02.11.2021 | Parlament

Das DDR-Polizeigefängnis Keibelstraße – ein Ort von nationaler Bedeutung

In einer Haftrakt stehen vor einer Zellentür ein Mann und eine Frau.

Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke und der Berliner Beauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Tom Sello, im ehemaligen Polizeigefängnis Keibelstraße. (DBT / Korge)

Am 2. November 2021 besuchte die SED-Opferbeauftragte des Bundestages Evelyn Zupke gemeinsam mit dem Berliner Aufarbeitungsbeauftragten Tom Sello den Lernort Keibelstraße im ehemaligen DDR-Polizeigefängnis am Berliner Alexanderplatz.

Die wechselvolle Geschichte des Ortes in der Berliner Keibelstraße beginnt schon während der NS-Diktatur, als das Gebäude als Statistisches Reichsamt genutzt wurde. An diesem Ort wurde zwischen 1933 und 1939 Datenmaterial gesammelt, welches die Grundlage für die Enteignung und Verfolgung der deutschen Juden und Jüdinnen bildete. Zwischen 1951 und 1990 befand sich die Untersuchungshaftanstalt der DDR-Volkspolizei in dem Gebäude. 2019 wurde durch die Senatsverwaltung für Bildung der „Lernort Keibelstraße“ eingerichtet. In Rahmen von Bildungsprojekten können seitdem Schülerinnen und Schüler Teile der ehemaligen Haftanstalt besuchen.

Bei einem gemeinsamen Pressegespräch stellte der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur Entwicklung der Keibelstraße als einen für die breite Öffentlichkeit zugänglichen Erinnerungsort vor.

Sello berichtete, dass die kollektive Erinnerung an die Diktatur in der DDR heute meist auf die Rolle des Ministeriums für Staatssicherheit eingeengt wird. Das Wirken der Volkspolizei als Machtstütze der SED sowie die Haftbedingungen in der DDR jenseits der Stasi-Gefängnisse seien weiße Flecken in der gesellschaftlichen Wahrnehmung, so Sello. Hier schließe die Keibelstraße eine Lücke in der Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur.

Die SED-Opferbeauftragte unterstrich die nationale Bedeutung des Ortes: „Die Keibelstraße zeigt eindrücklich wie nicht nur die Staatssicherheit, sondern auch die Volkspolizei und die Justiz Instrumente der SED waren. Die Aufklärung darüber, wie Repression organisiert wurde, ist wichtig, um die weitreichenden bis teils heute fortwirkenden Folgen für die Opfer zu verstehen. Zu dieser Aufklärung kann die Keibelstraße einen wichtigen Beitrag leisten.“

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