Gesundheitliche Schäden durch Schadstoffe in Plastik
Berlin: (hib/HAU) „Neben der Klimakrise und dem massiven Biodiversitätsverlust sind Schadstoffe die dritte große Umweltkrise unserer Zeit.“ Das sagte Alexandra Caterbow von der Gesundheits- und Umweltorganisation HEJSupport am Mittwochabend während eines öffentlichen Fachgespräches des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung zum Thema „Synthetische Substanzen in der Umwelt - Auswirkungen von Plastik und Chemikalien auf Mensch und Ökosysteme“. Die Chemikalien- und Plastikproduktion werde sich in kürzester Zeit verdoppeln, kündigte die Expertin an. Die sich darunter befindlichen gefährlichen Chemikalien, die es auch in Plastik gebe, führten zu massiven Gesundheitsproblemen, wie verschiedenen Krebsarten, Unfruchtbarkeit, Entwicklungsstörungen und Allergien sowie zu massiven Umweltproblemen, wie etwa der Kontamination von Flüssen, Meeren, Böden und Tierpopulationen.
Caterbow verwies darauf, dass gefährliche Inhaltsstoffe in Produkten meist nicht deklariert würden und daher oft unreguliert blieben. Das Schutzniveau in Deutschland für Menschen und Umwelt gegenüber Chemikalienexposition bewertete sie als nicht ausreichend. „Daher brauchen wir auch auf nationaler Ebene dringend Schutzmaßnahmen, vor allem für besonders vulnerable Gruppen“, forderte sie. Positiv bewertete sie das EU-Verbot von Einwegplastikprodukten. Das sei ein „guter Schritt in die richtige Richtung“. Benötigt werde aber deutlich mehr Regulierung, da freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie bisher kaum Erfolg gehabt hätten.
Claus-Gerhard Bannick, Leiter im Fachgebiet „Abwassertechnikforschung, Abwasserentsorgung“ beim Umweltbundesamt, begrüßte es, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Forschungsschwerpunkt „Plastik in der Umwelt“ gesetzt habe, der darauf abziele, Eintrag, Verbreitung und Wirkung von Plastik in der Umwelt zu untersuchen. Dies habe zu erheblichem Wissensgewinn im Bereich Kunststoffe beigetragen, sagte Bannick.
Aktuell fehle es aber an einheitlichen Untersuchungsverfahren im Bereich Mikroplastik. Die Untersuchungsergebnisse verschiedener Studien seien deshalb so gut wie nicht miteinander vergleichbar. „Wir sind aber im Rahmen der Normung auf einem guten Weg“, so der Vertreter des Umweltbundesamtes. Die Bestimmungsgrenze für die Umwelteinträge liege derzeit bei fünf Mikrometer. „Wenn wir uns Zellübergänge anschauen, wird es interessant ab drei oder vier Mikrometer“ gab Bannick zu bedenken. Aktuell gebe es aber noch keine Routineverfahren, um das zu bestimmen.
Außerdem fehle es noch an Bewertungskonzepten für Belastungen von Wasser, Boden und Luft. „Insofern ist eine endgültige Einschätzung, wie schlimm es hier und da ist, aktuell noch nicht einheitlich möglich“, sagte der Agrarwissenschaftler. Seiner Aussage nach gibt es vielfältige Möglichkeiten, bereits jetzt Einträge von Kunststoffen in die Umwelt vorsorglich zu reduzieren. Das Umweltbundesamt habe die Broschüre „Kunststoffe in der Umwelt“ herausgegeben, wo diese Maßnahmen beschrieben werden, sagte Bannick.