Gesundheit

Finanzierung der globalen Gesundheit

Zeit: Montag, 18. März 2024, 17 bis 18.45 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal E 600

Die Jahre der Covid-Pandemie brachten Rückschläge, aber auch neue Erfahrungen und Impulse beim Kampf gegen lebensbedrohliche Krankheiten. Nun sind weitere Anstrengungen nötig, um die für 2030 gesteckten Entwicklungsziele zu erreichen, erklärten die Sachverständigen im Fachgespräch zu Fragen der Finanzierung der globalen Gesundheit des Unterausschusses Globale Gesundheit am Montag, 18. März 2024. Dabei bekam Deutschland viel Lob für seine weltweit ausgerichtete Gesundheitspolitik und seine finanziellen Beiträge zur internationalen Impfallianz sowie zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.

Expertin: Impfallianz rettet Menschenleben

Durch die Unterstützung von Geberländern wie Deutschland habe man seit Gründung der öffentlich-privaten Partnerschaft vor über zwanzig Jahren in den einkommensschwachen Ländern des globalen Südens viel erreichen können, sagte Marie-Ange Saraka-Yao, Chief Resource Mobilisation and Growth Officer von Gavi, The Vaccine Alliance. Die Hauptbotschaft sei: Es gibt neue Instrumente, um gefährliche Krankheiten zu besiegen. Durch Mitwirkung der Zielländer, durch Ko-Finanzierung, durch die Ertüchtigung der dortigen Gesundheitssysteme seien diese Staaten nun in der Lage, drei mal mehr Impfstoffe zu verabreichen als ohne die Unterstützung. „Der Impfstoff kommt nun wirklich zu den Endverbrauchern. Die Ko-Finanzierung steigt, die betroffenen Länder stemmen mittlerweile 40 Prozent der Ausgaben.“ 

Durch diese Selbstverpflichtung hätten sich die Zukunftsperspektiven im Blick auf die Millenniumsziele verbessert. Sieben Millionen Menschenleben habe die Impfallianz in der Zeit ihres Bestehens mittlerweile retten können. Momentan verfüge die Vaccine Alliance über Impfstoffe gegen 18 Krankheiten. Jetzt gehe es darum, das Impftempo, beispielsweise bei Malaria oder Polio, zu beschleunigen, den Zugang zu Impfstoffen zu verbessern und effektivere Impfstoffe zu entwickeln, um neue Tragödien zu vermeiden. „Malaria ist der größte Kindermörder in Afrika“, sagte Saraka-Yao. „Auch auf Naturkatastrophen müssen wir schneller reagieren können.“ 

Zögern gegenüber Impfstoffen

Die Welt brauche noch mehr und noch bessere Impfstoffe. Und das zu niedrigeren Preisen. Ihre Organisation werde im Namen einer gerechteren Welt neue Partnerschaften eingehen und nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Neue, bessere Produkte seien leider immer auch die teureren. Sie hoffe auf weitere Unterstützung auch aus Deutschland. Jeder Geber sei willkommen, die Gelder würden hoch effizient und transparent eingesetzt. Aus der Corona-Pandemie habe man viel gelernt, auch bei der Beschaffung. Die Allianz habe mittlerweile ein gewisses Gewicht, um die Preise zu drücken. 

Zu den Schwierigkeiten, vor allem seit der Corona-Pandemie gehöre, die Impfstoffe zu den Menschen zu bringen, an die einzelnen Menschen herankommen. Es gebe neues Zögern gegenüber Impfstoffen, in den sozialen Medien würden Zweifel gestreut. Vor allem Europa müsse aber mit gutem Beispiel vorangehen, der Süden schaue auf Europa und was hier geschehe. Man versuche es mit einem großen Netzwerk und einer neuen Kommunikationsstrategie. „Wir zeigen, wie wirksam Impfen ist und arbeiten mit lokalen Influencern zusammen.“ Zu einer nachhaltigen  Unterstützung vor Ort gehöre außerdem, auch die Hightech zur Herstellung der Medikamente dorthin zu bringen. 

Bekämpfung der Tuberkulose

Die „Vorreiterrolle“ Deutschlands in der globalen Gesundheitspolitik unterstrich auch Dr. Johannes Hunger, Chief Advisor beim Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria, und listete einige Erfolge auf, die auch dem deutschen Engagement im Globalen Fonds zu verdanken sind. So habe die Sterblichkeitsrate in den Ländern, in denen der Fonds aktiv ist, um über 50 Prozent reduziert werden können. 59 Millionen Menschen hätten bisher gerettet werden. Auch die Fortschritte insbesondere bei der Bekämpfung der Tuberkulose und bei der erfolgreichen Eindämmung der Covid-Pandemie gehörten dazu.

„Wir dürfen aber nicht einfach nur so weitermachen wie bisher“, mahnte Hunger. Dann würde man die Entwicklungsziele 2030, zu denen beispielsweise die Ausrottung der Tuberkulose gehöre, nicht erreichen. Die Anstrengungen auf dem richtigen Weg, den man gehe, müssten vergrößert werden. Die Pandemie der Jahre 2020 bis 2022 habe die Bemühungen bei der Bekämpfung der drei Krankheiten zurückgeworfen. Man befinde sich jetzt in einem herausfordernden Kontext mit vielen Krisen und negativen Effekten. Bei der Finanzierung zur Bekämpfung der Tuberkulose klaffe nun eine Lücke. Insgesamt sei der Bedarf im neuen Finanzierungszeitraum von ehemals 14 auf nunmehr 18 Milliarden US-Dollar gestiegen. 

„Das Ziel, die Tuberkulose auszurotten, haben wir nicht aufgegeben“, so Hunger. Man müsse mehr Geld in die Hand nehmen, der Global Fund sei ein wichtiger Finanzierer, hinzu komme die Ko-Finanzierung durch die einzelnen Länder. Bald werde ein neuer Impfstoff zur Verfügung stehen. Man hoffe auf einen Rückgang der Neuinfektionen. Zusätzlich zu diesem Fortschritt müsse man auf einen Rückgang der Preise hinwirken. Durch eine massive Beschaffung könne der Preis von Medikamenten um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Der Fonds gehöre zu den größten Investoren im Bereich der Gesundheit. Es werde zudem gezielt in den Ausbau der Gesundheitssysteme investiert, was der Prävention von Pandemien diene. Dazu arbeite man mit starken globalen Partnern wie der Weltgesundheitsorganisation, verschiedenen UN-Organisationen, der Gavi-Initiative und der Weltbank zusammen. (ll/18.03.2024)