14.04.2021 Tourismus — Ausschuss — hib 488/2021

Digitale Öffnungsperspektiven für den Tourismus

Berlin: (hib/WID) Digitale Lösungen können insbesondere im Gastronomie- und Reiseverkehrsgewerbe einen flexibleren Umgang mit der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie ermöglichen. Dies wurde am Mittwoch in einem Fachgespräch des Tourismus-Ausschusses deutlich, in dem es um Systeme zum Nachweis von Impfungen und Testergebnissen ging, zur Steuerung von Verkehrsströmen und zur Nachverfolgung möglicher Infektionsketten. Als Sachverständige geladen waren Unternehmensgründer, Entwickler sowie kommunale Vertreter aus Politik und Tourismus-Management.

Der Apotheker und Geschäftsführer der im Februar diesen Jahres gegründeten APO Pharma Immun UG Tamim Al-Marie stellte die von seiner Firma entwickelte „Immunkarte Covid 19“ vor, die dem Nachweis dient, dass ihr Inhaber durch Impfung oder überstandene Infektion gegen das Corona-Virus gefeit sind. Die Karte ist seit März auf dem Markt. Anlaufstellen sind Apotheken, die den Immunstatus überprüfen und bescheinigen. Die Inhaber können die Karte analog mit sich führen oder auf das Mobiltelefon spielen lassen. Sie weist einen QR-Code auf, der beim Scannen die Farbe Grün mit einem Foto des immunisierten Inhabers zeigt. Andernfalls leuchtet Rot auf.

Der Pharmakologe Professor Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes berichtete über die Entwicklung eines „Covid-19-Simulators“, der die Prognose des Infektionsgeschehens in bestimmten Regionen oder Orten ermöglichen soll, sowie eines Gerätes zur differenzierten Nachverfolgung von Kontakten. Auch hier ermöglicht ein QR-Code, die gespeicherten Begegnungen abzufragen, die der möglicherweise infizierte Besucher einer Veranstaltung im geschlossenen Raum oder eines Restaurants tatsächlich hatte. Damit entfällt die Notwendigkeit, unterschiedslos alle Anwesenden zu überprüfen, wenn sich nachträglich herausstellt, dass sich unter ihnen ein Überträger des Virus befunden hat.

Die 4.500-Einwohner-Gemeinde Augustusburg im Erzgebirge betreibt seit dem 1. April ein Modellprojekt zur Öffnung von Einzelhandel und Gastronomie. Darüber berichtete Bürgermeister Dirk Neubauer dem Ausschuss. Alle Besucher werden durch ein Testzentrum geschleust. Die Ergebnisse werden in einem Barcode verschlüsselt, der ausgedruckt oder auf das Mobiltelefon gespielt werden kann und für einen Tag den Zutritt in Restaurants oder Geschäfte ermöglicht. Auch hier scheinen beim Scannen die Farben Grün oder Rot auf. Seit Beginn des Projekts hätte etwa 7.000 Interessenten das Testzentrum durchlaufen, berichtete Neubauer. Wichtig sei, das Verfahren nicht nur digital, sondern auch analog, also als Ausdruck, anzubieten. Diese Lösung wählten nach wie vor 30 Prozent der Teilnehmer.

Über ein digitales System zur Steuerung von Besucherströmen berichtete Paul Stellmacher, Stellvertretender Vorstand der 2013 gegründeten Tourismus-Agentur Lübecker Bucht. Die Agentur betreut drei Ostsee-Kommunen, die über insgesamt 22 Kilometer Strand verfügen und 2019 rund 1,5 Millionen Übernachtungen sowie dieselbe Anzahl von Tagesgästen verzeichneten. Angebunden ist die Gegend über die Autobahn nach Hamburg, was nach Stellmachers Worten in der Vergangenheit regelmäßig dazu geführt habe, dass die südlicher gelegenen Strände überfüllt, die weiter nördlichen fast leer gewesen seien, weil Reisende aus Richtung Süden die jeweils nächstgelegenen Ziele ansteuerten. Seit Juli 2020 bietet die Agentur den sogenannten „Strandticker“ an, eine App, die in Echtzeit über Parkplatzangebot und Besucherandrang informiert. Bisher habe das System vier Millionen Seitenaufrufe verzeichnet, gelegentlich von bis zu 2.500 Interessenten gleichzeitig, berichtete Stellmacher.

Dominik Wörner, Leiter der Stabsstelle Unternehmensstrategie der bayerischen Anstalt für kommunale Datenverarbeitung (AKDV), stellte ein System zur digitalen Erfassung der Kontaktdaten von Gästen in Hotels oder Restaurants vor, das bisher von 4.000 Einrichtungen vor allem im süddeutschen Raum genutzt werden. Anbieter ist ein Unternehmen mit dem sprechenden Namen „Darfichrein GmbH“.

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