05.05.2021 Tourismus — Ausschuss — hib 612/2021

Hoffnungszeichen für europäischen Tourismus

Berlin: (hib/WID) Nach mehr als einem Jahr Corona-Krise wächst unter den Bürgern Europas wieder das Fernweh. Einer aktuellen Umfrage der EU-Kommission zufolge planen 56 Prozent der Menschen eine Urlaubreise innerhalb der nächsten sechs Monate, und wollen 49 Prozent ihre Ferien in einem anderen als dem eigenen Land verbringen. Dies seien die höchsten Werte seit dem Sommern 2020, sagte die zuständige Referentin in der für Binnenmarkt und Industriepolitik verantwortlichen Brüsseler Generaldirektion, Anne von Zukowski, am Mittwoch dem Tourismusausschuss. Sie sprach von einem „Anzeichen der Hoffnung“ auf eine Erholung des europäischen Tourismussektors, zu der die Kommission nach Möglichkeit ihren Beitrag leisten wolle.

Es werde nach Schätzung ihrer Behörde allerdings mindestens zwei, wahrscheinlich eher vier Jahre dauern, bis die europäische Reiseverkehrsbranche wirtschaftlich wieder so stark dastehe wie zuletzt 2019. Das „Ökosystem“ Tourismus sei durch die Krise hart getroffen, worunter insbesondere die klassischen Urlaubs- und Reiseländer zu leiden hätten. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Übernachtungen um 49 Prozent, die der Einreisen von außerhalb der EU um 70 Prozent eingebrochen. Elf Millionen Arbeitsplätze in Gastronomie, Hotellerie und Reisewirtschaft im weiteren Sinne stünden europaweit auf der Kippe. Die Investitionslücke im europäischen Tourismussektor belaufe sich im vorigen und in diesem Jahr auf 161 Milliarden Euro. Aus Verbrauchersicht rangiere die Branche derzeit am unteren Ende der Vertrauensskala.

Unter den Maßnahmen, mit denen die Brüsseler Kommission den Wiederaufschwung zu unterstützen hoffe, nannte von Zukowski die Entwicklung eines europäischem digitalen Impfpasses, des sogenannten „Grünen Zertifikats“, sowie das Angebot eines europaweit gültigen „Covid-19-Gesundheitssiegels“, für das Unternehmen der Reisebranche sich qualifizieren könnten. Das „Grüne Zertifikat“ sei seit Mitte März in der Planung, solle in diesem Monat in einer Pilotphase erprobt und voraussichtlich rechtzeitig vor Beginn der Feriensaison Mitte Juni eingeführt werden. Das Ziel sei, in diesem Sommer Tourismus in der EU wieder zu ermöglichen.

Um das europäische „Covid-19-Gesundheitssiegel“ sollen sich Unternehmen bewerben können, die sich auf eine strikte Beachtung vorgegebener Hygienestandards festlegen und sich dabei auch „einer gewissen Kontrolle“ zu stellen haben. Von Zukowski betonte, dass das Siegel keine Pflicht sei, sondern lediglich ein Angebot, den Tourismus in Europa zu unterstützen. Die Kommission könne auf diesem Feld ohnehin nicht allein agieren: „Uns fehlen die Kompetenzen.“ Sie sei daher auf die Mitwirkung der Mitgliedsstaaten angewiesen. Das gemeinsame Ziel müsse sein, das Vertrauen der Verbraucher in die Branche wiederherzustellen und die EU als „Hochqualitäts-Reiseziel“ zu erhalten und auszubauen.

Wie von Zukowski weiter ankündigte, soll in den nächsten Tagen ein Online-Leitfaden an den Start gehen, um insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen der Tourismusbranche den Zugriff auf verfügbare Fördertöpfe der EU zu erleichtern. Sie wies darüber hinaus auf den derzeit laufenden Prozess der Erarbeitung einer „Europäischen Tourismus-Agenda“ hin, zu der im vergangenen Oktober ein Kongress den Anstoß gegeben habe. Die 800 Teilnehmer hätten sich dabei auf 30 „Aktionspunkte“ geeinigt.

Marginalspalte