24.02.2021 Gesundheit — Ausschuss — hib 232/2021

Gesundheitsexperten warnen vor den Gefahren der Sepsis

Berlin: (hib/PK) Gesundheitsexperten warnen vor den Gefahren der Sepsis (Blutvergiftung) und fordern eine verstärkte Aufklärung von Bevölkerung und Medizinern. Viele Todesfälle ließen sich mit gezielter Prävention und mehr Wissen über die Erkrankung verhindern, erklärten die Fachleute am Mittwoch in einem Expertengespräch im Gesundheitsausschuss des Bundestages.

Ruth Hecker vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) sagte, viele Todesfälle wären bei besserer Aufklärung vermeidbar. Sie verwies auf die Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“. Das APS habe Handlungsempfehlungen entwickelt mit präventivem Charakter, die an Patienten und Angehörige, Gesundheitsberufe und Entscheider etwa im Krankenhaus gerichtet seien. Hecker betonte, viele Menschen wüssten etwas über Anzeichen bei Schlaganfall oder Herzinfarkt, sehr wenige wüssten jedoch etwas über Sepsis. Das Nichtwissen sei Kern des Problems.

Handlungsbedarf sieht auch Josef Hecken vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), dem ranghöchsten Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen. Pro Jahr gebe es mehr als 300.000 Sepsisfälle in Deutschland, davon 140.000 schwere Fälle oder septische Schockfälle. Die Mortalität liege im Schnitt bei über 25 Prozent, bei schwerer Sepsis und Schock sogar bei knapp 50 Prozent. Schätzungsweise rund 30 Prozent der Todesfälle wären vermeidbar. Als Problem benannte Hecken nosokomiale Infektionen (Krankenhausinfekte). Daher ziele der G-BA auf ein besseres Hygienemanagement und die Verhinderung der Verbreitung multiresistenter Keime.

Auch Bernhard Egger vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sieht in der besseren Aufklärung einen wichtigen Ansatz. Verzögerungen bei der Therapie der Sepsis müssten verhindert werden. Egger mahnte einen verantwortlichen Umgang mit Antibiotika und Reserve-Antibiotika an und verwies auf problematische Resistenzen.

Konrad Reinhart von der Sepsis-Stiftung forderte ein Umdenken, um tragische Erkrankungsfälle auch etwa bei Kindern zu verhindern. Er betonte, Sepsis sei eine zeitkritische Krankheit, die wie ein Notfall behandelt werden müsse.

Eine Sepsis kann nach einer Infektion entstehen, wenn die Erreger die Blutbahnen erreichen und der Körper mit der Immunabwehr überfordert ist. Auslöser für die Infektion sind in der Regel Bakterien, es können aber auch Viren oder Pilze sein.

Bei einer Sepsis kommt es zu einer Überreaktion des Körpers und zur Schädigung der Organe. Die eigentliche Bedrohung ist nicht die Infektion, sondern die gegen die eigenen Organe gerichtete Abwehrreaktion darauf.

Eine Sepsis hat unterschiedliche Schweregrade, im Extremfall kommt es zu einem septischem Schock, der oft tödlich verläuft. Gefährdet sind vor allem Patienten mit geschwächtem Immunsystem sowie ganz junge und ganz alte Menschen.

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