19.05.2021 Sport — Ausschuss — hib 675/2021

Stärkung des Frauensports und Kampf gegen Rassismus

Berlin: (hib/HAU) Die Leichtathletin Fabienne Königstein hat als Vertreterin des Vereins Athleten Deutschland am Mittwoch vor dem Sportausschuss eine signifikante Erhöhung des Frauensportanteils in der Medienberichterstattung sowie kindgerechte Rahmenbedingungen, die die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Spitzensport gewährleisten, gefordert. Beides seien Zielstellungen der Initiative „Athletinnen D“, sagte Königstein.

Sportlerinnen seien in der medialen Berichterstattung stark unterrepräsentiert, erläuterte sie. Verschiedene Studien bezifferten den Anteil der Berichterstattung über Frauensport auf zehn bis 15 Prozent. Zwischen 82 und 100 Prozent der wettkampfbezogenen Sportmeldungen in den Abendnachrichten bezögen sich danach auf Männersport. Die Unterrepräsentanz der Sportlerinnen in der medialen Berichterstattung erachtet Königstein als eine „entscheidende Hürde zur Verwirklichung der Gleichstellung im Spitzensport“. Als Beispiel für die Ungleichbehandlung führte die Langstreckenläuferin die Situation bei einem Marathonlauf an, wo der Sieger der Männer, schon für das Fernsehen interviewt werde, während von den Kameras unbeachtet die Siegerin bei den Frauen ins Ziel komme.

Was die Vereinbarkeit von Familienplanung und Spitzensport angeht, so fordere die Initiative „Athletinnen D“ eine bundesweite Kompetenzstelle zur trainingswissenschaftlichen Begleitung, Belastungssteuerung und sport-gynäkologischen Beratung, sagte Königstein. Zugleich brauche es transparente und verbindliche Regeln zum Verbleib im Bundeskader im Falle von Schwangerschaft und Mutterschaft. Dass es sich viele Athletinnen nicht vorstellen könnten, Mutter zu werden, habe mit eben diesen fehlenden Strukturen zu tun, sagte die Athleten Deutschland-Vertreterin.

Die Fechterin Alexandra Ndolo stellte die ebenfalls unter dem Dach des Vereins Athleten Deutschland agierende Arbeitsgruppe „Anti-Rassismus“ vor. Ihrer Aussage nach sind Rassismuserfahrungen im Spitzensport vielfältig. Es gehe um rassistische Beleidigungen von anderen Athleten und Trainern, verletzende Aussagen zu Hautfarbe oder Herkunft und rassistische Kommentare in den sozialen Netzwerken. Die davon Betroffenen hätten das Gefühl, damit allein gelassen zu werden, sagte Ndolo. Rassismus werde innerhalb der Verbände oft ausgeblendet. Man sei zwar dagegen - damit befassen wolle sich aber niemand. Meldungen zu rassistischen Vorfällen würden nicht ernst genommen, beklagte die Fechterin, die in Bayreuth als Tochter einer polnischen Mutter und eines kenianischen Vaters geboren wurde. Bei der sehr homogenen Besetzung des Verbandspersonals fehlt es aus ihrer Sicht an der Sensibilität dafür, „was es bedeutet, eine Minderheit zu sein und ausgegrenzt zu werden“.

Die Arbeitsgruppe „Anti-Rassismus“ fordere daher ein öffentliches Bekenntnis der Verbände gegen Rassismus sowie Sensibilisierungsmaßnahmen im Rahmen von Lehrgängen und der Trainerausbildung. Außerdem brauche es klare Verfahrensweisen und Sanktionspraktiken bei rassistischen Vorfällen, einschließlich der Hinweise für die Weiterleitung an entsprechende Beratungs- oder Mediationsstellen, sagte Ndolo.

Der Geschäftsführer von Athleten Deutschland, Johannes Herber, machte vor den Abgeordneten deutlich, dass die Schaffung eines Zentrums Safe Sport als unabhängige Anlaufstelle für Betroffene von Gewalt und Missbrauch im Spitzensport von den Athleten vollumfänglich begrüßt werde. Die Ansprechpartner in den Verbänden genössen nicht das Vertrauen der Athleten und besäßen vielfach auch nicht die Kompetenzen, um mit diesen Fällen umzugehen, sagte er. Ein Zentrum Safe Sport, so Herber, solle auf bestehende lokale und regionale Strukturen zurückgreifen und nicht zentralisieren. Gleichwohl brauche es eine unabhängige Anlaufstelle, weil es zu viele Beispiele dafür gebe, das Meldungen über Gewalt und Missbrauch in den Verbänden versandet seien.

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