Parlament

Adventszeit im Deutschen Bundestag

Eine gruppe junger Menschen in weißen Gewändern mit roten Bändern als Gürteln steht um eine junge Frau mit einer Krone mit aufgesteckten und angezündeten Kerzen herum und singt

Der Luciachor des Stockholmer Musikgymnasiums singt in der Halle des Paul-Löbe-Hauses. (DBT/photothek/Joerg Carstensen)

Für vorweihnachtliche Stimmung hat nach 2014 und 2015 auch in diesem Jahr am Donnerstag, 15. Dezember, der Luciachor des Stockholmer Musikgymnasiums im Paul-Löbe-Haus gesorgt. Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz (SPD) bedankte sich bei den 19 Schülerinnen und Schülern, die in weißen Gewändern, mit Kerzen in den Händen, eine von ihnen als Heilige Lucia mit einem Kerzenkranz auf dem Haupt, durch die Halle des Paul-Löbe-Hauses des Bundestages gezogen waren. Es sei eine „wunderbare Darbietung“ gewesen, die viele zum Innehalten animiert habe. „Sie haben uns auf wundervolle Weise auf die Weihnachtszeit eingestimmt“, so Özoğuz.

Auch wenn sie die Texte der schwedischen Lieder nicht verstanden habe: Die Botschaft, die mit dem Fest der Heiligen Lucia verbunden sei, Hoffnung in die Welt zu tragen und Schutz vor der Finsternis zu bieten, mache gerade in diesen Zeiten Mut, in der viele Menschen beispielsweise Geflüchteten helfen würden. Die Botschaft des schwedischen Lucia-Festes sei eine Botschaft des Friedens. „Es ist großartig, dass in einem zusammenwachsenden Europa Bräuche und Traditionen miteinander geteilt werden“, erklärte Özoğuz und lud den Chor ein, auch im kommenden Jahr wieder im Bundestag zu singen - zur Freude des Chores und des Botschafters Schwedens in Deutschland, Per Thöresson, der versprach: „Ab diesem Jahr ist es eine feste Tradition.“

Friedenslicht: Moment des Innehaltens

Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas hält in den Händen eine Laterne mit einer Kerze, die von einer Pfadfinderin angezündet wird. Darum stehen ein junger Mann und drei weitere junge Frauen unterschiedlicher Pfadfinderorganisationen.

Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (links) nimmt das Friedenslicht entgegen. (DBT/photothek/Joerg Carstensen)

Die Adventszeit ist neben der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest eine Zeit der Besinnung. Einen Moment innehalten konnten die Parlamentarier und Gäste des Bundestages während der geschäftigen Sitzungswoche am Mittwoch, 14. Dezember 2022, bei der Übergabe des Friedenslichts aus Bethlehem vor dem Plenarsaal. „Ich bin dankbar dafür“, sagte Bundestagsvizepräsidenten Yvonne Magwas (CDU/CSU), denn das Licht werde mit der Botschaft für Frieden in die Welt getragen. Und deshalb sei es umso schöner, dass es nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen wieder „physisch“ entgegengenommen werden konnte. „Gleichzeitig herrscht seit zehn Monaten ein schrecklicher Krieg in Europa“, sagte Magwas und verband mit der Übergabe des Friedenslichts die Hoffnung, dass alle Parlamentarier die Helligkeit und Wärme des Lichts in ihre Wahlkreise tragen. Die Vizepräsidentin erinnerte zudem an den Mut der Menschen im Iran, die für ihre Freiheit und Rechte demonstrieren und dabei ein hohes Risiko auf sich nehmen.

Der Ring deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände e.V. verteilt seit 29 Jahren das Friedenslicht. Das Licht wird in der Geburtsgrotte Jesu Christi in Bethlehem entzündet und zu einer zentralen Aussendefeier nach Wien gebracht. Von dort aus tragen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder die Flamme zu den Aussendefeiern in ganz Europa, darunter auch über 500 Orte in Deutschland. Mit der Weitergabe des Lichtes verbinden die Pfadfinderinnen und Pfadfinder die Hoffnung auf Frieden und erinnern daran, dass der Wunsch auf ein Leben in Frieden die Menschen auf dieser Welt verbindet.

Ein Licht der Hoffnung

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Diakonie-Präsident Ulrich Lilie zünden eine Kerze an einem Adventskranz an.

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt entzündet im Reichstagsgebäude symbolisch die erste Kerze des Wichernkranzes; rechts Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. (DBT/photothek/Joerg Carstensen)

Tradition im Hohen Haus hat auch das Weihnachtsgeschenk der Diakonie Deutschland: Bereits zum fünfzehnten Mal bekamen die Abgeordneten am Mittwoch, 30. November, einen sogenannten Wichernkranz für ihre Lobby. Und während der Jugendchor des Evangelischen Johannesstifts die Veranstaltung im Reichstagsgebäude mit Weihnachtsliedern wie „Macht hoch die Tür“ und „Tochter Zion, freue dich“ begleitete, blieben gleich mehrere Besuchergruppen gebannt stehen und lauschten den jungen Sängerinnen und Sängern.

Der Kranz erinnere die Parlamentarier daran, „alles dafür zu tun, die Welt besser zu machen“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), die den Adventsschmuck mit seinen roten und weißen Kerzen stellvertretend für den Bundestag entgegennahm. Der Kranz, so Göring-Eckardt, stehe für die Unterbrechung und das Warten. Dabei bedeute warten immer auch, „sich vorzustellen, wie es sein könnte“, sagte die Grünenabgeordnete und fügte hinzu, „sich vorzustellen, dass es gut werden könnte“.

Die Geschichte des Adventskranzes

Die Ursprünge dieses Adventsgestecks reichen bis ins Jahr 1839 zurück, erklärte Ulrich Lilie, Pfarrer und Präsident der Diakonie Deutschland. Der Hamburger Theologe, Sozialreformer und Wegbereiter des heutigen Diakonischen Werks Johann Hinrich Wichern wollte damit ehemaligen Straßenkindern die Wartezeit auf das Weihnachtsfest erträglicher machen. Im Rauhen Haus, einem Heim für Kinder in Not, befestigte er so viele Kerzen auf einem Wagenrad wie es Tage vom ersten Advent bis Heiligabend waren. Rote für die Wochentage, weiße für die Sonntage.

„Jeden Tag sollte es ein wenig heller werden für diese Kinder“, so Lilie, der gemeinsam mit Vizepräsidentin Göring-Eckardt symbolisch die erste Kerze des Wichernkranzes anzündete. Und während die kleine Flamme für ein paar Minuten im Reichstagsgebäude leuchtete, bevor sie – wegen des Brandschutzes – gelöscht werden musste, gab der Chor noch eine Zugabe.

Weihnachtsschmuck aus ganz Deutschland

Eine festlich geschmückte, grüne Tanne auf der einen Seite, ein Weihnachtsbaum samt Elch aus recyceltem Karton und Pappe auf der anderen: Wie in jedem Jahr stellt sich das Parlament mit Weihnachtsschmuck im Paul-Löbe-Haus auf die bevorstehenden Festtage ein. 

Seit 15 Jahren ist es Tradition, dass ein wundervoll geschmückter Weihnachtsbaum durch die Bundesvereinigung Lebenshilfe an die Abgeordneten übergeben wird. In diesem Jahr wurde die Weihnachtszeit mit dem Lied „Ist da jemand“ des Berliner Musikers und Komponisten Adel Tawil eingestimmt – vorgetragen vom Chor „Notenträume“ der Lebenshilfe aus Braunschweig. Anschließend wurde die festlich geschmückte Tanne am Mittwoch, 23. November, mit den besten Wünschen an alle Parlamentarier an die Bundestagspräsidenten Bärbel Bas übergeben

Nachhaltiger Schmuck von der Lebenshilfe Mettmann

Menschen in roter Kleidung stehen vor einem geschmückten Baum in einer Halle und singen zum Dirigat einer Dirigentin.

Seit 15 Jahren wird ein geschmückter Weihnachtsbaum durch die Bundesvereinigung Lebenshilfe an die Abgeordneten des Parlamentes übergeben. (DBT/photothek /Joerg Carstensen)

Den Baumschmuck fertigten in diesem Jahr Menschen aus verschiedenen Freizeitgruppen, der Frühförderung und aus Außenwohngruppen der Lebenshilfe Mettmann. Unter dem Motto weihnachtliches Upcycling, bei dem der Nachhaltigkeitsaspekt im Vordergrund stand, fertigten Menschen mit Beeinträchtigungen aus Trinkjoghurtgefäßen, Innenteilen von Toilettenpapier-Rollen, aus Klaviernoten, leeren Milch- und Eierkartons sowie Pappe und Orangenscheiben Weihnachtsbaumanhänger. 

Die Sterne, Kugeln, Engel, Tannen und Papierketten schmücken den Weihnachtbaum im Paul-Löbe-Haus und die Abgeordneten sollen sich in der Adventszeit daran erfreuen. 

Ulla Schmidt dankt Abgeordneten 

Die Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe und langjährige Bundestagsabgeordnete, Ulla Schmidt (SPD), sagte bei der Baumübergabe im Paul-Löbe-Haus: „Ich möchte mich zunächst beim Chor ,Notenträume' für die schöne Einstimmung in die Adventszeit und bei den Menschen der Lebenshilfe Mettmann für die wundervollen Weihnachtbaumanhänger bedanken“. Die vergangenen Jahre seien besonders für Menschen mit einer Beeinträchtigung schwierig gewesen, deshalb gelte ihr Dank den Abgeordneten des Deutschen Bundestages für deren großartige Unterstützung.

Nach langer Zeit der Entbehrungen während der Coronazeit können sich Menschen wieder in den Arm nehmen, Familien können wieder zusammenkommen und das fühle sich großartig an. Viele Bundestagsabgeordneten hätten „fraktionsübergreifend immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen mit einer Beeinträchtigung und tragen dazu bei, dass wir in der Gesellschaft Stück für Stück vorankommen“. Das Motto müsse weiter sein: „Es ist normal, verschieden zu sein“. „Die Lebenshilfe bedankt sich deshalb heute sehr herzlich mit dieser wundervollen Tanne, die den Abgeordneten des Bundestages Freude bereiten soll“.

Bas wünschte allen optimistische Gedanken 

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas steht vor einem mit roten und goldfarbenen Sternen und Engeln geschmückten Baum. Um sie herum stehen viele Frauen und Männer.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (Mitte) nahm den Weihnachtsbaum stellvertretend für das Hohe Haus entgegen, musikalisch begleitet vom Chor „Notenträume“ der Lebenshilfe aus Braunschweig. (DBT/photothek/Joerg Carstensen)

Bundestagspräsidentin Bas nahm den geschmückten Weihnachtsbaum stellvertretend für alle Bundestagsabgeordneten entgegen und bedankte sich herzlich für die Idee, auch den diesjährigen Baumschmuck nachhaltig zu gestalten, was wunderbar gelungen sei. „Der Weihnachtsbaum der Lebenshilfe wird seit 15 Jahren an den Deutschen Bundestag übergeben und ist etwas ganz Besonderes. Er ist Erinnerung, Mahnung und Aufforderung an die Parlamentarier, sich für die Teilhabe der Menschen mit einer Beeinträchtigung einzusetzen und in unseren Bemühungen nicht nachzulassen“, sagte die Bundestagspräsidentin.

Die Tanne und der Baumschmuck seien perfekt geeignet, die Weihnachtszeit im Deutschen Bundestag einzuleiten. „Erinnern wir uns daran, dass die Weihnachtszeit auch eine Zeit des Innehaltens ist“, sagte Bas. Besonders wichtig sei ihr, dass im Bundestag an alle gedacht wird, die Hilfe brauchen und besonders Menschen mit einer Beeinträchtigung dürften nicht vergessen werden. „In diesem Sinne wünsche ich allen ein besinnliches und friedliches Fest und einen hoffnungsvollen Start in ein gutes neues Jahr“, sagte die Bundestagspräsidentin.

Am Ende der feierlichen Übergabe des geschmückten Weihnachtsbaumes sang der Chor „Notenträume“ eines der bekanntesten deutschen Weihnachtslieder „Leise rieselt der Schnee“, dessen Text und Melodie der evangelischen Pfarrer Eduard Ebel im Jahr 1895 verfasste.

Weihnachtsbaum aus recyceltem Karton und Pappe

Ein fester Bestandteil der Adventszeit im Bundestag ist auch der Christbaum aus einem der mehr als 100 Naturparke in Deutschland, den Vizepräsidentin Petra Pau (Die Linke) am Dienstag, 29. November, überreicht bekam. Anders als sonst schmückt in diesem Jahr jedoch keine grüne Tanne die Fensterfront an der Westseite des Paul-Löbe-Hauses, sondern ein rund fünf Meter hoher Weihnachtsbaum aus recyceltem Karton und Pappe. Verziert mit selbstgebasteltem Schmuck von Schülerinnen und Schüler der Naturparkschule Blankensee.  

Petra Pau steht neben einer Tanne aus Pappe.

Petra Pau nimmt von Kindern aus Brandenburg einen Weihnachtsbaum recyceltem Karton und Pappe entgegen. (DBT/photothek/Joerg Carstensen)

„Damit habt ihr uns eine ganz große Freude gemacht“, sagte Pau in Richtung der Kinder und auch Sylvia Lehmann (SPD), die ihren Wahlkreis im Naturpark Nuthe-Nieplitz hat, freute sich sehr, dass sie ihren Weg in den Bundestag gefunden hatte. Gemeinsam stimmte sie schließlich alle in das Lied „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ ein. 

Botschaft von Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Der Baum stammt aus dem Naturpark Nuthe-Nieplitz in Brandenburg und steht stellvertretend für das Bündnis der Nationalen Naturlandschaften, zu dem sich 104 Naturparke, 16 Nationalparke, drei Wildnisgebiete und 17 Biosphärenreservate in Deutschland zusammengeschlossen haben. Er soll, so die Idee, neben einer vorweihnachtlichen Stimmung auch die Botschaft von Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Deutschen Bundestag tragen. Das sei für die Nationalen Naturlandschaften besonders wichtig, sagte Friedel Heuwinkel, Präsident des Verbandes Deutscher Naturparke. 

Dass der Baum zudem ganz ohne Beleuchtung auskomme, sei auch als Zeichen in Zeiten der Energieknappheit zu verstehen, ergänzte Kordula Isermann. Die Leiterin des etwa 70 Kilometer südwestlich von Berlin gelegenen Naturparks Nuthe-Nieplitz verriet zudem, was es mit dem aus Karton und Pappe gefertigten, annähernd lebensgroßen Elch auf sich hat. Seit 2018 nämlich lebe ein solches Tier in dem Wildnisgebiet am Rande der Hauptstadt. Jan Wildefeld, Geschäftsführer vom Verein Nationale Naturlandschaften, betonte dass der besondere Schmuck nicht nur deshalb nachhaltig sei, weil er zu 99 Prozent aus recyceltem Material bestehe, sondern auch weil er jedes Jahr von neuem genutzt werden könne. (irs/eis/nt/bsl/15.12.2022)

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