07.05.2021 3. Untersuchungsausschuss — Ausschuss — hib 622/2021

Persönliche Assistentin Marsaleks sagt aus

Berlin: (hib/LL) Um dem flüchtigen Ex-Wirecard-Chef Jan Marsalek und seinem Geschäftsgebaren ein Stück näher zu kommen, nahmen sich die Abgeordneten des 3. Untersuchungsausschusses („Wirecard“) am Donnerstagabend, 6. Mai 2021 auch noch die Zeugin H., die ehemalige persönliche Assistenten Marsaleks, vor.

Sie pflegte über sieben Jahre seinen Terminkalender, wusste einiges über Geschäftspartner, Treffen und Reisen ihres ehemaligen Chefs zu berichten. Aber auf der anderen Seite so gut wie nichts zu Gesprächsinhalten oder auch über den Mensch Marsalek.

Mit einem Stakkato an Detailfragen versuchten die Mitglieder des Ausschusses in mehreren Fragerunden der Zeugin Fakten zu entlocken, um ihr Wissen zu den verschiedensten Komplexen des Untersuchungsgegenstandes zu komplettieren. Ein Schlüssel war dabei Marsaleks E-Mail-Account.

Eine Kopie seines gesamten Mail-Archivs habe Marsalek noch am 17. Juni 2020, als alles zu Ende war, die Firma insolvent, ihr Chef auf der Flucht, geordert, berichtete H. Sie dagegen habe nach Ihrem Ausscheiden bei Wirecard sämtliche Kommunikationsgeräte abgegeben. Marsalek hatte offenbar ein merkwürdiges Faible für den russischen Messaging-Dienst Telegram. Oft sei dieser Kanal die einzige Möglichkeit gewesen, ihn dienstlich zu erreichen, berichtete die Zeugin.

Haben Sie diesen oder jenen Namen schon mal gehört, wissen Sie wer sich warum wann mit wem getroffen hat? In einigen Fällen landeten die Ausschussmitglieder mit diesen Fragen einen Treffer. Aber das Wissen der Zeugin endete ihrem Jobprofil entsprechend stets an der Türklinke zum Besprechungsraum. Sie habe die Gäste, die zu einem Meeting in die Firmenzentrale kamen, am Empfang abgeholt und zu den vorgesehenen Räumlichkeiten gebracht.

Konnte sie dennoch ein paar Gesprächsfetzen auffangen? Wie war die Stimmung als die Tür wieder aufging? Hat der Zatarra-Report 2016 mit negativen Enthüllungen über Wirecard zu einem Kurssturz der Gefühle geführt? Die Anordnung des Leerverkaufsverbots 2019 durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zu Partystimmung?

Ja, der Zatarra-Bericht sei ein großes, ja oft tagesfüllendes Thema gewesen, einen regen Austausch habe es dazu zwischen den Vorständen gegeben, so die Zeugin. Es habe viel Pressearbeit gegeben. Und das Thema sei über Jahre immer wieder aufgetaucht. „Das hatte eine gewisse Konstanz war immer wieder akut. Da stand oft alles andere hinten an.“ Keine messbaren Regungen bei ihren Vorgesetzten habe dagegen das Leerverkaufsfverbot ausgelöst.

Hatte sie über Marsalek, als Vertriebsvorstand für das Asiengeschäft zuständig, einen Eindruck von den Geschäftsaktivitäten in Asien, lautete eine weitere Frage. Man habe dort Firmen erworben und in den Konzern integriert, Kunden betreut. So viel wisse sie.

Welchen Eindruck hatten Sie von dem Verhältnis zu den Wirtschaftsprüfern von EY? Zu vielen Sachverhalten konnte die Zeugin nichts beitragen. Wie viele Treffen zwischen Marsalek und der Oberstaatsanwältin Bäumler-Hösl gab es? Gefühlte drei.

Zugang zum Menschen Marsalek, Eindrücke von Privatem aber hat die Zeugin H. nach eigener Auskunft auch in sieben Jahren Tätigkeit für ihren Chef nicht bekommen. Da habe dieser eine klare Grenze gezogen. Er sei nicht völlig emotionslos gewesen. Aber eben nicht der kumpelhafte Chef-Typ, der am Montag vom Wochenende erzählt und mit dem man sich auch mal über private Dinge austauscht. Was ihr so auch sehr angenehm gewesen sei, so die Zeugin. Sie habe sich vor acht Jahren ganz normal bei Wirecard beworben, sei dann zufällig bei Marsalek gelandet und habe dort einfach ihren Job gemacht.

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