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Kolumne der Wehrbeauftragten - Dezember 2023

Eine Frau mit blonden Haaren und hellblauem Blazer steht vor einer Betonwand.

Wehrbeauftragte Eva Högl (© DBT/Inga Haar)

Liebe Soldatin, lieber Soldat,

im September war ich fast zwei Wochen in den USA unterwegs, um deutsche Soldatinnen und Soldaten zu besuchen. Insgesamt sind dort rund 800 eingesetzt.

Stationen meines Besuchs waren das Bundeswehrkommando in Reston (Virginia), das Joint Force Command und Allied Command Transformation der NATO in Norfolk (Virginia), die US Naval Academy in Annapolis (Maryland), die Sheppard Air Force Base bei Wichita Falls (Texas) und das Fort Sill bei Oklahoma City (Oklahoma). Auf der Sheppard Air Force Base werden deutsche Pilotinnen und Piloten ausgebildet, in Fort Sill finden Artillerielehrgänge am System Patriot statt. In Reston habe ich an einer Weiterbildungsveranstaltung aller Heeresverbindungsorganisationen teilgenommen. Durch diese vielfältigen Stationen und Begegnungen war es mir möglich, sehr viele deutsche Soldatinnen und Soldaten zu treffen und zu sprechen.

Die Bandbreite des deutschen Engagements hat mich wirklich beeindruckt. Sie ist Ausdruck der engen und guten Zusammenarbeit zwischen deutschen und US-amerikanischen Streitkräften. Eine Zusammenarbeit, die in diesen von Krisen und Kriegen gezeichneten Zeiten wichtiger denn je ist.

Meinen Besuch habe ich genutzt, um unseren Soldatinnen und Soldaten für ihren Dienst zu danken. Sie sind „Botschafter“ der Bundeswehr in den USA und verkörpern mit ihrem Engagement die deutsch-amerikanische Freundschaft und Partnerschaft.

Die Gespräche mit Soldatinnen und Soldaten haben deutlich gemacht, dass der Dienst in den USA und im multinationalen Kontext ganz besonders ist. Viele schätzen die Erfahrung so sehr, dass sie ihre Zeit gerne verlängern oder zu einem späteren Zeitpunkt ihrer Karriere wiederholen möchten. Gleichzeitig erfordert die Verlegung des Lebensmittelpunkts viel. Vom Umzug über den Atlantik über die Suche bezahlbaren Wohnraums bis hin zur Integration von Kindern in örtliche Schulen und Kitas: Die organisatorischen Vorbereitungen sind umfangreich, die administrativen Hürden mitunter hoch.

Unsere Soldatinnen und Soldaten müssen wissen, wie sie diese Hürden nehmen können und was auf sie finanziell wie organisatorisch zukommt. Dafür sind umfassende und transparente Informationen, pragmatische Unterstützungsleistungen und eine gute Zusammenarbeit der zuständigen militärischen und zivilen Stellen entscheidend. Hier besteht Optimierungspotenzial.

Eine Digitalisierung der Prozesse und Anträge wäre zeitgemäß und eine große Hilfe. Ebenso könnte die Einrichtung eines case managements (CM, Ablaufschemas) sinnvoll sein: Soldatinnen und Soldaten erhalten eine zentrale Ansprechperson, die sie bei allen Fragen durch den gesamten Prozess – vom Umzug bis zur Rückkehr – begleitet.

Viele Soldatinnen und Soldaten berichteten mir von Momenten in ihrem Alltag, in denen fremde Personen ihnen für ihren Dienst dankten. In den USA ist die Wertschätzung für Angehörige der Streitkräfte groß. Auch hierzulande würden sich unsere Soldatinnen und Soldaten sicherlich freuen, im Alltag, zum Beispiel beim Bahnfahren, öfter mal ein „Danke für Ihren Dienst!“ zu hören.

Eine besondere Ehre war für mich, in einer sehr würdevollen Zeremonie am Tag der Deutschen Einheit am Grab des unbekannten Soldaten auf dem US-Nationalfriedhof Arlington einen Kranz niederzulegen. Das war ein wirklich bewegender Moment. Er führte nochmals vor Augen, was es heißt, Soldatin bzw. Soldat zu sein: das Einstehen für Frieden, Freiheit und Demokratie, im Ernstfall mit dem eigenen Leben. Dafür können wir unseren Soldatinnen und Soldaten gar nicht genug danken – bei besonderen Anlässen ebenso wie in alltäglichen Momenten.

Mit herzlichen Grüßen

Eva Högl,

Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages

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