03.12.2021 | Parlament

Austausch mit dem Forschungsprojekt „Körperliche und psychische Folgen politischer Haft“

In einem Raum sitzen drei Frauen und zwei Männer an einem großen Tisch und unterhalten sich. An der Wand ist eine Projektion vom Charite Campus zu sehen.

Die SED-Opferbeauftragte bei einem Termin mit Prof. Dr. Isabella Heuser und Prof. Dr. Stefan Röpke sowie Tolou Maslahati und der stellv. Sprecher des Forschungsverbundes Dr. Stefan Donth, vom Forschungsprojekt „Körperliche und psychische Folgen politischer Haft“ der Charité. (DBT)

Am 29. November 2021 tauschte sich die SED-Opferbeauftragte mit dem Teilprojekt „Körperliche und psychische Folgen politischer Haft“ des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Forschungsverbundes „Landschaften der Verfolgung“ aus.

An dem Gespräch beteiligten sich die beiden Teilprojektverantwortlichen Prof. Dr. Isabella Heuser und Prof. Dr. Stefan Röpke sowie die Mitarbeiterin Tolou Maslahati und der stellvertretende Sprecher des Forschungsverbundes Dr. Stefan Donth.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die körperliche und psychische Gesundheit von 800 zufällig ausgewählten der in Hohenschönhausen und anderen Haftanstalten aus politischen Gründen Inhaftierten – mit Hilfe von Interviews und soziodemographischen Erhebungen zu erfassen. Die Befunde werden in Beziehung zu Haftzeitraum, Gefängnisort und den dort herrschenden Haftbedingungen gesetzt und mit der Allgemeinbevölkerung verglichen. Zusätzlich werden mittels standardisierter Fragebögen auch die Kinder der ehemaligen Häftlinge auf körperliche und psychische Erkrankungen hin befragt und mit der Allgemeinbevölkerung verglichen.

Die SED-Opferbeauftragte unterstrich die Bedeutung des Projektes für die politisch Verfolgten: „Mit ihrem Projekt leistet das Team der Charité einen sehr wichtigen Beitrag zur Erforschung der gesundheitlichen Langzeitfolgen von SED-Unrecht. Als SED-Opferbeauftragte des Bundestages sind die Forschungsergebnisse für mich besonders wichtig, damit wir Beratung, Behandlung, aber auch Unterstützung und Hilfen für die Opfer und ihre Angehörigen weiter verbessern können. Ich möchte daher alle Betroffenen dazu ermutigen, diese wichtige Forschung zu unterstützen.“

Die Arbeit der insgesamt 14 interdisziplinär aufgestellten Forschungsverbünde ist auf vier Jahre befristet und läuft Ende 2022 aus. Wegen der Corona-Pandemie, durch die u. a. die persönlichen Gespräche mit Betroffenen ausgesetzt werden mussten, werden relevante Teile der Projekte zum Zeitpunkt des Auslaufens der Förderung nicht abgeschlossen sein. Vor diesem Hintergrund nutzte die SED-Opferbeauftragte ihren ersten Bericht (20/10), den sie dem Deutschen Bundestag am 9. November vorgelegt hatte, um auch für eine Verlängerung der Förderung für die Forschungsverbünde zu werben. Gerade die Ergebnisse des Forschungsverbundes „Landschaften der Verfolgung“ sind notwendig, um das Wissen über die SED-Diktatur weiter zu vertiefen und vor allem eine nachhaltige Verbesserung der Versorgung der Betroffenen zu erreichen.


Zum Forschungsprojekt

„Im interdisziplinären Verbundvorhaben “Landschaften der Verfolgung„ werden Ursachen, Ausmaße und Auswirkungen politischer Repression in vergleichender Perspektive erforscht. Im Zentrum des Projekts steht die Erstellung einer Datenbank zu den Dimensionen politischer Haft in der SBZ/DDR. Auf dieser Grundlage soll es möglich sein, erstmals umfassende Aussagen zur Gesamtzahl der Betroffenen zu treffen und sie in sozialen und kulturellen Kontexten zu verorten. Zudem widmen sich mehrere Teilprojekte dem individuellen und kollektiven Umgang mit Repression, der zunehmenden Verrechtlichung von Herrschaft in der DDR sowie der Erforschung von Spätfolgen der Hafterfahrungen.“

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