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Kolumne der Wehrbeauftragten - November 2023

Eine Frau mit blonden Haaren und hellblauem Blazer steht vor einer Betonwand.

Wehrbeauftragte Eva Högl (© DBT/Inga Haar)

Liebe Soldatin, lieber Soldat,

es war grandios! Vom 9. bis 16. September fanden unter dem Motto „A Home for Respect“ in Düsseldorf die Invictus Games 2023 statt, zum ersten Mal in Deutschland. 500 Athletinnen und Athleten aus 21 Ländern traten in zehn Disziplinen an. Rund 140.000 Personen, darunter 15.000 Schülerinnen und Schüler, besuchten die Wettkämpfe, feuerten an und unterstützten mit voller Leidenschaft. Es war eine Woche, die von bewegenden Momenten, beeindruckenden Leistungen und sehr viel Respekt und Wertschätzung für die an Körper und Seele verwundeten Soldatinnen und Soldaten geprägt war.

Die Invictus Games sind viel mehr als sportliche Wettkämpfe. Es geht nicht um Medaillen. Die an Körper und Seele verwundeten Soldatinnen und Soldaten kämpfen sich zurück ins Leben. Sie überwinden Hürden, gewinnen Lebensfreude und Selbstbewusstsein, stecken sich Ziele und freuen sich über Erfolge. Bereits die Vorbereitungen auf die Wettkämpfe geben den Soldatinnen und Soldaten Kraft und sind Teil ihrer Rehabilitation. Und besonders schön ist, dass die Familien und Freunde bei den Invictus Games Teil des Teams sind. Dass auch die Angehörigen sich vernetzen, ihre Erfahrungen teilen und sich gegenseitig unterstützen, ist wichtig. Denn sie sind neben den Kameradinnen und Kameraden oft die wichtigste Stütze.

In den ersten Auslandseinsätzen gab es nichts, heute haben wir ein vielfältiges, umfassendes, international vorbildliches Hilfesystem – von niedrigschwelligen Angeboten im Kameradenkreis bis hin zu Therapie und Prävention. Aber nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden könnte. Auch dafür boten die Invictus Games viele Foren, Veranstaltungen und Gelegenheiten zum Austausch und um Verbesserungen zu adressieren. Versorgung, Betreuung und Rehabilitation sind zentrale Bausteine, die Krankheit besiegen zu können und den Weg zurück ins Leben zu finden.

Viele individuelle Schicksale wurden durch die Invictus Games sichtbar und ins Rampenlicht geholt. Das Ziel, die Anliegen der Versehrten sichtbar zu machen, hat die Spiele erreicht und viele Menschen bewegt. Jetzt gilt es Respekt, Rückhalt und Wertschätzung weiter in die Gesellschaft zu tragen. Es ist eine gute Idee, einen Veteranentag zu etablieren. Wir können stolz auf unsere Soldatinnen und Soldaten sein und haben ihnen viel zu verdanken.

Die Spiele boten auch einen angemessenen Rahmen für die Vorstellung des Buchs „Über_Leben. Versehrte im Heer zwischen Pflichtgefühl, Angst und Hoffnung“. Ein Buch, das 17 sehr persönliche, ehrliche und schonungslose Beschreibungen von sichtbaren und unsichtbaren Verletzungen und den Folgen versammelt. Es beschreibt, dass sich Symptome oft schleichend bemerkbar machen, einhergehen mit Ängsten, Überforderung, Schlafstörungen, Alkoholsucht und oft erste Hinweise sind, dass etwas nicht stimmt. Bis Hilfe in Anspruch genommen wird, vergehen oft Jahre. Das Buch zeigt, dass es ganz unterschiedliche Schicksale, Entwicklungen und Lebenswege gibt. Es brauchte sehr viel Stärke, die eigene Geschichte zu erzählen, aber sie gibt anderen ein Beispiel und macht vor allem ganz viel Mut. Die Invictus Games in Düsseldorf haben viel Lebensfreude ausgestrahlt, Hoffnung und Zuversicht gegeben, Perspektiven aufgezeigt.

Mit herzlichen Grüßen

Eva Högl
Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages

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