20.03.2024 | Parlament

Rede von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bei der Verleihung des Otto-Wels-Preises der SPD-Bundestagsfraktion

[Es gilt das gesprochene Wort]

 

Liebe Preisträgerinnen und Preisträger,

liebe Kolleginnen und Kollegen, 

meine Damen und Herren, 

vielen Dank für die Einladung und die freundliche Begrüßung, liebe Shelly Kupferberg und lieber Rolf!

Die Verleihung des Otto-Wels-Preis ist immer etwas Besonderes, Ihre und Eure Projekte und Kampagnen machen Mut. 

Sie zeigen eindrucksvoll: Viele Jugendliche engagieren sich für unsere Demokratie. Und gegen Antisemitismus sowie Rassismus.

Vielen Dank an alle, die sich am Otto-Wels-Preis beteiligen!

Mir macht auch Mut, dass so viele Menschen seit Monaten für die Demokratie auf die Straße gehen. Jung und Alt, Land und Stadt. 

Sicherlich waren auch die meisten von Ihnen und Euch demonstrieren. Otto Wels hätte sicher mit uns zusammen Flagge gezeigt! 

Die vielen Demonstrationen sind ein guter Start in das Jahr, in dem wir 75 Jahre Grundgesetz und 75 Jahre Deutscher Bundestag feiern!

Als Bundestagspräsidentin lade ich Sie und Euch schon heute gerne zum Demokratiefest ein: Vom 24. bis 26. Mai hier vor dem Reichstagsgebäude.

Was sicher alle hier im Saal schon lange wissen, ist in den vergangenen Wochen Manchen erst so richtig bewusst geworden: Wir müssen unsere Demokratie schützen – und wir werden auch unseren Bundestag noch besser schützen.

Meine Damen und Herren, 

wer für die Demokratie demonstriert, muss auch aufstehen gegen Antisemitismus und Rassismus! Laut sein, wenn uns Hetze begegnet.

Ganz besonders seit dem 7. Oktober fühlen sich Jüdinnen und Juden in unserem Land allein gelassen.

Vor kurzem habe ich eine jüdische Studentin getroffen, die ein Urlaubssemester beantragt hat.

Weil sie so oft an der Uni angefeindet wurde. 

Kinder einer jüdischen Schule hier in Berlin haben mir erzählt, dass sie ihre Schule noch nie ohne Polizeischutz betreten haben. 

Und die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi hat mir berichtet, dass sie nach dem 7. Oktober von Schulen ausgeladen wurde. 

Sie sollte über ihr Leben sprechen. Aber die Schulen hatten Angst, dass sie ihre Sicherheit nicht gewährleisten könnten. 

Diese Beispiele zeigen: Antisemitismus nimmt viel zu viel Platz ein in unserem Land. Und diese Beispiele fordern uns auf: Wir alle müssen täglich dafür sorgen, dass Antisemitismus keinen Platz erhält in unserem Land!

Dafür braucht es viele kleine Handlungen im Alltag: Dazwischengehen und die Stimme erheben, wenn jemand das Wort „Jude“ als Schimpfwort benutzt. 

Solidarität zeigen und zur Seite stehen, wenn Jüdinnen und Juden angegriffen werden. 

Dagegenhalten, wenn Fake-News oder gar Verschwörungstheorien verbreitet werden. Besonders im Netz. Und auch: Erklären, wo legitime Kritik an Israels Politik endet und wo Antisemitismus anfängt.  

Nicht nur die Gewinner, sondern alle wunderbaren Beiträge für den Otto-Wels-Preis zeigen:

Wir sind Viele, die für unsere Demokratie aufstehen.  

Wir haben Ideen, Mut und Entschlossenheit. 

Und wir haben Grundsätze. 

Die gleichen Grundsätze, die Otto Wels in seiner berühmten Rede gegen das Ermächtigungsgesetz so bezeichnete:Ideen, die ewig und unzerstörbar sind“. Otto Wels sprach von Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Freiheit. 

Wer sich am Otto-Wels-Preis beteiligt, lebt diese Ideen. 

Engagiert sich Tag für Tag gegen Antisemitismus und Rassismus. Und für unsere Demokratie.

Das ist keine Selbstverständlichkeit – und erfordert oft großen Mut. 

Herzlichen Dank.

Arbeiten wir zusammen daran, dass die Preisträger des Jahres 2023, Max Schröter und Henrik Wieditz, Recht behalten: „Auf dass es keinen zweiten Otto Wels mehr braucht.“ 

Verteidigen wir unsere Demokratie! 

Und nutzen wir dafür auch unser Wahlrecht!

Stark ist unsere Demokratie, wenn sich möglichst viele Menschen beteiligen. Dazu gibt es 2024 viele Wahlmöglichkeiten. Bei der Europawahl am 9. Juni dürfen zum ersten Mal auch 16-Jährige wählen. Unserer Demokratie tut das gut. 

Meine Damen und Herren, 

ich wünsche allen Projekten und Kampagnen weiter viel Erfolg und freue mich über das vielfältige Engagement!

Herzlichen Glückwunsch und 
vielen Dank!

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