01.10.2021 | Parlament

„Das Stasi-Unterlagen-Archiv ist ein Symbol der Friedlichen Revolution“

Ältere Dame steht hinter einem Rednerpult und spricht zu den Gästen. Hinter ihr sind Ausstellungstafeln aufgebaut.

SED-Opferbeauftragte beim Tag der offenen Tür im Stasi-Unterlagen-Archiv in Halle. (© DBT/GSt SED-Opferbeauftragte)

Am Freitag, 1. Oktober 2021, diskutierte die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke im Rahmen der Veranstaltung „Akten, Aufarbeitung und Deutsche Einheit“ des Stasi-Unterlagen-Archivs Halle mit der Vizepräsidentin des Bundesarchivs Alexandra Titze und der Landesbeauftragten für Sachsen-Anhalt Birgit Neumann-Becker über den Stand und die Perspektiven der Auseinandersetzung mit dem SED-Unrecht.

Die SED-Opferbeauftragte unterstrich in ihrem Impuls die gesamtdeutsche Bedeutung des Stasi-Unterlagen-Archivs. Es dokumentiert nicht nur Repression und Widerstand in der DDR. Gleichzeitig ist das Archiv auch eine besonders wichtige Quelle bei vielen deutsch-deutschen Themen wie dem Häftlingsfreikauf und der Zwangsarbeit politischer Häftlinge für westdeutsche Firmen. In den letzten Jahren wurden durch eine Förderung des Bundesforschungsministeriums vierzehn Forschungsverbünde zum SED-Unrecht eingerichtet. Diese stärken die Erforschung der SED-Diktatur. Jedoch sind die Verbünde zeitlich befristet. Mit Blick auf die Bedeutung der Forschung für die SED-Opfer machte Zupke deutlich: „Die Forschung zum SED-Unrecht braucht jedoch eine langfristige, ja dauerhafte Perspektive.“  

Im anschließenden Gespräch beleuchtet die Runde als eines der Themen die Rolle der historischen Orte. Wie können kommende Generationen die Unterlagen am historischen Ort nutzen? Welche Chancen und Herausforderungen bietet die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur für die heutige Gesellschaft?

Das neue Stasi-Unterlagen-Gesetz, so Zupke, biete erstmals die Möglichkeit für Beratung und Akteneinsicht an den westdeutschen Standorten des Bundesarchivs. Dies ist ein wichtiger Schritt für die vielen SED-Opfer, die heute in Westdeutschland leben. Als SED-Opferbeauftragte wirbt sie dafür, dass schon zu Jahresbeginn erste Beratungstage zur Akteneinsicht an den Standorten Bayreuth, Koblenz und Freiburg stattfinden sollten.

Titze hob die Notwendigkeit zeitgemäßer Formate hervor, um die nächsten Generationen zu erreichen. Mit der digitalen Stasi-Mediathek ermöglicht das Stasi-Unterlagen-Archiv gerade jungen Menschen selbstständig in einem Teil der Unterlagen anhand mehrerer Themen selbst zu forschen.

Die jetzige Außenstelle des Stasi-Unterlagen-Archivs ist der historische Standort der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit. Neumann-Becker fordert, dass auch nach Umzug der Hallenser Stasi-Unterlagen vom jetzigen Standort hin zur Gedenkstätte Roter Ochse, die ehemalige Bezirksverwaltung als historisch wichtiger Ort mit seiner besonderen Bedeutung im Stadtbild erkennbar bleibt.

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