Bonner Wasserwerk
Angesichts des schlechten Bauzustands des alten Plenarsaals und der Entscheidung des Ältestenrats, diesen zu sanieren, musste für eine Übergangszeit ein Ausweichplenarsaal gefunden werden. Die Wahl fiel auf das Pumpenhaus eines Wasserwerks, das im Regierungsviertel stand.
Am 9. September 1986 tagte der Deutsche Bundestag zum ersten Mal im ausgebauten Ersatzplenarsaal. Mit nur 500 m² war das „Wasserwerk“ weniger als halb so groß wie der alte Plenarsaal. Nur für 404 der 519 Abgeordneten gab es feste Plätze. Im Bedarfsfall wurden zusätzlich 36 Wandklappsitze benutzt sowie weitere Stühle aufgestellt. Um nach der deutschen Vereinigung 1990 Plätze für die zusätzlichen 144 Abgeordneten aus den Neuen Ländern zu schaffen, wurden die Armlehnen der Stühle entfernt und die Stuhlreihen noch enger aufgestellt.
Zum Schauplatz historischer Momente wurde das Wasserwerk im Zuge der Deutschen Einheit: als sich die Abgeordneten am Abend des Mauerfalls in Berlin, dem 9. November 1989, erhoben und das Deutschlandlied anstimmten, als Bundeskanzler Helmut Kohl sein 10- Punkte-Programm zur Neuregelung der deutsch-deutschen Beziehungen vorstellte und als nach der Wiedervereinigung der Bundestag 1991 für den Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin stimmte. Erst über ein Jahr nach dieser Entscheidung war im Herbst 1992 der neue Bonner Plenarsaal fertig gestellt.