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John aus Kenia: „Das IPS bringt einen in das Herz einer der besten Demokratien der Welt“

Ein Mann sitzt auf dem Tisch eines Sitzungssaales eines Ausschusses.

John aus Kenia, Teilnehmer des IPS Afrika 2024 (© Sven Zöller)

Welche Beziehung haben Sie zu Deutschland? Warum haben Sie Deutsch gelernt?

Der Grund, warum ich Deutsch lerne, ist ein komischer. Ich komme aus der Küstenstadt Mombasa, wo viele Touristen hinkommen. Ich war es also seit meiner Kindheit gewohnt, Busse voller Touristen zu sehen, die vom Flughafen zu den Strandresorts fahren. Deshalb wusste ich, dass ich eine fremde Sprache lernen und auch eines Tages ins Ausland gehen wollte, um herauszufinden, warum Touristen mein Land beziehungsweise meine Stadt so mögen. Als ich zur Schule ging, wurden zwei Fremdsprachen angeboten: Französisch und Deutsch. Ich mochte die deutschen Lehrer wegen ihrer Begeisterung und Leidenschaft mehr und habe mich deshalb für Deutsch entschieden.

Inwiefern sind Sie in Ihrer Heimat zivilgesellschaftlich engagiert?

In Mombasa bin ich Mitglied im „Sisi kwa Sisi-Klub“, was auf Deutsch mit „Wir für uns“ übersetzt werden kann. Wir engagieren uns ehrenamtlich in der Beratung von Jugendlichen und der Organisation von Veranstaltungen für das Gemeinwohl. Als Folge der Arbeitslosigkeit ist in Mombasa ein Anstieg des Drogenmissbrauchs zu verzeichnen, der auch zu einem Anstieg der Kriminalität führt. Unser Verein ist verantwortlich für die Organisation von Seminaren in Schulen, um Schülerinnen und Schüler über die Auswirkungen von Drogenmissbrauch und die Bedeutung von Bildung für ihr zukünftiges Leben zu informieren. Dazu organisieren wir auch Veranstaltungen wie Strandreinigung, damit unsere Strände sauber und für Touristen attraktiver sind, denn Mombasa ist sehr vom Tourismus abhängig. Touristen bedeuten auch eine wachsende regionale Wirtschaft und damit lösen wir Schritt für Schritt das Arbeitslosigkeitsproblem. Da wir auch viel mit jungen Leuten arbeiten, nutzen wir die Gelegenheit, sie über die Bedeutung von Wahlen zu informieren und sie zu ermutigen, richtige Vertreter zu wählen.

Warum haben Sie sich für das IPS Programm beworben?

Ich habe mich für das IPS beworben, um zu lernen, wie Demokratie in entwickelten Ländern funktioniert. Ich möchte sowohl die Schritte und Maßnahmen kennenlernen, die ergriffen werden können, damit die Demokratie wächst, als auch, wie eine freie Republik gegründet werden kann, in der die Stimme jedes Einzelnen gehört und respektiert wird. Vom ersten Tag an, an dem ich die IPS-Ausschreibung gelesen habe, wusste ich, dass das IPS das perfekte Programm ist, um mir eine solche Chance zu geben, denn das IPS bringt einen in das Herz einer der besten Demokratien der Welt.

Was hat Sie am meisten überrascht oder beeindruckt? Was war Ihr absolutes Highlight?

Was mich besonders beeindruckt hat, war der Grund hinter dem Programm. Am Anfang habe ich mich gewundert, warum der Deutsche Bundestag so viel Geld ausgibt, damit wir in Berlin sein können. Ich habe diese Frage einem Mitarbeiter einer Stiftung gestellt, der uns ansprach. Die Antwort fand ich ausgezeichnet: Deutschland will sowohl starke Handelspartner als auch starke politische Partner und investiert deshalb in solche Programme, um Menschen aus diesen Ländern zu fördern. Diese herrliche und uneigennützige Motivation, Dinge zu tun, ohne etwas dafür zu erwarten, ist etwas, das ich mit nach Hause nehme und nie vergessen werde.

Wie sehen Sie Ihre eigene Entwicklung im Rahmen des vierwöchigen IPS-Programms?

Während meines vierwöchigen Aufenthaltes in Deutschland habe ich sehr bedeutende Netzwerke nicht nur mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern auch mit wichtigen Personen im Bundestag geknüpft. Ich habe sehr enge Beziehungen zu den Mitarbeitern des Abgeordnetenbüros, in ich gearbeitet habe, und zum Abgeordneten selbst aufgebaut. Ich glaube, dass diese Beziehungen sowohl für meine Karriere als auch für die unterschiedlichen Projekte, an denen ich in der Zukunft arbeiten werde, sehr hilfreich sein werden.

Welche Vorstellungen haben Sie von Ihrer beruflichen Zukunft? 

Etwas zu gründen oder zu erfinden, das es den Menschen ermöglicht, an der Wirtschaft teilzuhaben, war schon immer mein Traum. Meiner Ansicht nach sind Bildung, nachhaltige Landwirtschaft und die Unterstützung von Kleinunternehmen die drei Dinge, die Menschen in Afrika befähigen, sich aus der Armut zu befreien und ihre Zukunft selbst zu gestalten. Mit den Kontakten, die ich in Deutschland geknüpft habe, bin ich überzeugt, dass ich besser in der Lage bin, Lösungen in diesen drei Bereichen zu erarbeiten.

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