Parlament

Vizepräsidentin Pau zu Be­such in der Gedenk­stätte Auschwitz-Birkenau

Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger.

Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gemeinsam mit dem Holocaust-Überlebenden Christian Pfeil (rechts) Bundeskanzler Olaf Scholz (ganz rechts) und Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (links). (© Bundesregierung/Jesco Denzel)

Sowjetische Truppen befreiten vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der Jahrestag gilt als einer der letzten runden Jahrestage, an dem noch Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichten können. Bei der zentralen Gedenkfeier in der Gedenkstätte im polnischen Oświęcim vertrat Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau das Parlament. Gemeinsam mit Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger würdigte sie dort die mehr als 50 ehemaligen Häftlinge, die an der Veranstaltung teilnahmen. 

Pau: Den Opfern ihren Namen geben

„Wir müssen erinnern, um den Opfern ihren Namen, ihr Gesicht und ihre Würde zurückzugeben“, sagte Pau. Das Gedenken sei von zentraler Bedeutung, da die Nationalsozialisten gezielt versucht hätten, die Opfer aus dem kollektiven Gedächtnis zu tilgen. „Das Erinnern ist unsere historische Verpflichtung“, betonte sie und machte deutlich, dass Auschwitz symbolisch für den Zivilisationsbruch steht, der vom nationalsozialistischen Deutschland ausging.

Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ist zum Sinnbild des Holocaust und der nationalsozialistischen Verbrechen geworden. Zwischen 1940 und 1945 starben dort mindestens 1,1 Millionen Menschen, die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden. Aber auch Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, politische Gegner der Nationalsozialisten und andere, die nicht in das Weltbild des NS-Regimes passten, wurden in den Gaskammern ermordet. Als die sowjetischen Truppen das Lager erreichten, fanden sie noch rund 7.000 Überlebende.

Besuch des Lagers Groß-Rosen

Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung besuchte Pau neben der Gedenkveranstaltung in Auschwitz-Birkenau auch das Stammlager Auschwitz sowie das ehemalige Konzentrationslager Groß-Rosen in der Nähe von Breslau. Groß-Rosen war in den ersten Jahren nach seiner Errichtung 1940 ein vergleichsweise kleines Lager, das hauptsächlich auf die Arbeit im Steinbruch ausgerichtet war. Doch auch dort waren die Bedingungen unmenschlich: Zwölf Stunden Schwerstarbeit täglich, kaum Nahrung, keine medizinische Versorgung und ständige Gewalt durch die SS prägten den Alltag der Inhaftierten. In Groß-Rosen starben von den etwa 120.000 Häftlingen mindestens 40.000 – entweder im Lager selbst oder während der Evakuierung.

Neben den offiziellen Gedenkfeierlichkeiten traf Pau auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendbegegnung des Bundestages, die sich auf Einladung von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas für ein mehrtägiges Programm in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz aufhielten. Gemeinsam mit dem Exekutiv-Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, diskutierten sie über den wachsenden Antisemitismus in Deutschland, die Aufarbeitung der NS-Euthanasie und Wege zum Schutz der Demokratie.

Diskussion mit Jugendlichen

Junge Menschen in dicken Jacken blicken andächtig und hören zu.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendbegegnung des Bundestages auf dem Gelände von Birkenau. (© DBT/Stella von Saldern)

Die Jugendbegegnung findet jährlich aus Anlass des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar statt. In diesem Jahr nehmen 78 junge Erwachsene aus Deutschland und seinen Nachbarstaaten teil. Pau betonte die Bedeutung des Dialogs zwischen den Generationen: „Es braucht den Kontakt zwischen den Menschen, insbesondere der jungen Generation, damit wir gemeinsam gegen Krieg und für die Demokratie streiten können.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich ehrenamtlich gegen Rassismus und Antisemitismus engagieren, erhielten dabei klare Unterstützung von Pau. „Der beste Schutz der Verfassung sind engagierte Bürgerinnen und Bürger wie sie.“

Auf die Frage der Teilnehmer, wie die Erinnerungskultur in Deutschland gestärkt werden könne, sprach sich Pau für ein Demokratiefördergesetz aus. Dieses solle die dauerhafte Finanzierung von Projekten wie Bildungsprogrammen zu den Verbrechen des Nationalsozialismus oder Initiativen an Gedenkstätten sicherstellen. Sie betonte, dass gerade die Arbeit von Gedenkstätten eine Schlüsselrolle spiele, um das Bewusstsein für die Vergangenheit lebendig zu halten und die Demokratie zu schützen.

Pau, die bei der kommenden Bundestagswahl am 23. Februar nicht erneut kandidieren wird, äußerte sich im Gespräch auch zu ihren Erwartungen an die deutsche Politik: „Man kann respektvoll über vieles streiten – aber gegen Rassismus und Antisemitismus müssen Demokraten geschlossen zusammenstehen, über parteipolitische Interessen hinweg.“ (cha/28.01.2025)