der größten Oppositionsfraktion vorbehalten, Friedrich Merz von der Union. Der trat nach zwei jüngst gewonnenen Landtagswahlen der CDU vorfreudig beschwingt und lockeren Schrittes ans Rednerpult, dankte den Ampelparteien für die „vollumfängliche“ Übernahme „aller“ Unionswünsche in den Verhandlungen über das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr: Das Geld werde ausschließlich für die Bundeswehr verwendet; in einem Wirtschaftsplan würden die Rüstungsvorhaben festgelegt; und die Bundeswehr erhalte erstmalig ein Finanzierungsgesetz, in dem klargestellt werde, dass Deutschland seinen Verpflichtungen gegenüber der Nato auch nachkomme, wenn der Sonderfonds ausgeschöpft sei.

CDU/CSU: Merz greift Scholz an

Dann ging er umstandslos zur Attacke über. Auf die Regierungskoalition. Vor allem aber auf den Kanzler. Scholz rede derzeit zwar mehr als sonst, sage aber nichts. „Herr Scholz, was ist eigentlich Ihre Meinung?“  Im Februar habe er eine vielbeachtete „Zeitenwende“-Rede im Bundestag gehalten,  bleibe aber hinter den selbstgestellten Ansprüchen Tag für Tag zurück: Alles verdampfe und verdunste „im Ungefähren“, es werde keine Entscheidung getroffen. Mehr als einen Monat nach einem entsprechenden Beschluss des Bundestages habe die Ukraine die zugesagten Waffen immer nicht erhalten, stellte Merz fest. Stattdessen würden von Mitgliedern der Regierung und aus der SPD Behauptungen aufgestellt, „die schlicht falsch sind“. Merz verwies auf eine Äußerung von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die von einer Nato-Verabredung berichtet habe, wonach die Bündnisländer keine schweren Waffen an die Ukraine liefern wollten.

Hart ins Gericht ging Merz auch mit der Kommunikation des Kanzlers. Scholz sage lediglich, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnen dürfe und die Ukraine bestehen bleiben müsse - aber warum sage Scholz nicht, dass die Ukraine den Krieg gewinnen müsse und sich Russland zumindest hinter die Kontaktlinie von vor dem 24. Februar zurückziehen müsse. „Warum sagen Sie es nicht?“, bohrte Merz nach. „Gibt es da eine zweite Agenda?“ Und warum telefoniere Scholz 80 Minuten mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin – für  den Parlamentspräsidenten der Ukraine aber, Ruslan Stefantschuk, der sich derzeit in Berlin aufhalte, habe er keine Zeit: „Was ist da los in Ihrer Regierung?“, fragte Merz. Er vermisse, Führung, Klarheit, eine Meinung. International nehme er Verstimmung und Enttäuschung, Verärgerung und Unmut über die deutsche Politik wahr.

Kanzler kontert die Kritik des Kontrahenten

Für seine Verhältnisse einigermaßen aufgebracht war nach diesen Worten auch der Kanzler. Der verschnupfte Scholz schneuzte sich noch einmal, trat ans Pult und holte, sich zunehmend in Rage redend, nicht weniger persönlich zum Gegenschlag aus. „Sie sind hier fragend durch die Landschaft getänzelt“, sagte er an Merz gerichtet. „Da werden Sie aber nicht mit durchkommen, immer nur Fragen zu stellen und sich selbst nie zu positionieren: Dann wird’s peinlich.“ Scholz hat ganz offenbar das Bedürfnis, ein paar Dinge richtig zu stellen.

So listet er eine ganze Reihe  von Waffen auf, die Deutschland – von Beginn des Krieges an – bereits geliefert habe an Kriegsmaterial: mehr als 15 Millionen Schuss Munition, hunderttausende Handgranaten und 5000 Panzerabwehrminen. Umfangreiches Sprengmaterial, Maschinengewehre und dutzende Lastwagenladungen etwa mit Material zur Drohnenabwehr. „So zu tun, als sei das nicht ein ganz besonders weitreichender Schritt gewesen, den wir jetzt gemacht haben, das ist nicht in Ordnung und auch nicht vernünftig“, sagt Scholz über den Paradigmenwechsel, deutsche Waffen an ein Land im Krieg zu liefern. Das sei keine Kleinigkeit, sondern ein Bruch der bisherigen Staatspraxis gewesen. „Wir helfen in umfangreicher Art und Weise“, sagt Scholz. „Das könnte auch zur Kenntnis genommen werden.“ Man spürt des Kanzlers Ärger, dass das – in seinem Erleben – nicht der Fall ist.

Ringtausch mit Griechenland

Ähnlich geärgert hat er sich ganz offenbar über Kritik an der geplanten Lieferung des Flugabwehrkanonenpanzers Gepard an die Ukraine. „Ich habe in den Talkshows dieser Republik gehört, dass gesagt wurde, 'Die wollen das gar nicht'. Hier im Bundestag haben das auch welche erzählt, ganz naseweis“, echauffiert sich Scholz. „Das war nie und zu keinem Zeitpunkt richtig.“ Einmal in Fahrt, schiebt Scholz nach: Die Bundesregierung habe entschieden, dass die Ukraine das Luftverteidigungssystem Iris-T erhalten solle. Dies sei das modernste Flugabwehrsystem, über das Deutschland verfüge. „Damit versetzen wir die Ukraine in die Lage, eine ganze Großstadt vor russischen Luftangriffen zu schützen.“ Darüber hinaus werde Deutschland der Ukraine „ein hochmodernes Ortungsradar liefern“.

Auch der Ringtausch gehe voran. Am Vorabend war bekannt geworden, dass Deutschland die griechische Armee im Gegenzug für an die Ukraine zu überstellende Schützenpanzer sowjetischer Bauart unterstützen werde. Ob es sich dabei um die von der deutschen Industrie angebotenen Panzer vom Typ Marder handelt, blieb offen. Über den Ringtausch mit Tschechien erhalte die Ukraine zudem 20 Panzer T-72. „Putin darf und wird diesen Krieg nicht gewinnen“, wiederholt Scholz einen von ihm vielgesagten Satz. Die Ukraine müsse erfolgreich sein in ihrer Gegenwehr. Putin dürfe „nicht mit seinem Konzept durchkommen, mit einem brutalen und militärischen Einsatz ein Land zu erobern oder Teile davon“, sagt Scholz. „Das ist Imperialismus und den werden wir in Europa nicht akzeptieren.“ Damit räumt der Bundeskanzler nach Wochen der Spekulationen, er habe russische Gebietsgewinne um einer Friedenslösung Willen insgeheim schon eingepreist, ebendiesen Vorwurf ab.

Scholz kündigt konzertierte Aktion gegen Inflationsfolgen an

Eröffnet hatte Scholz seine Rede mit dem Thema Inflation und zählt noch einmal auf, was die Bundesregierung alles auf den Weg gebracht habe, um die Bürger zu entlasten - vom Heizkostenzuschuss über die erhöhte Pendlerpauschale, den Wegfall der EEG-Umlage bei der Stromrechnung, den Kinderbonus und das Energiegeld bis hin zum Neun-Euro-Ticket. Dazu die Senkung der Spritpreise sowie Entlastungen für von Energiepreissteigerungen besonders betroffene Unternehmen. „Natürlich ist damit das Problem steigender Preise noch nicht gelöst“, sagt Scholz. Deshalb holt er nochmal Luft und kündigt an, er wolle Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände „zu einer konzertierten Aktion zusammenrufen“. 

Scholz nennt die Tarifabschlüsse in der Chemieindustrie als Vorbild: spürbare Einmalzahlungen anstelle großer Tarifanhebungen. Unternehmen sollen so nicht dauerhaft mehrbelastet und die Inflation zusätzlich befeuert werden - in der Annahme, dass hinter dem bisherigen Geldwertverfall vorübergehende Effekte stecken, wie der Krieg in der Ukraine, die Lieferkettenprobleme in Folge der Pandemie und die Milliarden-schweren staatlichen Rettungspakete rund um den Globus. „Wir brauchen eine gezielte Kraftanstrengung in einer ganz außergewöhnlichen Situation“, fordert der Scholz und mahnt: „Alle werden dazu beitragen müssen.“

Grüne rufen Union zur Mitarbeit auf

Diesen Ball nahm die Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann (Bündnis 90/Die Grünen) auf und schoss ihn noch einmal in die Spielhälfte von Unionsfraktionschef Merz: „Ein bisschen weniger Männereitelkeit und ein bisschen mehr gemeinsame Verantwortung wäre angemessen“, ruft sie dem CDU-Politiker hinterher.

Viele der Großkrisen dieser Zeit – Klimawandel, unsicher Renten, ein Milliardenminus in der Kassen der Gesundheitsversicherungen - seien das Ergebnis von 16 Jahren unionsgeführter Regierungspolitik. Haßelmann sprach von einem Berg nicht erledigter Aufgaben der Union. „Blasen Sie also nicht die Backen so auf, sondern tun Sie mit“, appellierte die Grüne an Merz.

FDP nennt Merz‘ Soli-Vorschlag „absurd“

Vor allem ein Vorschlag von Friedrich Merz ist es, auf den fast alle Rednerinnen und Redner – eher höhnend und spottend – eingingen, so auch der FDP-Fraktionschef Christian Dürr. Merz hatte gesagt, der Solidarbeitrag hätte umgewidmet werden können. Damit hätte die Bundesregierung „ein Instrument zur Verfügung“ gehabt, „mit dem wir wahrscheinlich die neuen Schulden für das Sondervermögen Bundeswehr gar nicht hätten aufnehmen müssen: “Sie hätten uns den Vorschlag machen können, dass wir einen solchen Solidarbeitrag erheben auf die Einkommenssteuer und auf die Körperschaftssteuer für die Bundeswehr„, sagte Merz. “Dann wäre das von heutigen Generationen bezahlt worden, was Aufgabe der heutigen Generation ist„“ und nicht von späteren Generationen „mühsam“ abzuzahlen. Indem die SPD nicht der kompletten Abschaffung des Soli zugestimmt habe, habe „sie dieses Instrument mutwillig zerstört“, sagte Merz an den einstigen Koalitionspartner SPD gerichtet.

Um den Soli, der ursprünglich zur Finanzierung von Kosten zur Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West eingeführt worden war, hatte es zwischen Union und SPD lange Streit gegeben. Während die Union dessen komplette Abschaffung forderte, setzte die SPD durch, für Bezieher sehr hoher Einkommen weiter den Soli zu erheben. Von einer Umwidmung zugunsten der Bundeswehr war damals allerdings von Seiten der Union nicht die Rede gewesen. Und FDP-Fraktionschef Dürr fragte: „Wie absurd ist das denn?“ Erst fordere die Union die Abschaffung des Soli, jetzt will sie einen Soli für alle, um damit statt mit einem Sondervermögen die Bundeswehr zu finanzieren? „Absurd“, stellte Dürr dazu fest: „Wenn das die neue Finanzkompetenz der Union“ sein solle.

AfD kritisiert „Alibi-Hilfen“ für Bürgerinnen und Bürger

Die AfD-Fraktion lehne den Haushalt als ein „Dokument der Abgehobenheit“ ab, stellte Fraktionschefin Alice Weidel (AfD) fest. Die Bundesregierung maße sich an, das Weltklima zu retten, richte gleichzeitig aber das eigene Land zugrunde.

Deutschland stecke ein einer fundamentalen Finanz- und Wirtschaftskrise, die alles übertreffe, und doch gebe die Regierung Millionen für Klimaschutz in Indien und Waffen an die Ukraine aus, während die Bürger hierzulande mit Alibi-Hilfen abgespeist würden.

Linke lehnt Haushalt als unsozial und ungerecht ab

Die Linke lehnte den Haushalt ab, weil er nicht sozial, sondern ungerecht sei und die Spaltung der Gesellschaft fördere. 38 Prozent der Bevölkerung kämen derzeit angesichts der grassierenden Inflation kaum über die Runden, stellte Fraktions-Chefin Amira Mohamed Ali (Die Linke) fest.

Besserstellung von Pflegekräften in der Coronakrise, bezahlbare Lebensmittel, sozialer Wohnungsbau, eine Schutzschirm für Bürgerinnen und Unternehmen im Kampf mit steigenden Preisen bei gestörten Lieferketten - die Bundesregierung gebe mit diesem Haushaltsentwurf keine Antwort auf die Fragen der Zeit.  Wer profitiere von dieser Politik, fragte Mohamed Ali und gab selbst die Antwort: Die großen Energieunternehmen und Rüstungsaktionäre.

Kulturetat soll deutlich aufgestockt werden

Der Kanzleretat sieht Ausgaben von knapp drei 3,9 Milliarden Euro vor, das sind 164 Millionen Euro mehr als im Regierungsentwurf vorgesehen und 790 Millionen Euro weniger als im vergangenen Jahr. Für den Kulturetat des Bundes stehen in diesem Jahr deutlich mehr Mittel zur Verfügung als zunächst vorgesehen. Mehr als 120 Millionen Euro sollen beispielsweise zusätzlich für Investitionen in Erhalt und Modernisierung von Kulturdenkmälern beziehungsweise kulturellen Einrichtungen zur Verfügung stehen.

Auch das „Zukunftsprogramm Kino“ und die Förderung von Kultureinrichtungen werden aufgestockt. Der Etat des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes beinhaltet auch den Kulturetat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Restaurierung von Kulturdenkmälern

Deutlich aufgestockt werden unter anderem die Ausgaben für „Substanzerhaltung und Restaurierung von unbeweglichen Kulturdenkmälern von nationaler Bedeutung, Zuschüsse für national bedeutsame Kulturinvestitionen“. Hierfür stehen in diesem Jahr zusätzliche 66 Millionen Euro zur Verfügung, über deren endgültige Freigabe der Haushaltsausschuss entscheiden soll. Bisher lag der Ansatz bei sieben Millionen Euro.

Unter anderem für die Modernisierung, Sanierung oder Restaurierung von kulturellen Einrichtungen, Objekten und Kulturdenkmälern sind im Haushalt zusätzliche 60 Millionen Euro vorgesehen. Auch diese Ausgaben dürfen erst nach Freigabe durch den Haushaltsausschuss getätigt werden. Der Ansatz in dem Titel „Zuschüsse für investive Kulturmaßnahmen bei Einrichtungen im Inland“ steigt damit auf 99,8 Millionen Euro. Zudem erhöhen sich die ausgebrachten Verpflichtungsermächtigungen für die kommenden Haushaltsjahre deutlich um 320 auf 560 Millionen Euro.

Preis für Plattenläden

Um 6,7 Millionen Euro auf 55,3 Millionen Euro steigen die Ausgaben im Titel „Zuschüsse für Einrichtungen auf dem Gebiet der Musik, Literatur, Tanz und Theater“. Darunter fallen unter anderem Mittel für einen „Preis für Plattenläden“ (bis zu 500.000 Euro) oder „Vorhaben der Deutschen Rockmusik Stiftung, insbesondere für die Schaffung von Musikproduktionsräumen“ (bis zu zwei Millionen Euro sowie Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von bis zu sechs Millionen Euro). Der Ansatz für das Bundesjugendballett soll um bis zu 2,8 Millionen Euro erhöht werden.

Die Mittel für das „Zukunftsprogramm Kino“ werden erheblich erhöht. Aufgrund von Mehrbedarf sollen in diesem Jahr 25 statt 15 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Gekürzt wird unter anderem der Ansatz für das „Humboldt Forum“ in Berlin. Er sinkt um fünf Millionen Euro auf 49,1 Millionen Euro.

Mehr Geld für Flüchtlingsprojekte

Auch in anderen Bereichen des Einzelplans werden einzelne Ansätze erhöht. So steigt im Kapitel der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration der Titel für die „Unterstützung von Flüchtlingsprojekten“ um drei auf 20 Millionen Euro an. Den Mehrbedarf begründen die Koalitionsfraktionen mit den Folgen des Ukraine-Krieges. Im Kapitel des Bundespresseamtes (BPA) werden Ansätze aufgestockt. Die Koalition stellt dafür weitere 16,9 Millionen Euro zur Verfügung.

Im Etat des Ostbeauftragten wird eine Million Euro für die „Durchführung eines Standortwettbewerbs sowie die Vorbereitung der Gründung eines Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ eingestellt.

Unabhängiger Kontrollrat

Der Unabhängige Kontrollrat (Einzelplan 22), der die Fernmeldeaufklärung des Bundesnachrichtendienstes kontrolliert, soll 12,38 Millionen Euro (2021: 4,69 Millionen Euro) erhalten. (mis/vom/scr/01.06.2022)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Bärbel Bas

Bärbel Bas

© Bärbel Bas / Photothek Media Lab

Bas, Bärbel

Bundestagspräsidentin

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Friedrich Merz

Friedrich Merz

© Friedrich Merz/Tobias Koch

Merz, Friedrich

CDU/CSU

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Olaf Scholz

Olaf Scholz

© SPD/ Photothek

Scholz, Olaf

Bundeskanzler

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Alice Weidel

Alice Weidel

© Dr. Alice Weidel/Hagen Schnauss

Weidel, Dr. Alice

AfD

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Britta Haßelmann

Britta Haßelmann

© Studio Kohlmeier/ Angelika Kohlmeier

Haßelmann, Britta

Bündnis 90/Die Grünen

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Amira Mohamed Ali

Amira Mohamed Ali

© Amira Mohamed Ali/ Thomas Hedrich/DiG 2021

Mohamed Ali, Amira

Die Linke

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Christian Dürr

Christian Dürr

© Christian Dürr/ Tobias Koch

Dürr, Christian

FDP

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Thorsten Frei

Thorsten Frei

© Thorsten Frei / Tobias Koch

Frei, Thorsten

CDU/CSU

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Achim Post

Achim Post

© Achim Post/ Oliver Krato

Post (Minden), Achim

SPD

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Tino Chrupalla

Tino Chrupalla

© Robert Rösler

Chrupalla, Tino

AfD

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Claudia Roth

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© Claudia Roth/ Kristian Schuller

Roth (Augsburg), Claudia

Staatsministerin für Kultur und Medien

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Otto Fricke

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© Otto Fricke/Christian Kaufels

Fricke, Otto

FDP

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Ulrich Lange

Ulrich Lange

© Ulrich Lange/ Studio Herzig

Lange, Ulrich

CDU/CSU

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Reem Alabali-Radovan

Reem Alabali-Radovan

© Photothek

Alabali-Radovan, Reem

Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge, Integration

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Martin Erwin Renner

Martin Erwin Renner

© Martin E. Renner

Renner, Martin Erwin

AfD

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Andreas Audretsch

Andreas Audretsch

© Andreas Audretsch/Sonja Bahalwan

Audretsch, Andreas

Bündnis 90/Die Grünen

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Anikó Glogowski-Merten

Anikó Glogowski-Merten

© FDP Kreisverband Braunschweig/Michael Ciecimirski

Merten, Anikó

FDP

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Kerstin Radomski

Kerstin Radomski

© Kerstin Radomski / tokography / Tobias Koch

Radomski, Kerstin

CDU/CSU

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Andreas Audretsch

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Audretsch, Andreas

Bündnis 90/Die Grünen

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Kerstin Radomski

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© Kerstin Radomski / tokography / Tobias Koch

Radomski, Kerstin

CDU/CSU

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Wiebke Esdar

Wiebke Esdar

© Wiebke Esdar/ Pat Röhring

Esdar, Dr. Wiebke

SPD

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Luise Amtsberg

Luise Amtsberg

© Bündnis 90/Die Grünen / Stefan Kaminski

Amtsberg, Luise

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Stefan Seidler

Stefan Seidler

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Seidler, Stefan

fraktionslos

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Linda Teuteberg

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Teuteberg, Linda

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Sepp Müller

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CDU/CSU

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Helge Lindh

Helge Lindh

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Dr. Christiane Schenderlein

Dr. Christiane Schenderlein

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CDU/CSU

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Stefan Gelbhaar

Stefan Gelbhaar

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Gelbhaar, Stefan

Bündnis 90/Die Grünen

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Aydan Özoğuz

Aydan Özoğuz

© Deutscher Bundestag / Stella von Saldern

Özoguz, Aydan

Bundestagsvizepräsidentin

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Dokumente

  • 20/1000 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022)
    PDF | 20 MB — Status: 18.03.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1002 - Unterrichtung: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022) - Drucksache 20/1000 - Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung
    PDF | 185 KB — Status: 27.04.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1200 - Ergänzung zum Gesetzentwurf: Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022
    PDF | 667 KB — Status: 27.04.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1201 - Unterrichtung: Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 - Drucksache 20/1200 - Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung
    PDF | 173 KB — Status: 18.05.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1604 - Beschlussempfehlung: zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022) - Drucksache 20/1000 - hier: Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramts
    PDF | 200 KB — Status: 11.04.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1626 - Ergänzung zu den Beschlussempfehlungen: zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022) - Drucksachen 20/1000, 20/1002 - zu der Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 - Drucksachen 20/1200, 20/1201 -
    PDF | 2 MB — Status: 25.05.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1627 - Beschlussempfehlung: a) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung - Drucksachen 20/1000, 20/1002, 20/1828 Nr. 1 - Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022) b) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung - Drucksachen 20/1200, 20/1201 - Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022
    PDF | 444 KB — Status: 25.05.2022
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  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Beschluss

  • Namentliche Abstimmung zu Einzelplan 04 in Ausschussfassung
  • 13:05:59: Beginn der Abstimmung:
  • 13:30:08: Ende der Abstimmung:
  • Gesamt: 688 Ja: 391 Nein: 297
  • Einzelplan 04 in Ausschussfassung angenommen


Einzelplan 22 in Ausschussfassung angenommen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Weitere Informationen

  • Gebärdensprachvideo (Video)

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

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Stand: 06.12.2025