Geschichte

Plakette „Ort der Demo­kratiegeschichte“ an Bärbel Bas überreicht

Susanne Kitschun, Bärbel Bas und Dr. Markus Lang stehen nebeneinander und Bärbel Bas hält eine Plakette in den Händen, auf der Ort der Demokratiegeschichte steht

Dr. Susanne Kitschun, Bärbel Bas und Dr. Markus Lang bei der Übergabe der Plakette an die Bundestagspräsidentin (DBT/Jörg Carstensen/photothek)

Ganz schlicht hängt sie im Tunnel des Jakob-Kaiser-Hauses an der Wand – eine kleine weiße Plakette mit der Inschrift „Ort der Demokratiegeschichte“. Zwischen Vitrinen, die Symbole der deutschen Demokratie enthalten, wie den Schlüssel zum Reichstagsgebäude oder die Wahlurne zum ersten Deutschen Bundestag, fällt sie erst auf den zweiten Blick auf. Genau wie bei der Demokratie, gehe es nicht um Prunk, erklärt Dr. Markus Lang das Design der Plakette. Er leitet das Projekt „Deutschlandkarte der Demokratie“ von der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte e.V., welches seit April 2020 bereits 184 Erinnerungsorte im ganzen Land markiert hat.

In den vergangenen Wochen sind drei seiner Plaketten in den Gebäuden des Deutschen Bundestages angebracht worden, eine weitere befindet sich wenige hundert Meter entfernt im Deutschen Dom. An diesem Mittwoch, 30. November 2022, übergibt Lang nun symbolisch die Plaketten an Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) – das Reichstagsgebäude ist damit offiziell Teil der „Deutschlandkarte der Demokratie“.

Projekt bringt Demokratiegeschichte in die Regionen

Dass es erst jetzt berücksichtigt wurde, liege daran, dass es für die Arbeit des Projekts eigentlich viel zu offensichtlich sei: „Wir wollen Demokratiegeschichte in die Regionen bringen“, sagt Lang. Ereignisse der Demokratieentwicklung hätten sich eben nicht nur in Frankfurt, Weimar, Bonn oder Berlin abgespielt, sondern überall in der Republik. Daher finden sich neben bekannteren Orten wie dem Bonner Bundeshaus oder dem Nationaltheater in Weimar in dem „Fundus an Geschichten“, wie Lang seine Deutschlandkarte nennt, Gebäude, Plätze oder Denkmäler aus dem ganzen Bundesgebiet, die teilweise mit interessanten oder kuriosen Geschichten aufwarten.

Bereits in den 1790er Jahren seien beispielsweise erste Demokratieexperimente im rheinland-pfälzischen Bad Bergzabern und Mainz durchgeführt worden, erzählt Lang den Anwesenden. Auch eine Musikkneipe im saarländischen St. Wendel befindet sich unter den „Orten der Demokratiegeschichte“. 1832 organisierte ein Stammtisch dort ein Freiheitsfest, das zeitgleich zum Hambacher Fest stattfand. Wo immer in der Bundesrepublik Menschen die kleinen weißen Quadrate entdecken, können sie per QR-Code mehr über die Vergangenheit dieser Orte erfahren. Eine virtuelle Deutschlandkarte ermöglicht außerdem den Besuch aus der Ferne. Dass das Reichstagsgebäude nun auch zu diesem Fundus gehöre, sei eine Anerkennung des Projekts und all der anderen Orte, sagt Lang.

Bas: Ergänzung des Bildungsangebotes des Bundestages

In Zukunft werde die Plakette das Bildungsangebot des Bundestags ergänzen, freut sich Bundestagspräsidentin Bas. Es sei wichtig, an die Wegmarken der Demokratie zu erinnern, um zu zeigen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei und ihre Werte und Prinzipen auch heute noch verteidigt werden müssten. „Ob in der Ukraine oder im Iran. Auch heute sterben Menschen für Demokratie und Freiheit“, sagt Bas. In Deutschland habe besonders die politische Entwicklung während der Weimarer Republik gezeigt, dass Demokratie aber nicht nur Orte brauche, sondern vor allem Menschen, die sich für diese Demokratie einsetzten.

Um das Verständnis und die Überzeugung zur Demokratie zu stärken, sei es wichtig, sich mit deren Wurzeln und den Opfern zu beschäftigen, die über Jahrhunderte für sie erbracht worden seien, betonte auch Dr. Susanne Kitschun, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“. Durch die Gründung einer Bundesstiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“, die im letzten Jahr beschlossen wurde, beteiligt sich der Bundestag an der Erinnerungsarbeit. (des/01.12.2022)

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