04.07.2023 | Parlament

„Sexueller Kindesmissbrauch in der DDR“ – Fachgespräch

Das Bild zeigt zwei Frauen und einen Mann die in einem Sessel sitzen. Vor ihnen stehen zwei kleine Tisch. Der Mann und eine Frau halten ein Mikrofon in der Hand und sprechen. Im Hintergrund stehen zwei Tafeln mit Text.

Die SED-Opferbeauftragte beim Podiumsgespräch gemeinsam mit Prof. Dr. Heiner Keupp, Sozialpsychologe und emeritierter Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München und Angela Marquardt, Mitglied im Betroffenenrat der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. (© DBT / Team Zupke)

Am 4. Juli 2023 hat die „Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ mit der Unterstützung der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ein Fachgespräch zum Thema „Sexueller Kindesmissbrauch in der DDR“ veranstaltet. Gemeinsam mit Betroffenen sowie Expertinnen und Experten aus Politik, Justiz, Wissenschaft und Praxis hat sich die SED-Opferbeauftragte über dieses lange Zeit in der Gesellschaft tabuisierte Thema ausgetauscht.

Der Fokus lag bei dem Fachgespräch auf den sogenannten totalen Institutionen wie Spezialkinderheimen, Jugendwerkhöfen oder den in der Öffentlichkeit wenig bekannten geschlossenen Venerologischen Stationen. Diese Institutionen stellten in sich geschlossenen Systemen dar, in denen es immer wieder zu sexuellem Missbrauch kam. Sexuelle Übergriffe fanden durch pädagogisches Personal oder dort anderweitig beschäftigte Personen sowie auch durch andere, meist ältere Kinder und Jugendliche statt.

Das Schicksal dieser Opfer liegt der Opferbeauftragten besonders am Herzen, da diese Betroffenengruppe lange Zeit keine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit fand und die Betroffenen auch heute noch regelmäßig Stigmatisierung erfahren. In zahlreichen Gesprächen und Briefen haben Betroffene der Opferbeauftragten von traumatisierenden Erlebnissen, den bis heute andauernden gesundheitlichen Folgen und ihren Bemühungen um Rehabilitierung und Unterstützung berichtet.

Das Fachgespräch hat erneut verdeutlicht, wie wichtig die Aufarbeitung dieses Themas für die Opfer ist und dass hier dringend weiterer Aufklärungsbedarf besteht. Zudem ist deutlich geworden, dass für die Betroffenen, neben der Anerkennung des erlittenen Unrechts und einer angemessenen Entschädigung, insbesondere das Recht auf Aufarbeitung, also der erleichterte Zugang zu den eigenen Akten, von zentraler Bedeutung ist. Darüber hinaus wurde durch das Gespräch nochmals aufgezeigt, dass niedrigschwellige Hilfsangebote und eine entsprechende Fachberatung für die Betroffenen essentiell sind.     

Das Fachgespräch war Teil einer Veranstaltungsreihe der Unabhängigen Kommission zu sexuellem Kindesmissbrauch in der DDR. Ein erstes Fachgespräch mit dem Schwerpunkt Sport, gemeinsam organisiert mit der Landesbeauftragten in Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, hatte bereits im April 2023 stattgefunden. Ab 2024 sollen weitere Fachgespräche folgen, dann mit dem Fokus auf Familie, Kirche sowie Menschen mit Beeinträchtigungen.

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